Zeitschrift

Sicherheit und Kriminalität


 

Heft 1/ 2003

Hrsg: LpB

 



 

Inhaltsverzeichnis

  Ein komplexes und schwierig zu fassendes Phänomen
 

Kriminalitätsfurcht und ihre Ursachen

 

Von Helmut Kury und Joachim Obergfell-Fuchs  

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Prof. Dr. Helmut Kury lehrt an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max- Planck-Institut für ausländisches und internationales Strafrecht. Seit mehr als 15 Jahren führt Prof. Dr. Helmut Kury Untersuchungen über Opfer von Straftaten durch. Dr. Joachim Obergfell-Fuchs ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck- Institut für ausländisches und internationales Strafrecht. Seine Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte sind: Opferforschung, Kriminalprävention, Privatisierung von Sicherheit, Strafeinstellungen, Opfer und Täter von Sexualstraftaten

Kriminalitätsfurcht ist eine Größe, die oftmals (partei) politisches Handeln initiiert und begründet. Steigende Furcht vor Verbrechen führt häufig zu Forderungen an die Politik, etwas gegen die "überhandnehmende" Kriminalität zu tun. Im gleichen Atemzug werden schärfere Gesetze und härtere Sanktionen gefordert. Die kriminologische Forschung hingegen zeigt, dass es keinen bzw. allenfalls einen geringen Zusammenhang zwischen Verbrechensfurcht und tatsächlicher Kriminalitätsbelastung gibt. Obwohl das Konstrukt "Kriminalitätsfurcht" methodisch schwer zu fassen ist, kommen deutsche und internationale Studien zu diesem übereinstimmenden Ergebnis. Die von Helmut Kury und Joachim Obergfell-Fuchs vorgestellten Studien belegen, dass die individuelle Ausprägung von Verbrechensfurcht weitgehend unabhängig ist von der Kriminalitätsbelastung. Vielmehr wird sie beeinflusst von dem in den Medien dargestellten "Kriminalitätsbild", von der politischen "Großwetterlage", von verschiedenen demografischen Merkmalen der Bürger und Bürgerinnen (z.B. Geschlecht und Alter), von ihren Lebensbedingungen sowie von der Persönlichkeit des Einzelnen. Von daher scheint die Schaffung und Umsetzung kriminalpräventiver Maßnahmen vielversprechender zu sein als der Ruf nach unangemessenen Reaktionen des Staates und härteren Strafen für die Täter. Red.

 

Kriminalitätsfurcht ist keine neue Erscheinung

Die Furcht vor Straftaten, insbesondere selbst Opfer zu werden, ist, wie die Kriminalität, keine neue Erscheinung. Historische, literarische und neuerdings elektronische Zeugnisse weisen einerseits auf die verbreitete Faszination des "Grusels", andererseits aber auch auf das subjektive Gefühl des Bedrohtseins hin. So gehören Kriminalromane seit jeher mit zu den beliebtesten Literaturgattungen. Wenn nun von politischer oder auch medialer Seite vielfach der Eindruck zu erwecken versucht wird, es sei noch nie so schlimm mit der Kriminalität gewesen wie zur Zeit, so lehrt die Geschichte anderes (Eisner 1994; 2001), wenngleich auch davon ausgegangen werden kann, dass dieser Eindruck eines Kriminalitätsanstiegs wohl zu allen Zeiten zum kollektiven Alltagswissen der Bürger gehörte (Kerner 1980, S. 87). Aber auch der bewusste Einsatz von Angst als Mittel der Steuerung hat eine lange Tradition und spielt nach wie vor eine große politische Rolle, wenn vor Bundes- oder Landtagswahlen das Thema "Kriminalität" und "Innere Sicherheit" aufgegriffen wird mit dem Versprechen, nun "endlich" etwas gegen die "steigende Kriminalität und Unsicherheit", neuerdings vor allem gegen "Sexualstraftäter und Kinderschänder", zu unternehmen.

 

Die Messung der Kriminalitätsfurcht: Ein methodisches Problem

So sehr Kriminalität ein "Thema" der Menschheit ist, begann man erst vor ca. 170 Jahren in einzelnen Ländern bzw. Landesteilen und Städten, sie systematisch in Form von Kriminalstatistiken zu registrieren, wobei die Problematik des Dunkelfeldes, d.h. der nicht von der Polizei erfassten Straftaten zwar früh gesehen, aber erst seit Ende der 1960er-Jahre durch das Aufkommen so genannter "Opferstudien" ("Victim Surveys") systematisch - ausgehend von verschiedenen US-amerikanischen Städten (Ennis 1967) - angegangen wurde. Dieses neue Instrumentarium, das mit dem Aufblühen der Umfrageforschung seit 1989 auch in Deutschland bundesweit, davor schon bei regional begrenzten Städtestudien (Schwind u.a. 1975), zum Einsatz kommt (Kury 1991; Kury u.a. 1992; 2000), bietet die Möglichkeit, neben Opfererlebnissen und deren Anzeige auch Informationen zur Verbrechensfurcht und zu Sanktionseinstellungen oder Präventionsmaßnahmen zu erheben. Im Laufe der Zeit wurden die Umfragen mehr und mehr ausdifferenziert und verfeinert. Neuere Methoden, wie telefonische Befragungen oder Umfragen über das Internet, erleichterten einerseits die Datenerhebung, sind wesentlich kostensparender und schneller umzusetzen als die noch immer verbreiteten schriftlichen und persönlichen Befragungen, bringen jedoch andererseits auch enorme methodische Probleme mit sich, insbesondere wenn es um die Erfassung sensibler Themen geht, wie sie manche Bereiche der Kriminalität, insbesondere sexuelle Opferwerdungen, darstellen. Die massenhafte Durchführung solcher Studien, oft nur mit schnell und ad hoc zusammengestellten Fragebögen, führen teilweise zu Resultaten, deren Aussagekraft wenig abschätzbar ist, was auch die nicht selten widersprüchlichen Ergebnisse deutlich machen. Was Kriminalitätsfurcht betrifft ist das Fatale solcher Resultate vielfach, dass es hierbei um eine Größe geht, "mit der politisches Handeln initiiert und begründet wird. Das heißt, die Ergebnisse von Befragungen zu diesem Thema haben Konsequenzen" (Kreuter 2002, S. 15). Das weist auf die politische Verantwortung der Forscher in diesem Bereich hin, die seit den 1960er-Jahren enorm zugenommen hat. Hale, der 1996 einen Überblick über die bis dahin vorliegenden Ergebnisse gibt, schätzt, dass in den letzten 30 Jahren mehr als 200 Artikel, Bücher und sonstige Veröffentlichungen zu dem Thema erschienen sind, wobei er nur die englischsprachige Literatur berücksichtigt. Allein im deutschsprachigen Bereich dürften in derselben Zeit mindestens weitere 50 Veröffentlichungen hinzukommen, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

 

Der Stoff aus dem Kriminalitätsfurcht gemacht ist: sich zusammenrottende und gewalttätige Jugendliche in dunklen Hauseingängen. Das Bild erinnert an eine Szene aus dem Filmklassiker "Uhrwerk Orange" von Stanley Kubrick. 

Foto: dpa

 

