Zeitschrift

Russland unter Putin

Allzu oft wird das Klischee bedient

Alltag in Russland



 

Inhaltsverzeichnis

 

Impressionen und Erklärungen

Von Roland Haug. 

Der Alltag in Russland offenbart Verhaltensgewohnheiten, die tief in der russischen Agrar- und Feudalgesellschaft früherer Zeiten verwurzelt sind. So werden beispielsweise Leistung und Leistungsbereitschaft nicht belohnt, Sozialneid drückt in Richtung auf Gleichmacherei. Der Sozialismus sowjetischer Spielart hat solche Verhaltensdispositionen noch verstärkt. Desgleichen wird die Hoffnung vielfach auf den starken Vater gesetzt, der hart, aber gütig ist und für einen sorgt. Die Folgen sind sichtbar. Angesichts der Verschlechterung der sozialen Lage breiter Bevölkerungsschichten kommt SowjetNostalgie auf, namentlich bei den älteren Menschen.    Red.

Das Hantieren mit Klischees

Die Völker-Psychologie ist eine seltsame Wissenschaft. Kaum einer hat sie gelernt. Doch fast ein jeder betreibt sie. Nur ganz wenige haben verinnerlicht, dass gerade auf dem Gebiet der Mentalitätsgeschichte das Richtige und das Flasche vertrackt eng beieinander liegen. In unserem Moskauer ARD-Büro hatten wir zur allgemeinen Erheiterung eine "Völkertafel" aufgehängt. Sie war im 19. Jahrhundert in Wien entworfen. Ihr Titel: "Kurze Beschreibung der in Europa befindlichen Völkern. Und Ihren Eigenschaften". So kurios wie der Titel waren die Aussagen über Natur und Wesen bestimmter Völker. Da hieß es zum Beispiel von den Spaniern, sie seien "wunderbarlich". Der Franzose gilt als "holdselig und gesprächig". Der Welsche (gemeint war der Italiener) sei hingegen eifersüchtig. Bei den Untugenden kam es dann zu einem spannenden Endspurt. Ein "Verräter" sei der Ungar, hieß es. Noch verräterischer sei der Türke und Grieche. Wir Heutigen, angeblich so Aufgeklärten, lachen gerne über das Apodiktische dieser früheren " Erkenntnisse". Doch Hand aufs Herz: In unseren Stammtisch-Urteilen sind wir kaum differenzierter. Nur dass wir, wenn wir etwa dem Schweizer das Etikett "Highlife-Spießer" anheften, die salvatorische Klausel hinterherschieben: Es gibt natürlich solche und solche. Wenn es aber um die Beurteilung der Russen geht, hantieren wir nur allzugern mit Klischess. Doch wie sind die Ostslawen wirklich? Gibt es sie überhaupt: "Die Russen"? Was sind ihre Alltagssorgen, ihre Interessen? Die folgenden Impressionen und Beispiele können darauf keine verbindliche Antwort geben. Möglich sind lediglich Annäherungen an eine widersprüchliche Wirklichkeit. Sicher gibt es keine genetisch bedingte Mentalität, der man nicht entrinnen kann, weil sie angeblich Ewigkeitswert hat. Ein Wirtschaftswissenschaftler wird ohnehin die Nase rümpfen, wenn man ihm mit dem Begriff "Mentalität" kommt. Bei ihm müssen ganz einfach die ökonomischen, sozialen und rechtlichen Rahmenbedingungen stimmen. Dann ergibt sich der Rest schon fast von alleine.

Ein warmherziges und gefühlvolles Volk sind die Russen

Die Russen sind (wenn man ausnahmsweise einmal diesen Kollektiv-Begriff benutzen darf) ein warmherziges und sehr gefühlbetontes Volk. Sie schließen Freundschaft mit Menschen, mit denen sie sich auf derselben Wellenlänge unterhalten können. Ich bekenne mich offen dazu: Auch mir geht die russische Geselligkeit ans Herz. Sie ist nicht so oberflächlich wie bei uns in Mitteleuropa. Weniger wahrgenommen wird aber, dass dieser Hang zur Geselligkeit, die Mentalität der einfachen Menschen, für die Politik der Reformen ein schier unüberwindliches Hindernis darstellt. Sicher gibt es auch heute in russischen Büros Streß. Die Umstellung auf das westlich-effiziente Zeit-Management hat mancherorts das allzu gemächliche Leben von einst, den alten Schlendrian, beseitigt. Russische Geschäftspraktiken lassen häufig an Effizienz zu wünschen übrig. Das mag damit zusammenhängen, dass man in Russland noch immer keine Dringlichkeit kennt. Das fängt schon an nach der Landung auf dem Moskauer Flughafen Seremet'evo II. Da hat man zum ersten Mal Gelegenheit, sich an eine russische Bedächtigkeit zu gewöhnen. Vor den Schaltern der Paßkontrolle wachsen die Menschenschlangen. Die murrende Ungeduld der Wartenden ist nicht zu überhören. Doch die überwiegend weiblichen Grenzbeamten lassen sich sehr viel Zeit, um ihre Existenzberechtigung eindrucksvoll zu demonstrieren. Auch sonst im russischen Alltag verhält man sich eher nach dem Grundgesetz: "Renne niemals einem Bus hinterher. Es kommt immer wieder ein anderer".