Das Konstrukt "Kriminalitätsfurcht" ist schwer zu erfassen

Schwächen der Erforschung der Kriminalitätsfurcht - bzw. des Kriminalitätsgeschehens insgesamt - haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten im Zusammenhang mit den in den Studien mehr und mehr zu Tage geförderten Erkenntnissen zunehmend gezeigt. Die zuverlässige Erfassung eines komplexen Konstrukts wie "Verbrechensfurcht" - aber auch "Kriminalität" selbst -, etwa dessen Abgrenzung von anderen furchtbesetzten Ereignissen, ist schwierig und bis heute nicht überzeugend gelungen. Zu Recht wird von Kritikern teilweise gefragt, ob es Furcht ist, was die Verbrechensfurchtforschung misst, oder "etwas anderes" (Smith und Torstensson 1997, S. 609; Hale 1996; Hough 1995). Allein die Operationalisierung der Verbrechensfurcht, d.h. die angemessene Art ihrer Messung, bereitet Schwierigkeiten und ist schon bei den deutschen Studien unterschiedlich, von internationalen ganz zu schweigen. Das bereitet entsprechend Probleme beim Vergleich der Resultate verschiedener Untersuchungen. Teilweise versucht man, dieses Problem dadurch zu reduzieren, dass man auf das so genannte "Standarditem" zurückgreift, das auf die ersten Opferuntersuchungen in den USA zurückgeht. In Deutschland wurde dieses Item in zahlreichen Studien etwa in der Form eingesetzt: "Gibt es eigentlich hier in der unmittelbaren Nähe - ich meine, so im Umkreis von einem Kilometer - irgendeine Gegend, wo Sie nachts nicht alleine gehen möchten?" In anderen Studien finden sich leicht abgeänderte Fassungen, wie: "Wie sicher fühlen Sie sich oder würden Sie sich fühlen, wenn Sie hier in dieser Gegend nachts draußen alleine sind?" (Kreuter 2002, S. 47). Dieses Item setzte, jedoch weniger aufgrund seiner Qualität und Messgenauigkeit als seiner jahrzehntelangen nationalen und internationalen Nutzung, "Standards". Seine Messgenauigkeit wurde immer wieder kritisiert. So wurde beispielsweise zu Recht darauf hingewiesen, dass mit der Frage eine allgemeine Furcht "nachts draußen" erhoben wird, die nichts mit Kriminalität zu tun haben muss. Wer hier Furcht angibt, kann dies tun, weil er sich allgemein vor der Dunkelheit fürchtet oder vor der Gefahr, einen Unfall zu erleiden. Hinzu kommt, dass ein komplexes Phänomen wie Verbrechensfurcht nicht mit einer einzigen Frage zu erfassen ist. Entsprechend wurden teilweise umfangreichere Fragenkataloge eingesetzt, die dann auch ergaben, dass Verbrechensfurcht mehrere Dimensionen umfasst, wie beispielsweise eine "emotionale" und eine "kognitive" (vgl. Obergfell-Fuchs/Kury 1996). Je nachdem, welches Item zur Erfassung der Verbrechensfurcht eingesetzt wird, fallen die Ergebnisse anders aus. Das zeigt sich beispielsweise auch darin, dass die in Deutschland gefundenen Resultate deutlich zwischen unterschiedlichen Studien variieren. Längsschnittvergleiche sind aufgrund dieser methodischen Probleme kaum möglich, da man nie sicher sein kann, ob die gefundenen Unterschiede auf eine Veränderung der Befindlichkeit in der Bevölkerung zurückzuführen sind oder durch die methodischen Unterschiede bewirkt wurden. 

Hinzu kommt, dass die Erfassung der Verbrechensfurcht und vergleichbarer Bereiche nicht nur von der Operationalisierung und Formulierung der Items abhängt, sondern auch von dem Kontext, in welchem die Konstrukte abgefragt werden (Kreuter 2002, S. 160ff.; Kury u.a. 2003a; 2003b). Auch in "Victim Surveys" (d.h. Opferstudien) ist entscheidend, in welchem Gesamtzusammenhang die Fragen stehen: Wird die Furcht etwa nach den Opferfragen oder davor erfasst. Wird den Befragten z.B. nach den Opferitems die Frage nach der Verbrechensfurcht gestellt, ist aufgrund der vorangegangenen Sensibilisierung durch diese Fragen mit höheren Werten zu rechnen, als wenn die Furchtfragen gleich zu Beginn gestellt werden. So zeigen Studien mit neutralem Kontext oft relativ niedrige Furchtwerte. Den enormen Einfluss, den die Gestaltung einer Umfrage auf deren Ergebnisse hat, konnte auch anhand anderer Themen, z.B. Sanktionseinstellungen, gezeigt werden (Kury 1993; Kury/Würger 1993). Hinzu kommen schließlich noch Stichprobeneinflüsse. Vielfach werden Opferstudien nicht an repräsentativen Bevölkerungsstichproben durchgeführt, sondern an Subgruppen, was die Frage der Verallgemeinerbarkeit der Resultate aufwirft. Dies zeigt, dass die Ergebnisse zur Verbrechensfurcht mit Vorsicht zu interpretieren sind. Das wird auch dadurch bestärkt, dass solche Resultate sich unter dem Einfluss bestimmter und aktueller Ereignisse (z. B. besonders schwerer Straftaten), vor allem wenn diese in den Medien breit und spektakulär aufbereitet werden, rasch ändern können.

 

Kriminalitätsfurcht in Deutschland: Einige Hintergründe

Das Thema Kriminalitätsfurcht hat in Deutschland vor allem Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre an Bedeutung und öffentlichem Interesse gewonnen. In diese Zeit fällt der Zusammenbruch des früheren "Ostblocks" und die Wiedervereinigung Deutschlands, ein Ereignis, das in beiden Landesteilen mit großer Euphorie gefeiert wurde, hatte man doch jahrzehntelang darauf gehofft. Bald zeigte sich jedoch, dass die versprochenen "blühenden Landschaften" auf sich warten ließen, der enorme politische und gesellschaftliche Wandel Geld kostete und eine Fülle von Problemen zu überwinden waren. Die zeitlich einhergehende Öffnung der Grenzen in Europa brachte zwar viele Annehmlichkeiten mit sich, allerdings auch das Problem vermehrter Zuwanderung, Erleichterungen nicht nur für Touristen, sondern auch für (organisierte) Straftäter. Neue Kommunikationsmedien, insbesondere das Internet, trugen im Rahmen wachsender Globalisierung zu vermehrter Vernetzung - auch krimineller Organisationen - bei.

Die Kriminalitätsbelastung in den früheren sozialistischen Ländern, so z.B. in der DDR, war (deutlich) niedriger als in den westlichen Ländern, auch der Bundesrepublik Deutschland. Die offizielle Kriminalitätsbelastung in der früheren DDR betrug etwa 10% derjenigen Westdeutschlands und war unter politischem Einfluss erheblich "geschönt". Nach Berechnungen lag die Kriminalitätsbelastung in der früheren DDR gegen Ende deren Existenz etwa bei einem Drittel bis zur Hälfte derjenigen Westdeutschlands (von der Heide/Lautsch 1991; Kerner 1997, S. 347). Nach der Wende, als sich in den neuen Bundesländern mehr und mehr westliche Lebensbedingungen ergaben, stieg - erwartungsgemäß - auch die Kriminalitätsbelastung auf Westniveau, teilweise sogar darüber, wie einige Untersuchungen vermuten lassen (Kury u.a. 2000). Das bedeutet aber, dass innerhalb von wenigen Jahren die Kriminalitätsbelastung in den neuen Bundesländern auf das Doppelte bis Dreifache stieg. Eine solch deutliche Steigerung konnte von der Bevölkerung nicht unbemerkt bleiben, vor allem deshalb nicht, weil diese von den zahlreichen neu gegründeten Medien in ihrem Konkurrenzkampf um Leser und Zuschauer begierig aufgegriffen wurde, nach dem alten Rezept, dass sich neben "Sex" vor allem "Crime" gut verkauft.

In diesem Kontext war zu erwarten, dass die "Kriminalitätsfurcht" auch im Zusammenhang mit allgemeinen deutlich größeren Verunsicherungen der Bevölkerung aufgrund der Veränderungen durch die Wende steigen würde. Die westdeutsche Bevölkerung erlebte durch die Wende zwar weniger Veränderungen und die Medienberichterstattung über Kriminalität war man gewohnt. Allerdings machte sich auch hier zu Beginn der 90er-Jahre eine zunehmende Verunsicherung breit, einerseits geschürt durch vermehrte Berichte einer angeblich oder tatsächlich steigenden Kriminalität, z.B. im Bereich der Sexualstraftaten, vor allem hinsichtlich sexuellen Kindesmissbrauchs. Hinzu kamen andererseits weitere wachsende gesellschaftliche Probleme, die zur Verunsicherung der Bevölkerung beitrugen, wie z.B. steigende Gesundheitskosten, unsichere Renten und insbesondere wachsende Arbeitslosigkeit. Unter dem Stichwort der "Globalisierung" öffneten sich mehr und mehr Grenzen, ergaben sich neue Möglichkeiten, gleichzeitig aber auch gewaltige Herausforderungen, denen sich Politik und Wirtschaft zu stellen hatten und die nicht zuletzt beim einzelnen Bürger zu Ängsten und dem Gefühl mangelnder Beherrschbarkeit der sich zeigenden Anforderungen führten. In dieser zunehmenden "Risikogesellschaft" (Beck 1986) bekam das Thema "Kriminalität" eine besondere, auch wachsende politische Bedeutung. Die steigende "Verbrechensfurcht", ausgedrückt und auch verstärkt durch die Boulevardmedien und deren Forderung an die Politik etwas gegen die "überhandnehmende" Kriminalität zu tun, führte meist zu Versprechungen von (primärpräventiven) Maßnahmen, die kaum oder gar nicht umgesetzt wurden, und sich oftmals nur in schärferen Gesetzen und härteren Sanktionen erschöpften. Damit traf und trifft man allerdings den Wunsch großer Teile der Bevölkerung, welche die Lösung des "Kriminalitätsproblems" vor allem in härteren Sanktionen sehen - auch das ein immer wieder gefundenes Resultat internationaler Kriminalitätsforschung.