Die Flucht vor den Anforderungen des Lebens

Gerade dann, wenn man (wie die Angehörigen der Intelligenzia) ein so genanntes geistiges Leben führt, ist mitunter ein Hang zum Eskapismus feststellbar. Viele intellektuelle Russen befinden sich in einer permanenten Schaffens und Lebenskrise. Da ist gar mancher, der an seinem Weltgebäude baut. Sterben wird er vor Weltschmerz, ohne das Richtfest gefeiert zu haben. Extensiv setzt er sich seinen Gefühlen aus. Er philosophiert, sinniert und wehklagt. Es fehlt ihm aber der Mut, in den Lauf der Dinge einzugreifen und etwas zu gestalten. Noch immer gilt der Vorrang des passiven Leidens an der Wirklichkeit vor dem Drang, diese zu verändern.
Viele leben in einer Scheinwirklichkeit. Sie flüchten vor den Anforderungen des Lebens. Viele lieben das faule, träumerische Philosophieren. Sie zählen schon die Tage bis zum Weltende. Nostradamus wird von Russen gläubig gelesen. Hat er nicht den Dritten Weltkrieg geweissagt, zeitlich übereinstimmend mit der Sonnenfinsternis und beginnend auf dem Balkan? Wer denkt da nicht an Oblomow, die berühmte Hauptfigur des gleichnamigen Romans von Iwan Gontscharow. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Oblomow ist eine liebenswerte und sympathische Figur, ein Anti-Held sozusagen. Doch er haßt die Arbeit und meint, dass Disziplin und Anstrengung schlichtweg unmöglich seien. So braucht er ein ganzes Buchkapital, um überhaupt einmal aufzustehen. Und so ist er die symbolhafte Verkörperung für jene Russen, die lieber träumen, reden und philosophieren als zu arbeiten, zuzupacken und etwas zu unternehmen. Die großen russischen Reformen der vergangenen 300 Jahre - von Peter I. über Alexander II. bis zu Stolypin - scheiterten eben auch am oblomowschen Zug der russischen Mentalität. Begabt, aber energielos, versinkt Oblomow im Nichtstun. Die Rettung erwartet er von außen. In Russland liebt man es endlos zu debattieren, zu schwadronieren, zu argumentieren, zu philosophieren oder - jetzt wird's ästhetisch - Gedichte zu rezitieren. Nur vom seriösen Geschäft, von der qualitätsbesessenen Arbeit, da versteht man nicht allzu viel. Maxim Gorkij, der nach Italien emigrierte Schriftsteller hat das so ausgedrückt, als ihn Lenin zur Heimkehr nach Russland bewegen wollte: "Weißt du, Wladimir Iljitsch, zu Hause, in Russland, laufen sie alle herum, schütteln einander die Hände, reden die ganze Zeit und tauschen Anekdoten aus. Aber kein Mensch arbeitet."

Der weitverbreitete Sozialneid

Die Sonne hat Flecken. Wer länger in Russland lebt, der lernt dieses aufregende Land auch sehr bald von einer recht unangenehmen Seite kennen. Wichtig wäre zum Beispiel die praktische Erfahrung, dass sich Leistung lohnt. Nur so ließe sich die Mentalität eines Volkes verändern, das mehr als 70 Jahre Kommandowirtschaft hinter sich hat. Doch derartige Gedankengänge sind nicht immer schwer zu vermitteln. Besonders negativ wirkt sich der weitverbreitete Sozialneid auf die Wirtschaft aus. In keinem Land der Welt ist diese Untugend so ausgeprägt wie in Russland. Dieser Neid richtet sich aber keinesfalls nur gegen die Mafia und gegen die Neureichen, die häufig recht unsympathische Figuren sind. Er richtet dich gegen jeden, der sich über das Mittelmaß erhebt, gegen jeden, der härter, erfolgreicher arbeitet als der russische Normalbürger. Sogar Wohltäter können Opfer einer grassierenden Missgunst werden. Als zum Beispiel in Tomilino, in der Nähe einer ehemaligen Moskauer Müllkippe, ein SOS-Kinderdorf errichtet wurde, da zog die Stadt Moskau durchaus mit. Das Kinderdorf kostete Russland keinen Rubel; es wurde finanziert aus dem deutschem Hermann-Gmeiner-Fonds. Die Moskauer Stadtverwaltung ließ neue Wasser, Gas- und Stromanschlüsse legen. Sogar eine Zufahrtsstraße wurde gebaut. Doch die Einwohner von Tomilino nahmen dennoch Anstoß. Sie protestierten. Das ganze Projekt kam ihnen einfach übertrieben vor. Obwohl das SOS-Kinderdorf von Russen geleitet wurde, glaubte man den Gräuelmärchen der Kommunisten: Die Deutschen - so hatten ihnen diese erzählt - würden in dem Heim "russische Kinder versklaven".

RusslandKlischees sind mit Wodka verbunden.
Sind 15 Liter pro Russe im Jahr viel, zu viel? Im Sinne von Arbeitsdisziplin und Gesundheit hat die Regierung den WodkaVerbrauch zurückzudrängen versucht, mit wenig Erfolg.
Foto: dpa Fotoreport.

Der Sozialismus paßte ganz gut dazu

Ansätze einer Zivilgesellschaft und eines Bürgertums haben sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Russland durchaus entwickelt. Sie sind aber durch die Oktoberrevolution des Jahres 1917, durch den Sieg der Bolschewiki, zunichte gemacht worden. Für die unter Stalin massiv einsetzende Industrialisierung und die sich entwickelnde Bürokratie musste man weitgehend auf die bäuerliche Bevölkerungsmehrheit zugreifen. In Verwaltung, Armee und Wirtschaft verbreitete sich die traditionelle Mentalität des Bauerntums. Der kommunistische Egalitarismus kam diesem Denken durchaus entgegen.
Die Tatsache, dass jemand mehr verdient als ein anderer, verletzt das lange eingeimpfte gleichmacherische Ideal des Sozialismus: "Gleiches Geld und gleiche Armut für alle." Diese Devise gilt noch für viele. Der blinde, der verzehrende Neid auf den Erfolg des Nachbarn hat sich als eine starke Bremse der Wirtschaftsreform erwiesen.

Der Schlüsselbegriff des "sovok"

Es gibt im Russischen ein hässliches, ein abschätziges Wort für diese Haltung: Man spricht von einem "sovok". Dieses Wort ist von dem Wort "Sowjet" abzuleiten. Nach einem in den frühen Neunzigern herausgekommenen Wörterbuch des russischen Slangs hat man unter dieser Bezeichnung einen typischen Vertreter der alten sowjetischen Lebensform und der sowjetischen Denkweise zu verstehen. Es handelt sich also beileibe nicht um einen kommunistischen Revolutionär, der hoffnungsvoll in die Zukunft blickt. Dieser Typus sei längst ausgestorben, heißt es. Es handle sich vielmehr um den üblichen stumpfsinnigen Vertreter der sowjetischen Stagnationszeit. In diesem Begriff seien die Ergebnisse von 70 Jahren proletarischer Gleichmacherei, aufgezwungener und falscher Kameraderie, das Gefühl der eigenen Minderwertigkeit und Ohnmacht und die verhinderte, die unterdrückte Eigeninitiative vereint. Meine Moskauer Sekretärin verband mit der Bezeichnung sovok nicht einen bestimmten Menschen, sondern " Zustände in der russischen Gesellschaft". Es seien darunter "Mängel der Kultur im alltäglichen Leben" zu verstehen, aber auch die "mangelnde Fähigkeit zur produktiven Arbeit". Es gehören dazu aber auch die Verachtung der menschlichen Persönlichkeit, die Geringschätzung der Gesetze und die "Verherrlichung unehrlicher Geschäfte und des Faustrechts". Nach Ansicht von Lena, ihrer Freundin, ist der Begriff sovok unter Jugendlichen und unter Studenten entstanden. Man bezeichnet damit (in einem verächtlichen Sinne) einen primitiven, rückwärtsgewandten Spießbürger, einen Menschen, der sich aus der grauen Masse nicht heraushebe. Der sovok sei unfähig, etwas Originelles zu bewerkstelligen, ein Synonym für das Wort sovok sei der Begriff des homo sovieticus.
Die liberale Zeitung "Nezavissimaja gazeta" drückt es noch drastischer aus: Ein sovok, das sei eine Person, die fanatisch auf Gleichheit und Gleichmacherei poche und der der Erfolg der anderen, der Fleißigen und Tüchtigen, zutiefst verhaßt sei. Dieser Typus sei selbst stinkefaul. Hier ein paar Beispiele aus dem täglichen Leben: Ein sovok, das ist etwa ein Bürokrat, der einem alles mögliche verspricht, später aber nichts mehr davon weiß. Ein sovok, das kann zum Beispiel ein Omnibusfahrer sein, der die Tür zuschnappen läßt, obwohl noch nicht alle Fahrgäste eingestiegen sind. Es kann aber auch ein Kellner sein, der einen anschnauzt und behauptet, es gebe keine freien Tische, obwohl das Restaurant kaum besetzt ist. Ein sovok, das ist ein Türsteher, der alle Leute abwimmelt, die ihm kein Bestechungsgeld in die Hand drücken. Die russische Gastfreundschaft kenne ich in zwei Ausprägungen: Bei privaten Einladungen biegen sich noch immer die Tische. Bei den meisten Betreibern von Restaurants hat man aber noch häufig das Gefühl, man sei ein Eindringling, ein Feind sogar, den es abzuwimmeln gelte. Nicht besser ergeht es einem an den Zollschaltern des Moskauer Flughafens Tscheremetjewo II. Vor diesen Schaltern stauen sich die Wartenden mit ihrem Gepäck. Die Abfertigung erfolgt im Schneckengang. Einem Zöllner fällt plötzlich ein, dass er Pause machen muss. Zwei weitere Beamte haben ihren Arbeitsplatz ebenfalls verlassen. Andere lassen sich (obwohl der Abflugstermin immer näher rückt) viel Zeit mit dem Durchsehen der Dokumente. Ordentliches Auftreten und höfliche Umgangsformen im Geschäftsleben machen den halben Erfolg aus. Diese Erkenntnis hat sich in Russland nicht überall durchgesetzt. Häufig gibt man sich übellaunig und missmutig. Russische Verkäuferinnen tragen recht häufig die Freundlichkeit von Bull-Terriern zur Schau. Ein weiteres Beispiel: Eine Verkäuferin telefoniert in aller Seelenruhe mit ihrem Freund, obwohl eine lange Schlange darauf wartet, von ihr bedient zu werden. Oder: Ein Fahrkartenverkäufer der Vorortbahn von St. Petersburg zieht sein Vesperbrot hervor und schließt den Schalter. Die lange Warteschlange davor ignoriert er. Er grinst zwar verlegen. Aber er hat jetzt eben Pause - und isst uns was vor. Sein Kollege, eigentlich die personelle Alternative, tut desgleichen.