 

Kriminalitätsfurcht in Deutschland - Unterschiede zwischen Ost und West

Zur Verbrechensfurcht fehlen in Deutschland vor dem Hintergrund der beschriebenen methodischen Probleme vor allem systematische Längsschnittstudien, wie sie in anderen Ländern vorliegen, in Großbritannien z.B. in Form der "British Crime Survey". Einzelne Studien konnten jedoch die erwarteten Entwicklungen hinsichtlich eines Anstiegs der Verbrechensfurcht in Deutschland zu Beginn der 1990er- Jahre einerseits und andererseits besonders hoher Werte in den neuen Bundesländern deutlich belegen. Kury u.a. (1992, S. 230ff.) führten Ende 1990, direkt nach der Wende, eine erste große Opferstudie in Ost- und Westdeutschland durch, bei welcher 7.000 Bürger im Alter ab 14 Jahren befragt wurden. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeigte sich in Ostdeutschland eine geringfügig höhere Verbrechensfurcht als in den alten Bundesländern. So schätzten 13,0% der Westund 17,3% der Ostdeutschen ihre Wohngegend als zumindest "ziemlich unsicher" ein, "sehr" bzw. "ziemlich unsicher" fühlten sich nachts alleine in der Wohngegend 23,3% der West- und 33,0% der Ostdeutschen und 12,7% der West- und 14,6% der Ostdeutschen gaben an, dass sie immer bestimmte Orte in der Wohngegend bei Dunkelheit meiden würden. Kury u.a. (2000) befragten Ende 1991, Anfang 1992 weitere ca. 5.600 Bürger ab dem 14. Lebensjahr in Jena und Freiburg sowie jeweils umliegenden kleineren Orten. Was die Verbrechensfurcht betrifft, ergab sich nun ein deutliches Auseinanderklaffen der beiden Landesteile. So gaben 4,3% der Freiburger an, dass sie sich nachts in der Wohnung unsicher fühlten, in Jena waren dies dagegen nicht weniger als 9,5%, also ungefähr doppelt so viele. Was das Unsicherheitsgefühl nachts allein in der Wohngegend (Standarditem) betrifft, zeigte sich dieselbe Entwicklung (Kury u.a. 2000, S. 550f.). In Freiburg gaben 45,3%, also nahezu die Hälfte an, dass sie sich nachts alleine in ihrer Wohngegend auf der Straße "sehr" bzw. "etwas unsicher" fühlten. In Jena waren dies dagegen 68,4%, also wesentlich mehr.

Dies deutet, bei aller Problematik solcher Vergleiche allein wegen der unterschiedlichen Stichproben, auf einen Anstieg der Verunsicherung hin, genau dies war vor dem Hintergrund der obigen Überlegungen im Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Entwicklungen nach der Wende auch zu erwarten - vor allem in den neuen Bundesländern.

 

Es gibt nur wenige Längsschnittdaten zur Verbrechensfurcht

Die wenigen kontinuierlichen Längsschnittdaten zur Verbrechensfurcht, die wir in Deutschland haben, gehen auf die seit 1991 jährlich durchgeführte Umfrage der R+V-Versicherung zu den "Ängsten der Deutschen" zurück. Hierbei werden jeweils Zufallsstichproben von ca. 2.000 repräsentativ ausgewählten Bundesbürgern befragt, die Daten sind somit weitgehend verallgemeinerbar. Das Erhebungsinstrument ist jeweils dasselbe. Die Auswertung erfolgt getrennt nach Ost- und Westdeutschen. Erfasst werden zum einen die Angst vor allgemeinen Lebensrisiken, wie Krankheit, Pflegefall im Alter oder Arbeitslosigkeit, zum anderen die Angst, Opfer einer Straftat zu werden. 

Ein Längsschnittvergleich über die Mittelwerte aller erfassten Lebensrisiken, einschließlich einer kriminellen Viktimisierung, zeigt vor allem zweierlei: Zum einen war die Einschätzung der Lebensrisiken kurz nach der Wende (1991) in Ost- und Westdeutschland weitgehend gleich, in Ostdeutschland tendenziell sogar eher niedriger als in Westdeutschland (vgl. Abbildung 1). Der Mittelwert über alle Lebensrisiken war 1991 so niedrig wie in den Folgejahren nie wieder, d.h. die Ost- und Westdeutschen fühlten sich damals mit relativ wenigen Lebensrisiken konfrontiert bzw. schätzten die Gefahr weniger dramatisch ein. Zum anderen stiegen ab dann die Werte in beiden Landesteilen bis 1993 deutlich an, gingen 1994 parallel etwas zurück, um ab dann bis 1996/97 erneut anzusteigen. Der Anstieg ab 1991 war in Ostdeutschland erheblich deutlicher als in Westdeutschland und führte dazu, dass in Ostdeutschland die abgefragten Lebensrisiken seither wesentlich deutlicher und ausgeprägter erlebt werden als in Westdeutschland. Die Diskrepanz zwischen den beiden Landesteilen erhöhte sich ab 1997 nochmals: Während der Mittelwert über alle Lebensrisiken in Westdeutschland eine rückläufige Tendenz zeigte, blieb er in Ostdeutschland relativ stabil mit eher steigender Tendenz bis 1999. Im Jahre 2000 war der Unterschied zwischen beiden Landesteilen so groß wie nie zuvor. Während die Werte in Ostdeutschland allerdings bis 2002 kontinuierlich sanken, blieben sie in Westdeutschland ab 2000 konstant und stiegen im letzten Jahr leicht an. Offensichtlich nähern sich beide Landesteile wieder an, allerdings auf einem deutlich höheren Niveau als 1991. Hierin drückt sich, vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklung, auch die gegenwärtig stärkere Verunsicherung der Bevölkerung aus.

Betrachtet man die Entwicklung der Unsicherheitswerte für Ost- und Westdeutschland nur bezogen auf die abgefragten Straftaten, zeigt sich ein etwas anderer Verlauf (vgl. Abbildung 1). Relativ rasch nach der Wende (1991) waren die Ängste der Ostdeutschen, Opfer einer Straftat zu werden, hiernach bereits erheblich ausgeprägter als bei den Westdeutschen. Das ist vor dem Hintergrund der erheblichen Verunsicherung direkt nach der Wende, der rasch zunehmenden Kriminalitätsbelastung, des Erlebens der "Unfähigkeit" der Polizei, das "Kriminalitätsproblem" in den Griff zu bekommen und der Zunahme der Kriminalitätsberichterstattung in den Medien verständlich. 1991 war dieser Prozess bereits voll im Gange. Die Ergebnisse unserer Studien zur Situation zur Wendezeit (vgl. oben) deuten darauf hin, dass die Unterschiede damals noch geringer waren. Vor der Wende dürfte das Sicherheitsgefühl hinsichtlich Kriminalität in der früheren DDR größer gewesen sein als in der alten Bundesrepublik. So waren in der früheren DDR die Sicherungsmaßnahmen der Bürger gegen eine kriminelle Opferwerdung deutlich geringer als in Westdeutschland. 

Im Laufe der Zeit dürften sich die Bürger mehr und mehr an die neue Situation gewöhnt haben, was auch zu einem Rückgang der Verbrechensfurcht ab 1996 beigetragen haben dürfte. Ab 1996 sinken die Verbrechensfurchtwerte in beiden Landesteilen mit Ausnahme des Jahres 2000, wo sich jeweils ein kurzfristiger Anstieg zeigt. Auch nähern die Verbrechensfurchtwerte sich in beiden Landesteilen insbesondere 2002 erheblich an. Im Vergleich zu 1991 erreichen sie in Westdeutschland etwa denselben Wert, in Ostdeutschland sinken sie deutlich ab. 