Der einfache Mann stellt sich die Regierung als Superpatriarchen vor

Der einfache Mann in Russland stellt sich die Regierung als einen Super-Patriarchen vor, der wie ein starker, gütiger und weiser Vater für ihn sorgt. Es gibt noch immer ein naives Vertrauen in "Väterchen Zar" oder "Väterchen Stalin". Eine Einzelherrschaft ist für eine Mehrheit der Russen nicht von vorneherein von Übel. Nur stark muss er sein, der Zar, und dazu noch gütig und weise. Dieser Wunsch nach dem starken Herrscher ist Ausdruck einer wenig entwickelten Initiative und der Unfähigkeit, sein Leben selbst zu organisieren. Dazu gehört aber auch der Vorrang der Gleichheit vor der persönlichen Tüchtigkeit. Es ist die über Jahrhunderte gewachsene Mentalität einer patriarchalischen Bauerngesellschaft, die sich nicht so schnell verändern lässt. Dazu muss man wissen, das in Russland die Leibeigenschaft erst 1861 abgeschafft worden ist und dass die russischen Bauern im allgemeinen kein Privateigentum an Grund und Boden, sondern nur eine zeitlich befristete individuelle Nutzung kannten. Von wegen "freier Marktwirtschaft". Ein weiteres Beispiel: Der Kunde ist in Russland noch immer der Dumme. Da wollte doch im Juni des Jahres 1997 die russische Fluggesellschaft AEROFLOT mit einem Top-Angebot ihr schwer lädiertes Image aufbessern. Am Ende der Aktion hatte die Fluggesellschaft dann aber mehr verärgerte Kunden als zuvor. Ihr Ansehen war noch mieser. Was war bloß passiert? AEROFLOT hatte in Zeitung und im Fernsehen ein Lockangebot platziert. Es lautete: "200 Dollar (damals 300 DM) für jeden Hin und Rückflug, egal an welchen Ort". Doch der Versuch, an eines dieser Tickets zu gelangen, scheiterte am "Sovokismus". Denn: Verteilt wurde in alter Sowjet-Manier. "Sie werden doch nicht im Ernst annehmen, dass gerade Sie an eines dieser Billig-Billetts kommen", schnauzte die Chefin der Zentralkasse der AEROFLOT am Moskauer Puschkin-Ufer eine Kundin an. "Wir haben die Tickets doch noch gar nicht im Computer. Und wenn sie dann endlich dran sind, dann haben wir so viele Freunde und Verwandte zu versorgen. Die wollen auch einmal billig fliegen." Und so kam es denn auch: Die billigen Plätze wurden an Kinder und Freunde von Mitarbeitern verramscht - wie "Bückware" zu Zeiten des Spätsozialismus.