Der Anstieg der Verbrechensfurcht ab 1991, insbesondere auch ab 1994 in Ost- und Westdeutschland dürfte mit der vermehrten Medienberichterstattung zum Thema Kriminalität, insbesondere zum sexuellen Kindesmissbrauch ab der ersten Hälfte der 90er-Jahre zusammenhängen (Rüther 1998, S. 247). Die ausführliche und emotional geführte Berichterstattung einzelner Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs mit Todesfolge mündete in der breiten Forderung nach härteren Sanktionen und trug letztlich zur Verabschiedung des "Gesetzes zur Bekämpfung von Sexualdelikten und anderen gefährlichen Straftaten" im Jahr 1997 bei. Es war der Eindruck entstanden, es handle sich bei den Sexualmorden um eine Straftatengruppe mit steigender Tendenz, wenngleich die Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für die letzten Jahrzehnte das Gegenteil zeigen. Was allerdings deutlich stiegt, ist die Zahl der Medienberichte zu dem Thema (Rüther 1998; siehe auch Abbildung 2). Eine solche, aus kriminologischer Sicht umstrittene Gesetzesverschärfung lässt sich letztlich nur mit der Entwicklung der öffentlichen Diskussion, vor allem der hier medial geschürten Ängste gegenüber dieser Tätergruppe begründen (Rückert 2003).

Vergleicht man die Entwicklung der Verbrechensfurchtwerte mit den Furchtwerten der allgemeinen Lebensrisiken, zeigt sich eine deutliche Parallelität (vgl. Abbildung 1). Aufwärts- und Abwärtsbewegungen verlaufen weitgehend parallel. Es zeigt sich aber auch, dass in den letzten Jahren die Verbrechensfurcht gegenüber anderen "Ängsten" zurückgetreten ist. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die intensive Diskussion um das Thema Verbrechensfurcht und Kriminalitätsentwicklung in der Öffentlichkeit in den letzten Jahren vielfach den Eindruck erweckte, dass es sich hierbei um "das" zentrale Problem der Gesellschaft handle, was jedoch, wie die Untersuchung deutlich macht, nie der Fall war. Abbildung 3 zeigt die Einschätzung der einzelnen abgefragten Lebensrisiken im Vergleich. Hieraus geht hervor, dass die Angst, Opfer einer Straftat zu werden, im Jahr 2002 erst an 16. Stelle genannt wird, nach Umweltzerstörung oder auch Vereinsamung sowie geringerem Lebensstandard im Alter.

 

Abbildung 1: Die Ängste der Deutschen 1991-2001. Mittelwerte der erfragten Straftaten und allgemeinen Lebensrisiken in Ost- und Westdeutschland

Quelle: R+V Infocenter für Sicherheit und Vorsorge ( Studie der Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg )

 

Abbildung 2: Presseberichterstattung zu Kindesmissbrauch im Vergleich zur Zahl der Sexualmorde (PKS)

 

Abbildung 3: Die Ängste der Deutschen 2002. Rangreihe der Mittelwerte aller Lebensrisiken

Quelle: R+V Infocenter für Sicherheit und Vorsorge ( Studie der Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg )

 

Kriminalitätsfurcht im internationalen Vergleich

Internationale Daten zur Verbrechensfurcht liegen vor allem aus der seit 1989 inzwischen viermal durchgeführten International Crime and Victimization Survey (ICVS) vor (vgl. van Kesteren u.a. 2000).

Deutschland hat hier allerdings nur 1989, also bei der ersten Erhebung teilgenommen (Kury 1991). Was die Ergebnisse von 1989 betrifft, die sich nur auf Westdeutschland beziehen, da die Datenerhebung vor der Wende erfolgte, zeigen sich im internationalen Vergleich für Westdeutschland relativ hohe Werte. So geben nahezu 40% der Westdeutschen und damit mehr als in allen anderen einbezogenen westlichen Industrieländern an, dass sie abends wenn sie ausgehen, Vorsichtsmaßnahmen treffen (sich begleiten lassen bzw. bestimmte Gegenden meiden). Fast genauso hoch sind die Werte in England und Wales sowie den USA, niedriger dagegen in Nordirland, Finnland und Norwegen. Auch die Einschätzung, in den nächsten zwölf Monaten Opfer eines Einbruchs zu werden, fällt in Westdeutschland vergleichsweise hoch aus. Erneut haben die Deutschen den höchsten Wert, mit Abstand gefolgt von den Schweizern. Die niedrigsten Werte haben die Finnen und Norweger. 

Bei aller Problematik solcher internationaler Vergleiche können diese Ergebnisse darauf hindeuten, dass die Deutschen hinsichtlich der Einschätzung der Kriminalitätsgefahr eher ängstlich sind bzw. zu Beginn der 1990er-Jahre waren. Solche Aussagen sind jedoch vor dem Hintergrund der oben angedeuteten methodischen Probleme, die sich bei internationalen Vergleichen noch verschärfen, mit großer Vorsicht zu treffen. 

Was den Rückgang der Kriminalitätsfurchtwerte in Deutschland ab etwa Mitte der 90er-Jahre betrifft, zeigen sich in einigen anderen Ländern, die an der International Crime and Victimization Survey (ICVS) teilnahmen, vergleichbare Entwicklungen. So ging die Kriminalitätsfurcht in den 90er-Jahren ebenfalls mehr oder weniger deutlich zurück in Ländern wie Polen, England und Wales, Schottland und den Niederlanden. Angestiegen ist sie nach diesen Daten dagegen in der Schweiz, Frankreich oder Belgien.

 

Kriminalität und Kriminalitätsfurcht - Gibt es einen Zusammenhang?

Die Bevölkerung bzw. Laien gehen in der Regel davon aus, dass die Kriminalitätsfurcht ihre "Berechtigung" in einer entsprechend hohen Kriminalitätsbelastung hat, dass also eine große bzw. steigende Zahl von (schweren) Straftaten den Hintergrund abgibt für die Verunsicherung der Bürger. Die kriminologische Forschung zeigt dagegen - erwartungsgemäß - keinen bzw. allenfalls einen geringen Zusammenhang zwischen Verbrechensfurcht und Kriminalitätsbelastung. Höher ist der Zusammenhang einzuschätzen zwischen der Medienberichterstattung über Kriminalität und entsprechenden Ängsten (vgl. Beckett/Sasson 2000). Hierbei ist zu beachten, dass das in den Medien vermittelte Bild der Kriminalität völlig verzerrt ist. Dies überrascht nicht, wenn man berücksichtigt, dass die Medien aufgreifen, was die Bevölkerung (vermeintlich) interessiert bzw. wofür ein "Markt" geschaffen werden kann. Die jeden Tag geschehenden Ladendiebstähle interessieren nicht, ebenso mehr oder weniger schweren Eigentumsstraftaten, diese machen aber ca. zwei Drittel aller registrierten Straftaten aus. Wesentlich "interessanter" ist dagegen das "Besondere", die "Seltenheit". Im Kriminalitätsbereich sind dies vor allem Tötungsdelikte, oft im Zusammenhang mit Sexualität. Solche vergleichsweise seltenen Ereignisse werden umfassend berichtet, teilweise über Tage und Wochen, wodurch der Eindruck entstehen kann, dass diese Straftaten einen wesentlichen Teil des Kriminalitätsgeschehens ausmachen. Tatsächlich sieht das "offizielle" Kriminalitätsbild jedoch ganz anders aus, wobei auch dieses nur ein verzerrtes Bild der "Kriminalitätsrealität" abgibt (Kerner/Feltes 1980; Kury 2000; 2001).

Die weitgehende Unabhängigkeit der in einem Land oder einer Region bzw. einer Gemeinde gemessenen Verbrechensfurcht von der gemessenen Kriminalitätsbelastung zeigt sich auf internationaler als auch auf nationaler Ebene. So ist beispielsweise Japan eines der Industrieländer mit einer konstant sehr niedrigen offiziellen Kriminalitätsbelastung. Auch die Dunkelfeldkriminalität liegt hier relativ niedrig. Gleichzeitig ist die Verbrechensfurcht jedoch keineswegs geringer als in westeuropäischen oder nordamerikanischen Industrieländern (vgl. bereits Ishii 1979), was eigentlich bei der relativ großen Sicherheit auch im öffentlichen Raum zu erwarten wäre. Bei der letzten Welle der International Crime and Victimization Survey (ICVS) aus dem Jahre 2000 zeigte Japan im Vergleich aller Länder überdurchschnittliche Furchtwerte, deutlich höhere als sie z.B. in den USA gefunden wurden, obwohl dort die Kriminalitätsbelastung erheblich höher ist als in dem asiatischen Land (van Kesteren u.a. 2000, S. 81).

Auch ein Vergleich der Resultate der International Crime and Victimization Survey (ICVS) zeigt bestenfalls einen geringen Zusammenhang zwischen Furcht vor Straftaten und der erfragten Viktimisierungshäufigkeit. Die höchsten Verbrechensfurchtwerte über alle drei erfassten Befragungswellen hinweg zeigt hier Polen, das gleichzeitig eine relativ niedrige offizielle Kriminalitätsbelastung hat, die allerdings im Dunkelfeld höher liegt (van Kesteren u.a. 2000, S. 178ff.). Gleichzeitig nimmt die Verbrechensfurcht erheblich ab, obwohl die Kriminalitätsbelastung in denselben Jahren gestiegen ist. Vergleicht man die in der Studie der R+V Versicherungen 2002 gefundenen Angstwerte der Deutschen für die einzelnen Bundesländer mit der Kriminalitätsbelastung dieser Länder anhand der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) 2001, so ergeben sich kaum, höchstens minimale Zusammenhänge. Abbildung 4 zeigt zunächst das bereits bekannte Resultat, dass die Angstwerte hinsichtlich einer Viktimisierung durch Straftaten am höchsten in ostdeutschen Bundesländern (Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern) sind. Gleichzeitig macht die Abbildung deutlich, dass die Angst vor Straftaten offensichtlich wenig mit der tatsächlichen Kriminalitätsbelastung zu tun hat. So haben z.B. Schleswig-Holstein und Hamburg sehr niedrige Angstwerte, zeigen aber eine hohe tatsächliche Kriminalitätsbelastung, während dies für Sachsen umgekehrt gilt. Dagegen fallen wiederum in Berlin, Niedersachsen und Bremen hohe bzw. niedrige Furcht- und Kriminalitätswerte zusammen. "Kriminalitätsfurcht" umfasst offensichtlich, wie oben erwähnt, ein Konglomerat verschiedener Ängste und Unsicherheitsgefühle (vgl. Kury u.a. 2000).

Auch auf kommunaler Ebene ist der Zusammenhang zwischen Kriminalitätsbelastung und Verbrechensfurcht nur gering (Obergfell-Fuchs 2001, S. 462ff). So fanden wir bei einer großen Opferstudie in Freiburg keinen wesentlichen Zusammenhang zwischen der Zahl der angegebenen Opferwerdungen in den einzelnen Stadtteilen sowie der Angst, Opfer einer Straftat zu werden (vgl. Abbildung 5). Die Kriminalitätsbelastung ist in den einzelnen Stadtteilen zwar enorm unterschiedlich, die Verbrechensfurcht steht hiermit jedoch kaum in Zusammenhang. So zeigen die Bürger im Freiburger Stadtteil Weingarten eine sehr hohe Kriminalitätsfurcht, gleichzeitig liegt die Opferbelastung in diesem Stadtteil jedoch im mittleren Bereich. Im Gegensatz dazu ist die Opferbelastung in der Altstadt (Innenstadt) deutlich am höchsten, die Verbrechensfurcht jedoch unterdurchschnittlich. Auf dieser kleinräumigen Ebene lassen sich eher als im Bundesländervergleich Ursachen für diese Diskrepanzen ausmachen. So dominiert z.B. im Freiburger Stadtteil Weingarten Hochhausarchitektur der 1970er-Jahre, die Wohnbevölkerung setzt sich vor allem aus niedrigen sozialen Schichten zusammen,

 

Abbildung 4: Die Ängste der Deutschen 2002. Mittelwerte der Kriminalitätsfurcht und Häufigkeitsziffern der Straftaten getrennt nach Bundesländern

Quelle: R+V Infocenter für Sicherheit und Vorsorge ( Studie der Gesellschaft für Konsumforschung )

 

Abbildung 5: Kriminalitätsfurcht und Opferbelastung auf lokaler Ebene - Das Beispiel Freiburg im Breisgau

Quelle: Oberfell - Fuchs 2001

 

Verwahrlosungserscheinungen treten ausgeprägt zu Tage und es herrscht insbesondere ein negatives Stadtteilimage, was zur Verunsicherung der Bürger beitragen dürfte. Die Altstadt hat dagegen aufgrund der dort massiv vorhandenen Gelegenheiten (z.B. Kaufhäuser, Gaststätten, hohe Besucherdichte) eine weit höhere Kriminalitätsbelastung, gleichzeitig werden aber massive Bemühungen unternommen, um den Stadtteil gepflegt und sauber zu halten, was offensichtlich zum Sicherheitsgefühl der dort wohnenden Bürger beiträgt. Kriminalitätsfurcht wird somit mehr als durch die Kriminalität selbst - wenn man vielleicht von relativ extremen Ausprägungen absieht - durch die äußere Erscheinung eines Stadtteils geprägt. Was die Bürger auf der Straße sehen, ist nicht so sehr Kriminalität als vielmehr Verwahrlosungserscheinungen, Graffiti, Müll, schwer einzuschätzende Randgruppen und Minderheiten, was zum Unsicherheitsgefühl beitragen dürfte. 

Das was man kennt, die nähere Wohnumgebung, das eigene Wohnviertel, löst dabei trotz möglicherweise vorhandener Problemlagen in aller Regel weniger Verbrechensfurcht aus als fremde Gegenden, in denen man sich nicht auskennt. Zahlreiche Untersuchungen, etwa aus den USA, haben immer wieder auf die Bedeutung des Faktors Nachbarschaft für die Verbrechensfurcht hingewiesen (vgl. Reiss 1986; Maxfield 1984; Wikström1995). So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Personen, welche in einem öffentlichen großen Mietshaus wohnen mehr Furcht zeigen als Vergleichsgruppen, die in kleineren privaten Einheiten leben (Smith 1989, S. 203). Der "Charakter" und die "Atmosphäre" eines Wohnviertels, das Gefühl guter Nachbarschaft und befriedigender Kontakte haben entscheidenden Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der Bewohner sowie auf andere Bereiche des Wohlbefindens. Die eher anonyme Wohnsituation in Hochhausgebieten hat den Vorteil geringerer sozialer Kontrolle und weniger Beaufsichtigung, andererseits vermittelt sie auch eher das Gefühl, allein zu sein, auch dann, wenn man sich Hilfe und Zuwendung wünschen würde (Taylor u.a. 1984). Hierin kann auch ein wesentlicher Grund dafür gesehen werden, dass die Verbrechensfurcht in Großstädten in aller Regel größer ist als in kleinen, ländlichen Gemeinden (Kury u.a. 1992).

 

Viktimisierung und Kriminalitätsfurcht - Haben Opfer mehr Angst?

Kontrovers wird die Frage diskutiert, wieweit eine eigene Opferwerdung zu einer Steigerung der Kriminalitätsfurcht beiträgt, d.h. inwieweit Opfer von Straftaten eine höhere Verbrechensfurcht haben als Nichtopfer (Hale 1996, S. 104ff.). Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der weitaus größte Teil aller Straftaten minderschwer, vielfach Bagatelletaten aus dem Eigentumsbereich ohne wesentliche persönliche körperliche oder psychische Verletzung des Opfers sind und daher eher Ärger und Wut als Furcht zurückbleiben. Eine Steigerung der Verbrechensfurcht aufgrund eigener krimineller Viktimisierung ist lediglich bei auf die Person gerichteten (schwereren) Angriffen bzw. mehrfacher Opferwerdung zu erwarten. Eine Opferwerdung kann sich allerdings auch dann auf die eigene Verbrechensfurcht auswirken, wenn eine Person, die einem nahe steht, etwa ein Familienangehöriger bzw. jemand aus der Nachbarschaft Opfer wurde. Wenn das eigene Kind oder der Ehepartner Opfer einer schweren Straftat wurde bzw. wenn in der Nachbarschaft eingebrochen wurde, kann dies erheblichen Einfluss auf das eigene Unsicherheitsgefühl haben. 