Die Pflicht, den Bürger zu versorgen, wird beim Staat gesehen

In Russland ist die Sehnsucht des darbenden Volkes, einmal frei von Not, Mangel und Unterdrückung zu leben, übermächtig. Doch in der Vorstellungswelt der älteren Leute liegt die Pflicht, die Bürger zu versorgen, eben nach wie vor beim Staat. An ihn stellt man hohe Erwartungen. Angesichts der anarchischen Verhältnisse, die der Rückzug des sowjetischen Staates aus vielen lebenswichtigen Bereichen hinterlassen hat, ist der Wunsch nach einer ordnenden Hand natürlich verständlich. Die einfachen Leute sind zu Recht erschrocken über die negativen Auswirkungen des russischen Raubtier-Kapitalismus. Sie schwärmen von den alten Zeiten, damals in Moskau, als das Geld noch nicht funktionierte. Die Arbeitszeit war zum "Kräfteschonen" da. Man dachte an die "Zeit danach", an das Leben auf der Datscha. Die alten Leute verklären heute jene Zeit, in der der Betrug an den Staatskassen zum Volkssport geworden war und in machen Kreisen Dissidenten Märtyrer-Status hatten. Der Alltag war obrigkeitlich geregelt, klar durchorganisiert. Die Spielregeln waren so eindeutig bestimmt, dass zumindest im zeitlichen Abstand das Leben damals als "leicht" erscheint. Es ist dies ein Lebensgefühl, längst eingemottet und verstaubt, an das man sich in den Zeiten des "wilden" Kapitalismus nur zu gerne erinnert. Viele dieser Zeitgenossen wollen sich von den oft unsympathischen Neureichen nicht das Fell über die Ohren ziehen lassen. Eigentlich wünscht man sich ja nur, dass man seinen Lohn, dass man seine Ration bekommt, auch wenn man (gemessen an westlichen Maßstäben) nur wenig leistet.

Zahlt es sich denn aus, auf Eigeninitiative zu setzen?

Der Russe brauche eine starke Hand. Er neige zum Kollektivismus. Der westliche Individualismus sei ihm fremd. So und ähnlich lautet eine weit verbreitete, geradezu stereotyp anmutende Auffassung über Russland. In einer Repräsentativ-Erhebung über Werte, gesellschaftliche Vorstellungen und politische Identifikationen ist diese Ansicht im Wesentlichen bestätigt worden.1 Fast die Hälfte der Befragten vertat die Auffassung, dass Liberalismus und westliche Demokratie Werte seien, die nicht zu ihnen passten. Wichtig in Russland seien: Gemeinschaftsgefühl, Kollektivismus und ein straff geführter Staat. Mehr als die Hälfte zieht es vor, in einer Gesellschaft mit sozialer Gleichheit zu leben, während nur jeder Vierte individuelle Freiheit für wichtiger hält. Nur etwa jedem Fünften der Befragten erscheinen Privateigentum, Reisefreiheit und Glaubensfreiheit als unverzichtbare Elemente einer echten Demokratie. Mehr als zwei Drittel wollen staatliche Eigentum an einem Großteil der industriellen Produktion. (Ausgenommen ist lediglich die Nahrungsmittelindustrie.) Jeweils weniger als fünf Prozent bevorzugen Privateigentum. Der Rest tritt für gemischte Eigentumsformen ein. Es liegt freilich der Schluss nahe, dass es sich hier nicht um unveränderliche Meinungen handelt, sondern um einen Teil des durch den Sowjet-Kommunismus geprägten Wertesystems. Die jüngere Generation (16 bis 24 Jahre) legt nämlich den Schwerpunkt auf die individuellen Freiheiten und nicht auf die Präferenz der sozialen Gleichheit.

Alltag in Russland
kann auch das Spiel sein.
Foto: Wehling.