Wir konnten im Rahmen mehrerer Untersuchungen zeigen, dass ein Einfluss der persönlichen Viktimisierung auf die Verbrechensfurcht nur dann gegeben ist, wenn es sich um mehrfache Viktimisierungen bzw. um schwere Opferwerdungen handelte. Sowohl für West- als auch Ostdeutschland zeigte sich auf Landes- wie auch auf Städteebene, dass die Verbrechensfurcht mit der Anzahl der Viktimisierungen sowie deren steigender Schwere statistisch bedeutsam zunimmt (vgl. Tabellen 1 und 2). Stets hatten Personen, die innerhalb des erfassten Zeitraums nicht Opfer in einem der erfassten Deliktsbereiche geworden sind, die niedrigsten Furchtwerte. Während Opfer von Nichtkontaktdelikten, bei denen es zwischen Täter und Opfer zu keinem persönlichen Kontakt gekommen ist (z.B. Beschädigungen am Fahrzeug, Diebstahl persönlichen Eigentums) geringe Furcht zeigten, war diese bei Opfern von Kontaktdelikten, bei denen eine solche Begegnung stattgefunden hatte (z.B. Raubdelikte) deutlich höher. Eine weitere Steigerung ergab sich bei Opfern von Einbruchsdelikten (vgl. Tabelle 2). Das weist darauf hin, dass der größte Teil der Viktimisierungen ohne größeren subjektiven Schaden beim Opfer abläuft, dass es aber eine kleinere Gruppe von Opfern gibt, die durch das kriminelle Ereignis erheblich verängstigt werden und bei schwereren Schäden unter Umständen auch professionelle Hilfe benötigen.

 

Tabelle 1: Unsicherheitsgefühl nachts draußen allein auf der Straße - Häufigkeit der Opferwerdung (Deutsch-deutsche Opferstudie 1990 - Freiburg-Jena 1991/92)

  Nicht-Opfer Opfer (Häufigkeit der Opferwerdung)  
%
 n


 2 
%
 n 
3 und mehr


P
West-Deutsch land 1990 19,4 
(1362)
27,6 
(421)
37,9
(153)
37,6  
 (85)
17,85 
.000
Ost-Deutsch land 1990  29,9(
3575)
38,4
(1010)
46,7
(285)
48,2 
(110)
20,59
  .000
Freiburg 1991/1992 39,8 
(1983)
43,2
(827)
46,5 
(400) 
51,6 
(223)
14,62 
.000
Jena 1991/1992  67,1 
(1281)
68,0
(571) 
72,7
(227) 
71,1 
(97)
3,48 
 .008

 

Tabelle 2: Unsicherheitsgefühl nachts draußen allein auf der Straße - Schwere der Opferwerdung (Deutsch-deutsche Opferstudie 1990 - Freiburg-Jena 1991/92)

  Nicht- Opfer 
NO
Opfer Opferwerdung bzgl. deren Schwere Nicht-
Opfer vs.
Opfer
Nicht- Opfer  vs.
bzgl. der Schwere der Opferwerdung
%
n
%
n
Nicht-
kon-
takt
delikt
NkoO
%
n
Ein-
bruch
Eb


%
n
Kon-
takt-
delikt
KoO

%
n
F
p
NO
vs.
NkoO


F
p
NO
vs.
EbO


F
p
NO
vs.
KoO


F
p
West- Deutschland 1990  19,4 (1362)  31,3 (659)  25,1 (307)  38,9 (36)  32,8 (61)  44,28
 .000 
8,20
 .002 
11,20
 .001
8,16
 .002
Ost- Deutschland 1991/1992 29,9 (3575)  40,9 (1405)  35,2 (781)  53,6 (84)  49,1 (108)  50,43
 .000
9,31 
 .001 
17,30
 .000
11,79
 .001
Freiburg 1991/1992 39,8 (1983)  45,4 (1450)  40,0 (593)  59,3 (145)  38,2 (89)  36,83
 .000 
7,17
 .004 
15,30
 .000 
1,35.
 123
Jena 1990 /1992 67,1 (1281)  69,5 (895)  68,7 (489)  69,8 (43)  56,4 (39)  6,98
 .004 
3,12
 .039 
0,08
 .392 
1,28
.129

 

Geschlecht bzw. Alter und Kriminalitätsfurcht

Aufgrund methodischer Schwierigkeiten bei der Operationalisierung und Messung der Verbrechensfurcht sowie unterschiedlicher Stichproben und Vorgehensweisen bei der Datenerhebung sind die Ergebnisse zwischen einzelnen Studien vielfach widersprüchlich. Zu dem wohl stabilsten, international immer wieder bestätigten Resultat der Verbrechensfurchtforschung zählt, dass Frauen mehr Furcht haben, Opfer einer Straftat zu werden und sich unsicherer fühlen als Männer. Das stimmt damit überein, dass Frauen insgesamt, also nicht nur hinsichtlich Verbrechensfurcht, bei Untersuchungen mit entsprechenden Inventaren zu Ängstlichkeit bzw. Furcht höhere Werte zeigen als Männer. Auch bei zunehmendem Alter wurden in der Regel höhere Furchtwerte gefunden, wobei hier die Resultate verschiedener Untersuchungen weniger einheitlich ausfallen. Gleichzeitig sind Frauen und ältere Menschen diejenigen Bevölkerungsgruppen, welche die relativ niedrigste Opferbelastung, auch hinsichtlich schwerer Kriminalität, zeigen. Man spricht in diesem Zusammenhang vielfach vom so genannten "Kriminalitäts-Furcht-Paradox". Begründet werden die höheren Furchtwerte bei beiden Gruppen, Frauen und älteren Menschen, mit deren erlebter höherer Vulnerabilität, also dem Gefühl, leichter verletzbar zu sein. Beide Gruppen haben aufgrund geringerer körperlicher Stärke in der Regel weniger Abwehrmöglichkeiten gegenüber jungen männlichen Tätern, von denen der weitaus größte Teil der registrierten Straftaten ausgeht, vor allem derjenigen "Straßenkriminalität", die angstauslösend ist. Bei Frauen kommt hinzu, dass sie der erhöhten Gefahr einer sexuellen Viktimisierung, z.B. einer Vergewaltigung, ausgesetzt sind, also Opfer eines Delikts werden können, das oftmals katastrophale Folgen für das Opfer hat.

Neuere Untersuchungen werfen hinsichtlich der höheren Verbrechensfurcht bei Frauen auch die Frage auf, wieweit diese neben der größeren Vulnerabilität auch durch Faktoren wie einer höheren, nicht entdeckten Opferquote bei Frauen, z.B. sexuelle Viktimisierungen in der Kindheit oder Jugend bedingt sein könnten, ferner durch eine bei Frauen vorhandene größere Tendenz, solche frühen Lebensereignisse im Gedächtnis zu behalten und von einem Opferereignis auf andere Geschehnisse zu generalisieren. Bei Männern wird dagegen vermutet, dass sie solche furchtauslösenden Opferereignisse eher bagatellisieren (Smith/Torstensson 1997). Diese größere Verletzlichkeit bewirkt auch eine sensiblere Wahrnehmung von Gefahrensituationen und damit deren Vermeidung, wohingegen junge Männer entsprechende Anzeichen für Gefährlichkeit eher "neutralisieren", risikobereiter sind und dadurch eher in gefährliche Situationen geraten, in denen sie eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, sowohl Täter als auch Opfer zu werden (vgl. Agnew 1985; Gottfredson/Hirschi 1990; Janson 1995). 

Neuere Untersuchungen stellen das Kriminalitäts- Furcht-Paradox, insbesondere die höhere Verbrechensfurcht älterer Menschen, in Frage. So fanden wir bei einer großen Opferstudie in Ost- und Westdeutschland 1995 keineswegs einheitlich höhere Furchtwerte bei älteren Befragten (Kury/Obergfell-Fuchs 1998; Kury u.a. 2001). Erfasst wurden Komponenten "emotionaler Kriminalitätsfurcht" (z.B. Furcht nachts draußen alleine in der Wohngegend) und "kognitiver Risikoeinschätzung" (z.B. Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, Opfer einer bestimmten Straftat zu werden). Beide Furchtaspekte wurden für Opfer und Nichtopfer berechnet (vgl. Abbildungen 6 und 7). 

 

Abbildung 6: Emotionale Kriminalitätsfurcht, Alter und Opferwerdung - Deutschdeutsche Opferstudie 1995

 

Was die "emotionale Kriminalitätsfurcht" betrifft, bestätigen sich für Opfer als auch Nichtopfer über alle Altersklassen hinweg die höheren Werte bei Frauen im Vergleich zu Männern. Was jedoch den Zusammenhang der Verbrechensfurcht mit dem Alter angeht, kann das "Kriminalitäts-Furcht- Paradox" zumindest für Frauen nicht bestätigt werden: Ältere Frauen haben keine höheren Furchtwerte als jüngere, eher das Gegenteil ist der Fall. Wie Abbildung 6 zeigt, sind es hinsichtlich der "emotionalen Kriminalitätsfurcht" sowohl bei Nichtopfern als auch bei Opfern die jüngeren Frauen, die teilweise mit Abstand die höchsten Furchtwerte zeigen, und das sowohl in Ost- als auch Westdeutschland, mit einziger Ausnahme der westdeutschen weiblichen Kriminalitätsopfer der höchsten Altersgruppe (über 69 Jahre alt). Ein Hintergrund für dieses Ergebnis kann darin gesehen werden, dass gerade jüngere Frauen sich der hohen Gefahr ausgesetzt sehen, Opfer einer schweren Straftat zu werden, nämlich einer Vergewaltigung bzw. eines sexuellen Angriffs. Allerdings ist zu beachten, dass das Kriminalitäts-Furcht-Paradox sich auch bei den Männern nur tendenziell nachweisen lässt. Zwar nimmt mit steigendem Alter die Verbrechensfurcht zu, wobei die mittleren Altersgruppen jedoch die niedrigsten Werte haben, allerdings sind die Unterschiede in aller Regel moderat. Auch hier hat die jüngste Altersgruppe (16- bis 19-Jährige) leicht höhere Werte als z.B. die mittlere (30- bis 39-Jährige). Sowohl für Nichtopfer als auch Opfer und für beide Geschlechter bestätigen sich wiederum die höheren Furchtwerte bei den ostdeutschen Bürgern. 

Hinsichtlich der "kognitiven Risikoeinschätzung" (Abbildung 7) zeigt sich dagegen eine deutlichere Altersabhängigkeit mit höheren Werten bei älteren Menschen, allerdings nicht durchgehend für alle Gruppen. Bei den Nichtopfern steigen die Werte mit zunehmendem Alter bei den ostdeutschen Frauen und den westdeutschen Männern. Bei den ostdeutschen Männern erreichen sie in der höchsten Altersgruppe in etwa denselben Wert wie in der jüngsten. Bei den westdeutschen Frauen zeigt sich kaum eine Altersabhängigkeit der Risikoeinschätzung. Das deutet auf eine komplexe Beziehungsstruktur bezogen auf einzelne Furchtaspekte hin. 

 

Abbildung 7: Kognitive Risikoeinschätzung, Alter und Opferwerdung - Deutsch-deutsche Opferstudie 1995

 

Bei den Opfern sind die Ergebnisse hinsichtlich der Altersabhängigkeit etwas einheitlicher: Bei allen Gruppen fallen die Werte zunächst bis zu einer mittleren Altersgruppe, um dann mit zunehmendem Alter wieder deutlicher anzusteigen, das gilt vor allem für die ostdeutschen Männer und Frauen. Somit lässt sich das "Kriminalitäts- Furcht-Paradox" hinsichtlich der Variable Alter allenfalls teilweise bestätigen und auch für das Geschlecht hat es nur bedingt Geltung. Zwar haben getrennt jeweils in Ost- als auch Westdeutschland die Frauen jeweils höhere Werte, allerdings sind die Unterschiede in Ostdeutschland vor allem bei der jüngsten Gruppe sowohl bei Nichtopfern als auch Opfern sehr gering, bei der ältesten Gruppe sind sie teilweise nicht mehr vorhanden. In Westdeutschland sind die Geschlechtsunterschiede dagegen für beide Untergruppen stabiler.

 

Weitere Einflussfaktoren auf die Verbrechensfurcht

Verbrechensfurcht wird - nahe liegender Weise - nicht nur vom Wohnumfeld, einer möglichen eigenen Viktimisierung, dem Alter oder Geschlecht beeinflusst, sondern von zahlreichen zusätzlichen Variablen. 

Ein Überblick über die internationale englischsprachige Forschung zeigt weitere bedeutende Einflussfaktoren, wobei die vorliegenden Resultate jedoch vielfach widersprüchlich sind (vgl. Hale 1996). In den Vereinigten Staaten wurde in mehreren Untersuchungen gezeigt, dass ethnische Minoritäten, insbesondere Afro- oder Hispano-Amerikaner, Angehörige ärmerer Bevölkerungsschichten und solche mit weniger guter Schulbildung höhere Furchtwerte angeben als die entsprechenden Vergleichsgruppen von Weißen, Wohlhabenden und besser Ausgebildeten. Diese einzelnen Dimensionen sind nicht unabhängig voneinander. Ethnische Minoritäten leben, wie in Deutschland vielfach Ausländer, oft in benachteiligten, ärmeren Wohngebieten mit schlechteren Wohn- und Umweltbedingungen. Insbesondere in Großstädten sind sie einer höheren Gefahr ausgesetzt, Opfer einer Straftat zu werden. Ärmere Leute haben und erleben auch weniger Möglichkeiten, sich gegen Kriminalität zu schützen bzw. wenn sie Opfer geworden sind, den Schaden zu kompensieren. Sie sind damit ebenfalls vulnerabler. Sie erhalten in ihrer Lebensumgebung oftmals weniger Unterstützung, haben weniger hilfreiche Kontakte, sind weniger in ein Beziehungsnetz eingebunden, das sie in Notzeiten auffangen kann, sind weniger geübt im Umgang mit Behörden und haben hier auch eine geringere Beschwerdemacht zur Durchsetzung ihrer Interessen. Das kann das Gefühl vermitteln, kriminellen Ereignissen mehr oder weniger hilflos ausgeliefert zu sein, mehr als reichere Bürger mit einer besseren Bildung, besseren "Coping-Strategien", mehr (finanzieller) Macht und einer intensiveren Einbindung in sozial hilfreiche Strukturen. Ausländer riskieren die Gefahr, dass sie gerade in Krisensituationen von den "Einheimischen" vor dem Hintergrund entsprechender ablehnender Einstellungen und "Mythen" schneller ausgegrenzt werden und ihnen die "Schuld" für die Viktimisierung eher selbst zugeschrieben wird (vgl. zur Sichtweise von Opfern Kury u.a. 2002). Hinzu kommen eventuell
vorhandene Schwierigkeiten mit der Sprache des Gastlandes, die ihre Möglichkeiten, sich zu "wehren" weiter reduzieren. Oft handelt es sich bei sozial Benachteiligten um Gruppen mit zahlreichen Problemen hinsichtlich der Lebensbewältigung, z.B. in finanzieller Hinsicht, bei der Wohnsituation oder auch im familiären Bereich. Eine zusätzliche Belastung durch eine (schwere) Viktimisierung kann leicht "das Fass zum Überlaufen" bringen und ein Gefühl des Kontrollverlustes auslösen, da die vorhandenen "Reserven" geringer sind als bei Angehörigen mittlerer oder gehobener Gesellschaftsschichten (Hale 1996, S. 103). 

Bei unserer umfangreichen Opferstudie in Freiburg und Jena (vgl. oben) wurde der Zusammenhang zwischen Verbrechensfurcht und demografischen, Einstellungs- und persönlichkeitspsychologischen Variablen mit Hilfe von Regressionsanalysen überprüft. Diese erlauben die Untersuchung des Einflusses von einzelnen Faktoren auf bestimmte Dimensionen, wobei jedem Faktor nach dessen Bedeutsamkeit ein bestimmtes Gewicht (Beta-Gewicht) zugewiesen wird. Die größte Erklärungskraft zeigte ein statistisches Modell, bei welchem die Verbrechensfurcht über alle vier eingesetzten Furchtindikatoren definiert wurde ("Furcht nachts alleine in der Wohnung"; "Sicherheit in der Wohngegend"; "Wahrscheinlichkeit einer Viktimisierung"; "Häufigkeit des Denkens an eine Opferwerdung"; vgl. Kury u.a. 2000, S. 565f.). Tabelle 3 zeigt die gefundenen Ergebnisse.