Die niedrige Lebensqualität

Eigentlich müsste der größte Flächenstaat der Welt unermesslich reich sein, verfügt er doch über enorme Vorkommen an Bodenschätzen. Russland besitzt insgesamt mehr als ein Drittel der Erdgasreserven dieser Welt, knapp die Hälfte der Kohle und etwa ein Fünftel aller Goldreserven. Trotzdem ist die Russische Föderation nach Jahrzehnten kommunistischer Misswirtschaft und schmerzvoller, letztlich gescheiterter Wirtschaftsreformen in den Neunzigerjahren kein reicher Staat. Das Brutto-Inland-Produkt betrug 1999 je Einwohner umgerechnet lediglich 2.400 D-Mark (Deutschland liegt bei etwa 56.000). Über fünfzig Millionen Russen von etwa 145 Millionen Einwohnern lebten 1999 unter dem Existenzminimum von 980 Rubeln (72 D-Mark). Das durchschnittliche Realeinkommen der Bevölkerung sank im Jahre 1999 um 15 Prozent. Der Jahresbericht 1999 des russischen Amtes für Statistik wartet mit weiteren erschreckenden Zahlen auf: Nirgendwo in Europa ist die Kindersterblichkeit so hoch wie in Russland. Aber auch in den mittleren Altersgruppen ist die Sterblichkeit mit Abstand die höchste in Europa. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass die Selbstmordrate beunruhigend hoch geworden ist. Die politische Instabilität und der wirtschaftliche Niedergang sorgen dafür, dass Ehepaare sich immer seltener für Kinder entscheiden. Seit 1999 ging die Bevölkerung der Russischen Föderation um etwa fünf Millionen auf 145,4 Millionen zurück. Unter dem Gesichtspunkt der Lebensqualität belegt Russland mittlerweile in der Welt nur noch den 72. Platz. Die Russen können ihre ehemaligen Verbündeten im ehemaligen Ostblock - Ungarn, die Tschechische Republik und die Slowakei - nur beneiden. Diese Länder liegen bei diesem Kriterium 30 Plätze weiter vorne.

Die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede sind immer größer geworden

Die Finanzkrise vom 17. August 1998 hat den sich gerade herausbildenden "Mittelstand", eine Stütze der neuen Ordnung und ein besonders aktiver Bevölkerungsteil, schwer getroffen. In ihrer großen Mehrheit gehören diese "white collars" freilich zum oligarchischen Dienstpersonal. Damals war er der beste Teil der Generation der 25 bis 30-Jährigen: Sie waren Makler, Manager, Immobilienhändler, Werbefachleute, Selbstständige, Angestellte von Banken, Versicherungs- und Investment-Gesellschaften. Sie alle hatten irgendwie begriffen, dass einem Geld auch ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit vermitteln kann. Nachdem der Rubel in freiem Fall in den Abgrund gestürzt war und sich der Dollar extrem verteuert hatte, verloren diese Menschen auch ihren Optimismus. Sie fühlten sich überflüssig, denn die Gesellschaft brauchte sie nicht mehr. Man schätzt, dass die Moskauer Arbeitgeber nach der Finanzkrise bis zu siebzig Prozent ihrer Angestellten entlassen mussten.2 Es hat vor allem jene getroffen, die (für russische Verhältnisse) ganz gut verdient hatten. Seitdem ist die Kaufkraft in Moskau um mehr als ein Drittel zurückgegangen. Im Zuge dieser großen Finanzkrise sind nicht nur zwei Drittel aller Ersparnisse der Russen vernichtet worden. Das Land hatte praktisch sein Bankensystem verloren. Die Zentralbank hatte keine Devisen mehr, die Unternehmen keine Umlaufmittel und die Beschäftigten keine Löhne. Noch schlimmer war, dass auch die letzten Reste des Vertrauens in die Staatsmacht in wenigen Tagen zerstört worden sind. Es setzte sich die Überzeugung durch, dass es sich in diesem Staat nicht auszahlt, auf Eigeninitiative zu setzen.
Innerhalb der Russischen Föderation werden die ökonomisch-sozialen Unterschiede immer größer. Region ist nicht gleich Region. Stadt ist nicht immer gleich Stadt. Zwar spielten die Hauptstadt Moskau und die für die Rüstung wichtigen Punkte schon immer eine privilegierte Sonderrolle. Je schwächer, handlungsunfähiger und ferner die Zentralgewalt jedoch ist, desto mehr unterscheidet sich in den verschiedenen Regionen auch das Lebens-Niveau. Viele der arbeitslosen oder unterbeschäftigten Männer im besten Erwerbsalter kommen mit Leichtigkeit auf die fünf Flaschen Wodka, die statistisch gesehen ein männlicher Erwachsener in Russland pro Woche trinkt. Das Wunder, dass (nicht zuletzt auch aufgrund einer weit verbreiteten Umweltverschmutzung) das Durchschnittsalter auf etwas mehr als 67 Jahre gesunken ist. Nach den Berechnungen des Staatlichen Amtes für Statistik leben russische Männer durchschnittlich 61 Jahre, während russische Frauen auf 73 Jahre kommen. Für den Vergleich veröffentlichte das Amt für Statistik auch Zahlen aus Japan und den USA. In Japan liegt im Jahre 2000 die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern bei 77 Jahren, von Frauen bei über 83 Jahren. In den USA kamen Männer auf über 72 und Frauen auf 78 Jahre.