 

Tabelle 3: Regressionsanalyse auf die Summenvariable "Verbrechensfurcht"

Variable  T  Beta-Wert  T-Wert  Signifikanz T
Geschlecht  .32  13.03  .00 
Anomie  .16  6.53  .00
Alter  -.11  -4.04  .00
Gesundheitssorgen  .09  3.41 .00
Emotionalität (FPI)  .08  2.23  .02
Erregbarkeit (FPI)  .08  2.70  .00
Körperl. Beschwerden (FPI)  .06  2.32  .02
Lebensform  .06  2.62  .01
Opfervariable  .06  2.70 .01
Gehemmtheit  .06  2.58  .01
Lebenszufriedenheit  -.06  -2.04  .04
Aggressivität  -.03  -1.32  .19
Schulabschluss  .03  1.20  .23
Offenheit  -.02  -.72  .47
Soziale Orientierung  .01  .27 .79
Beanspruchung  -.00  -.18  .86
Extraversion (FPI)  .00  .13 .90
Modellanpassung  R = .52; R2 = .27; F(11/1383) = 46,76; p < .001

Hieraus geht hervor, dass von den insgesamt 17 Einzelvariablen, die Eingang in das Rechenmodell finden, immerhin elf in statistisch bedeutsamer Weise zur Erklärung der gemessenen Verbrechensfurcht beitragen. In der Reihenfolge ihrer Bedeutung tragen hiernach zum Ausmaß der Verbrechensfurcht bei die Variablen: 

  • Geschlecht (Frauen haben höhere Furcht);

  • Anomie (bei höherer Furcht höhere Werte, Erleben größerer gesellschaftlicher Störungen und "Regellosigkeit");

  • Alter (jüngere haben höhere Furchtwerte!); 

  • Gesundheitssorgen (aus FPI-R, mehr Gesundheitssorgen gehen einher mit höherer Verbrechensfurcht);

  • Emotionalität (Skala aus dem Freiburger Persönlichkeitsinventar FPI-R, höhere Werte gehen einher mit mehr Furcht); 

  • Erregbarkeit (aus FPI-R, höhere Werte stehen in Zusammenhang mit mehr Furcht);

  • Körperliche Beschwerden (aus FPI-R, mehr Beschwerden gehen einher mit mehr Furcht);

  • Lebensform (nicht allein Lebende zeigen höhere Furcht);

  • Opfervariable (eigene Opferwerdung steht im Zusammenhang mit mehr Furcht);

  • Gehemmtheit (aus FPI-R, hohe Werte gehen einher mit mehr Furcht);

  • Lebenszufriedenheit (aus FPI-R, negative Lebenseinstellung und Furcht gehen einher).

Die übrigen Variablen, wie Aggressivität, Schulbildung, Offenheit, Soziale Orientierung, eigene Beanspruchung oder die Persönlichkeitsdimension Extraversion zeigen keinen statistisch bedeutsamen Einfluss auf das Ausmaß der erlebten und angegebenen Verbrechensfurcht. Es sind somit einerseits demografische Variablen wie Geschlecht, Alter, Lebensform (Wer mit anderen zusammenlebt, zeigt höhere Verbrechensfurcht, wahrscheinlich weil er sich um diese mitsorgt) oder die eigene Viktimisierung, andererseits aber auch Persönlichkeitsvariablen, wie das Erleben anomischer, ungeregelter Zustände, Gesundheitssorgen bzw. das Schildern körperlicher Beschwerden, hohes emotionales Empfinden, größere Erregbarkeit, eigene Hemmungen oder eine größere Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben, die sich auf das Ausmaß der geschilderten Verbrechensfurcht auswirken. 

Auch andere Analysen zeigten immer wieder die Bedeutsamkeit der genannten demografischen Variablen Geschlecht, Alter, eigene Opferwerdung aber auch Haushaltseinkommen für die Erklärung des Konstrukts Kriminalitätsfurcht (Obergfell-Fuchs 2001, S. 565ff). Dies belegt die Stabilität der gefundenen Resultate, zeigt aber auch, wie komplex einerseits die Dimension Verbrechensfurcht ist und wie sie in ihrer Ausprägung andererseits von zahlreichen gesellschaftlichen und persönlichen Bedingungen beeinflusst wird. Das belegt, was wir eingangs betonten: Verbrechensfurcht ist eine Dimension, deren Ausprägung weitgehend unabhängig ist von der "tatsächlichen" Kriminalitätsbelastung. Sie wird vielmehr beeinflusst und moderiert von dem den Bürgern und Bürgerinnen in den Medien dargestellten "Kriminalitätsbild", verschiedenen demografischen Merkmalen der Bürger, ihren Lebensbedingungen, ferner der Persönlichkeit des Einzelnen, seiner Sensibilität und Wahrnehmung der Umwelt sowie den erlebten Konfliktlösungsstrategien. 

 

Politisierung und Instrumentalisierung der Kriminalitätsfurcht

Kriminalitätsfurcht wird eher marginal von Veränderungen im tatsächlichen "Kriminalitätslagebild" beeinflusst, sondern vielmehr davon, wie Kriminalität den Bürgern und Bürgerinnen vermittelt wird. Veränderungen in der Kriminalitätslage geschehen nicht plötzlich, sondern langfristig. Diese langfristigen Veränderungen bemerken die Bürger in aller Regel nicht, es sei denn, sie werden ihnen, z.B. in dramatisierter Weise präsentiert. Im Extremfall kann das in der Bevölkerung geschaffene Kriminalitätsbild und die tatsächliche Situation einander völlig widersprechen, wie das Beispiel der Sexualkriminalität in Deutschland zeigt. Erst die intensive öffentliche Diskussion um solche Straftaten rückt sie in das Interesse
der Allgemeinheit und trägt so zur Skandalisierung und letztlich zur Entwicklung von Furcht bei. Vor dem Hintergrund dieser Furcht fordern die Bürger und Bürgerinnen angemessene Reaktionen des Staates, in aller Regel härtere Strafen für die Täter. Wieweit man mit schärferen Gesetzen (alleine) aber die Kriminalität kontrollieren kann, muss mit großer Skepsis betrachtet werden (Kury u.a. 2002). Dass hier ein "mehr desselben" - wenn überhaupt - nur eingeschränkte Effekte zeigt, belegen internationale Vergleiche. Staaten mit harten Strafen haben in aller Regel keine niedrigere Kriminalitätsbelastung als solche mit milderen Sanktionen. Der "Motor", der gerade von politischer Seite zur Durchsetzung härterer Sanktionen gerne genutzt wird, ist die Verbrechensfurcht. Wie sehr diese jedoch von vielen nicht kriminalitätsrelevanten Einflüssen abhängig ist, zeigen die vorangegangenen Analysen. 

Vielversprechender zur Kriminalitätskontrolle scheint die Schaffung und konsequente Umsetzung kriminalpräventiver Maßnahmen, die einerseits an den "Ursachen" straffälligen Verhaltens ansetzen, andererseits aber auch kriminalitätsbegünstigende Faktoren kontrollieren. Allerdings wurden und werden im Rahmen der Kommunalen Kriminalprävention, selbst in Zeiten knapper Kassen, teilweise große Geldbeträge für wenig kontrollierte und evaluierte Programme ausgegeben, auch angetrieben von der Forderung der Bevölkerung, "endlich" etwas gegen Kriminalität zu unternehmen (vgl. Obergfell-Fuchs 2000; 2002). 

Es geht nicht darum, schwere Straftaten zu bagatellisieren, sondern sie lediglich im richtigen Verhältnis zu sehen. Es muss sicherlich alles getan werden, um Straftaten, wie z.B. sexuell motivierte Kindestötungen, andere Sexualstraftaten oder Schwerkriminalität überhaupt zu reduzieren, eine "Ausrottung" derselben wird jedoch nicht möglich sein. Die Menschheit lebt seit Beginn mit Straftaten und wird es auch weiterhin tun müssen. Man kann an den Bedingungen ansetzen, die zur Entstehung straffälligen Verhaltens beitragen und man muss den Opfern (schwerer) Straftaten helfen. Es muss aber auch darum gehen, die Bürger und Bürgerinnen realistisch über die durch Kriminalität drohenden Gefahren aufzuklären. Verbrechensfurcht kann durchaus "sinnvoll" sein, wenn sie dazu beiträgt, hoch risikobehaftete und mit großer Opferwahrscheinlichkeit versehene Situationen nicht aufzusuchen. Kontraproduktiv ist sie dann, wenn sie in überzogener Weise den Einzelnen einschränkt und seine Lebensqualität mindert ohne die persönliche Sicherheit merkbar zu erhöhen.

 

Literaturhinweise

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Der starke Anstieg der Jugendkriminalität bis 1998 hat sich auch im vergangenen Jahr nicht fortgesetzt. Doch stehen immer noch 294 000 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren und 146 000 Kinder unter dem Verdacht, Straftaten begangen zu haben. Bei den Kindern wurde vor allem wegen Ladendiebstahl und Sachbeschädigung ermittelt. In den alten Bundesländern wurde bei Körperverletzung und Raub ein auffälliger Anstieg registriert. Auch bei den Jugendlichen steht der Ladendiebstahl an erster Stelle, gefolgt von Körperverletzung.

Globus

 

 


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