Ein potemkinsches Dorf von unvorstellbaren Ausmaßen

Das Leben in der boomenden Metropole Moskau mit ihren glitzernden Einkaufspassagen ist sündhaft teuer geworden. Rentner, die nicht von ihren Kindern versorgt werden, bleibt oft nichts übrig als ihre letzte Habe zu verhökern. Eine karge Monatsrente von umgerechnet 100 D-Mark zwingt viele Pensionäre zum Nebenverdienst. Die Jobs der Garderobenfrauen in Museen oder der Rolltreppenaufseherin in der Moskauer Metro sind fest in der Hand alter Menschen. Viele können sich nur die einfachsten Lebensmittel kaufen: Graupen, Gries, Brot, Salz und Tee. Wen wundert's, dass die über 50 und 60-Jährigen heute noch von den "guten alten Zeiten" schwärmen. Damals habe man in Russland einfach besser und auch unbeschwerter gelebt, meinen sie. Ein Großteil der älteren Bevölkerung verknüpft mit der Breschnjew-Zeit Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit, aber auch von Lebensfreude und zwischenmenschlichem Vertrauen. Das gegenwärtige Russland wird hingegen als wirtschaftlich schwierig, kriminell, korrupt und krisenhaft empfunden. Man assoziiert damit auch geistige Kälte, Ellbogen-Mentalität und Unsicherheit im Hinblick auf die Zukunft.3 Der Widerspruch zu dieser positiven Sicht der Vergangenheit besteht nun darin, dass bis Ende 1991 achtzig Prozent der Sowjetbürger die Segnungen der westlichen Konsumgesellschaft überhaupt nicht kannten. Westfernsehen war allenfalls in Estland und unmittelbar an der dünn besiedelten Grenze zu Finnland und Norwegen zu empfangen. Viele erlitten nach dem Zusammenbruch der UdSSR einen Kulturschock, von dem sie sich bis heute noch nicht erholt haben.
Russland ist ein potemkinsches Dorf mit freilich unvorstellbaren ökonomischen, wissenschaftlichen und geistigen Potentialen. Dieser Widerspruch macht das Riesenreich im Osten unberechenbar und mitunter auch gefährlich. Jede Katastrophe verunsichert Volk und Führung. Russland ist ein krankes, aber auch ein gekränktes Land.

Die Öffnung nach Westen
zeigt sich auch im Warenangebot des Alltags, und sei es nur beim Verpackungsmaterial.
Foto: Hartmut Paeffgen

Auch die Katastrophen haben durchaus reale Ursachen

Es war wie eine Verschwörung finsterer Schicksalsmächte. Ausgerechnet in der Urlaubszeit des Jahres 2000 wurde Russland von schweren Schicksalsschlägen heimgesucht. Das Imperium im Osten schlingerte von einer Katastrophe in die nächste. Kaum hatte sich die politische Führung in die Ferien verabschiedet, da detonierte in einer Unterführung des Moskauer Puschkin-Platzes jede Menge Sprengstoff. Es folgte bald darauf der Untergang des U-Boot-Riesen "Kursk" in der Barents-See. Und schließlich brach im zweitgrößten Fernsehturm der Welt Feuer aus. Nun war eine beispiellose technische Meisterleistung, eben der Fernsehturm, in eine Schieflage geraten. Dies passte genau zur allgemeinen .Katastrophen-Stimmung. Es war wie der Walhalla-Brand in der Götterdämmerung. Eindrucksvoller hätte die Oper des Bolschoj Theaters den Untergang eines Imperiums auch nicht inszenieren können.
Die Menschen waren vor allem deshalb verzweifelt, weil die Staatsmacht erneut ihre Hilflosigkeit demonstriert hatte. Im unaufgeklärten Terroranschlag in der Stadtmitte Moskau, im Brand des Fernsehturms in Ostankino sahen viele Russen nicht irgendwie Unglück, sondern Unglück von Mütterchen Russland. Dem einfachen Bürger des größten Landes der Welt bleibt dann nur noch, sich im anarchischen Umfeld einzurichten.
Die Katastrophen der letzten Jahre haben durchaus reale Ursachen. Der Ostankino-Turm zu Moskau, als Prunkstück sowjetischer Ingenieurskunst gepriesen, war über seine Kapazität hinaus beansprucht worden. Auch waren im Vorfeld des Brandunglücks alle Vorhaltungen wegen Sicherheitsmängeln in den Wind gesprochen. Es fehlte an Geld, hieß es. Sendepausen, während deren der Feuerschutz verbessert werden sollte, waren nicht eingeplant. Alleine die Feuerwehr hatte 38 Mängel beanstandet. Nur 16 waren davon behoben worden. Die automatische Löschanlage funktionierte nicht.

Ein marodes Land

Es wäre unfair, Präsident Putin für diese Fehlleitung verantwortlich zu machen. An der Bewältigung der genannten Ursachen wird er sich aber zumindest mittelfristig messen lassen müssen. Die Katastrophen der jüngsten Zeit belegen nämlich eines mit aller Deutlichkeit: Die vermeintliche Stabilität, der sich angeblich mit Putin abzeichnende Aufschwung, lässt noch auf sich warten. Es wird sogar alles noch viel schlimmer kommen, bevor es besser wird. Die Restsubstanz eines untergegangenen und an seiner eigenen Unfähigkeit gescheiterten Imperiums ist nun endgültig aufgezehrt. Russland ist ein marodes Land. Die Wirtschaft liegt am Boden. Der Maschinenpark in den Fabriken ist museumsreif. Einige wenige, die Reichen und Mächtigen, plündern das Land aus. Die Mehrheit muss ohnmächtig mit ansehen, wie die Grundlagen ihrer bescheidenen Existenz wegbrechen. Schlimmer noch: Der Militär und Sicherheitsapparat träumt vom Glanz vergangener Größe, von der Weltmacht Russland. Doch diese Träume sind weltfremd. Sie passen nicht mehr in das neue Jahrtausend. Es ist nicht die Größe einer Kriegsmarine und auch nicht die Zahl der Atomwaffen, die einem Staat zu Ansehen und Stärke verhelfen. Es kommt auf die industrielle Leistungsfähigkeit, auf die wissenschaftliche Dynamik, die Qualität seines Bildungswesens und auf kulturelle Leistung an.
Die grassierende Misswirtschaft im ganzen Land hat die technischen Errungenschaften, derer sich die alte Sowjetunion schon immer gerühmt hat, entweder entwertet oder aber zu lebensbedrohenden Faktoren werden lassen. Tausende Kilometer löchriger Erdöl-Pipelines, ein wegen Versagens der Sicherheitstechnik brennender Fernsehturm, die Meldungen des "schwarzen August" im Jahre 2000 hatten exemplarischen Charakter.
Im vergangenen Jahrzehnt ist ein völlig anderes Russland entstanden. Doch dies "verwandelte Russland" gründet sich auf maroden Grundlagen. Lebenswichtige Einrichtungen befinden sich in einem miserablen Zustand. Nur durch eine vehemente wirtschaftliche Entwicklung des Riesenreiches könnte eine Situation geschaffen werden, die eine Häufung von Unglücken und Katastrophen nicht mehr zulässt oder aber erheblich vermindert. Klagen über Misswirtschaft kommen aus dem ganzen Land und aus allen Bereichen. Die Elektrizitätswerke sind zwanzig bis dreißig Jahre alt, manchmal sogar noch älter. Erdöl und Gas-Pipelines brechen immer wieder. Das auslaufende Öl verursacht schlimmste Umweltschäden.

Viel zu einflussreich ist die Macht schlecht ausgebildeter und neidischer Bürokraten

Die Frage, warum in Russland so vieles schief läuft und sich keine militärische oder politische Elite herausbildet, ist kulturhistorisch zu erklären. Ein russischer Bürger, der sich vorgenommen hat, rechtschaffen, intelligent und verantwortungsbewusst zu handeln, wird es schwer haben. Er stößt bald an seine Grenzen. Er muss nämlich in Konkurrenz treten zum landesüblichen, beschränkten und korrupten Mittelmaß. Viel zu einflussreich ist nämlich die geballte Macht schlecht ausgebildeter und neidischer Bürokraten. Für sie ist Erfolgs- und Qualitätsdenken schon fast eine Zumutung. Der Erfolg der anderen, der Fleißigen und Tüchtigen, ist ihnen zutiefst verhasst. So kommt es denn, dass zum Beispiel viele talentierte und gewissenhafte Offiziere der russischen Armee und Marine längst den Rücken gekehrt haben. Zurückgeblieben ist ein eher mieser Durchschnitt, eine Negativ-Auslese von besonders Angepassten. Anlass zur Sorge geben die langen Warteschlangen vor den Moskauer Konsulaten der klassischen Einwanderungsländer Kanada und Australien. Allein 1999 packten 390.000 Russen für immer ihre Koffer. Die meisten dieser Auswanderer waren hochqualifiziert und im besten Alter.

Anmerkungen

1 Das geht aus einer Studie hervor, die die Friedrich-Ebert Stiftung in Zusammenarbeit mit einem russischen Forschungsinstitut durchgeführt hat. (Vergleich FAZ vom 9.1.98)

2 Vladimir Miljutenko. In: Vostok 1, 1999, S. 17

3 FAZ vom 9.1.98

4 Nach Auskunft von Alexander Sinelnikov, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums für Demographie und Umwelt, sank die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern zwischen 1990 und 1998 von 65 auf 60 Jahre, bei Frauen von 73,3 auf 72,8 Jahre.

 

 


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