Zeitschrift

Die arabische Welt
und der Westen


 

Heft 2 2006

Hrsg: LpB

 



 

Inhaltsverzeichnis

  MÖGLICHKEITEN EINES DIALOGS ZWISCHEN CHRISTEN UND MUSLIMEN
 

Die "Weihnachtsgeschichte" im Koran (Suren 19,1-38; 3,35-49)

  Karl-Josef Kuschel

 


Die neutestamentliche Geburtsgeschichte hat nicht nur jüdische Wurzeln, sondern auch eine muslimische Nachgeschichte. So finden sich im Koran zwei Suren, die in ausführlichen Beschreibungen Parallelen zu den Ereignissen und Figuren im Neuen Testament aufweisen. Karl-Josef Kuschel arbeitet eng an diesen Quellen und zeigt so Übereinstimmungen, aber auch trennende Unterschiede zwischen christlichem und islamischem Glauben. Gerade die Geschichten um die Geburt Jesu könnten schon durch ihre Existenz im Koran eine Kommunikation zwischen Juden, Christen und Muslimen eröffnen. Die "Weihnachtsgeschichte" im Koran kann in dieser Betrachtungsweise als Basis für einen Dialog von Christen und Muslimen gelesen werden. Sie kann - so die These von Karl-Josef Kuschel - das Gemeinsame im Lichte des Trennenden und das Trennende im Lichte des Gemeinsamen kommunizierbar machen. Ein solcher Dialog erfordert gegenseitigen Respekt vor den jeweiligen Glaubensentscheidungen.

 

JÜDISCHE VORGESCHICHTE UND MUSLIMISCHE NACHGESCHICHTE

Erst nach Bewusstwerden der antisemitischen Holocaust-Ereignisse, die ohne einen jahrhundertelangen christlichen Antijudaismus undenkbar gewesen wären, haben Christen neu das theologische Gespräch mit dem lebendigen Judentum gesucht und gelernt, zumindest diejenige jüdische Welt wieder neu in den Blick und ernst zu nehmen, der die neutestamentlichen Texte überhaupt ihre Entstehung verdanken. Gelernt, gerade auch in der Geburtsgeschichte Jesu auf Signale zu achten, die ohne Kenntnisse der Geschichte Israels gar nicht zu verstehen sind. Der damals selbstverständlich gegebene und bleibend prägende jüdische Wurzelgrund des Christus-Ereignisses rückte ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

Es ist an der Zeit, sich einen zweiten Komplex bewusst zu machen, der auch bei der jüdisch-christlichen Re-Lektüre der neutestamentlichen Geburtsgeschichte bisher außerhalb des Blickfeldes lag: die Nachgeschichte biblischer Ereignisse und Figuren im Koran. Gerade die Geschichten um Jesu Geburt haben nicht nur eine jüdische Vor-Geschichte, sondern auch eine muslimische Nach-Geschichte. Im Koran finden sich in zwei Suren relativ ausführliche Beschreibungen (mit Vorereignissen, Empfängnis, Nachereignissen), die starke Parallelen zu den neutestamentlichen Überlieferungen enthalten, immer aber aus der dem Koran spezifischen theologischen Axiomatik gedeutet sind.

Daraus folgt: Gerade Muslime werden von ihrer Heiligen Schrift aufgefordert, theologisch über das "Geheimnis" der Geburt Jesu nachzudenken, ähnlich wie Christen, wenn sie mit den entsprechenden Texten des Neuen Testamentes konfrontiert werden. Ein bemerkenswertes Faktum: Christen sind nicht nur auf Mithilfe von Juden angewiesen, wenn es um das Verständnis ihrer eigenen heiligen Texte geht, sondern auch herausgefordert, das zu hören, wie Muslime - die sich nicht weniger als Christen und Juden auf den Gott Abrahams berufen - diese Überlieferungen deuten. Gerade die Geschichten um Jesu Geburt können und könnten schon durch ihre Existenz im Koran einen trialogische Kommunikation zwischen Juden, Christen und Muslimen eröffnen. Einige Ansätze dazu zu zeigen am Beispiel der Geburtsgeschichte im Koran (zahlreiche andere Jesus-Texte oder christologisch relevante Aussagen des Koran bleiben hier außen vor), ist Sinn und Zweck der folgenden Ausführungen.

 

DIE GEBURTSTEXTE IM NEUEN TESTAMENT

Vieles ist an Überlieferungen noch im Fluss, an Traditionen noch nicht fest, an Berichten noch nicht zementiert, wenn es im Neuen Testament um die Geburt des Nazareners geht. Die Evangelisten Markus und Johannes kennen keine Geburtsgeschichten, auch der Apostel Paulus nicht. In der gesamten neutestamentlichen Briefliteratur dazu kein Wort. Nur die Evangelien des Matthäus und des Lukas kennen Geburts-Überlieferungen, präsentieren sie aber in einer Weise, welche den Bewegungscharakter der Überlieferungen noch erkennen lassen. Schon die Tatsache, dass es zwei unterschiedliche Geburtsgeschichten gibt, unterstreicht das.

Religiöse Unterweisung freilich hat in der Vergangenheit aus praktischen Zwecken sehr oft diese sehr unterschiedlichen Geschichten harmonisiert und synthetisiert, d.h. die verschiedenen Berichte in eine harmonische Abfolge gebracht, bei der der eine Text den anderen aufs Beste ergänzte. Was bei Matthäus fehlte, ersetzte Lukas, wo Lukas etwas nicht tradierte, sprang Matthäus ein. So ergab sich ein angeblich gesichertes, gefestigtes Ganzes: Von Lukas nahm man die Vorgeschichte der Geburt Jesu: Ereignisse um Johannes den Täufer und dessen Eltern Elisabeth und Zacharias (des Zacharias Bestrafung durch Stummheit wegen Unglauben). Dann die Erscheinung des Erzengels Gabriel in Nazareth vor Maria mit der Ankündigung der Geburt. Anschließend Marias Besuch im Hause Elisabeths. Dann die Geburt des Johannes und die Lösung von Zacharias' Strafe. Dann die Volkszählung unter Augustus, dadurch Wanderung Marias und Josephs von Nazareth nach Bethlehem. Jesu Geburt, die Engelserscheinung vor den Hirten, die Huldigung der Hirten. Von Matthäus werden jetzt eingeschoben die Huldigung der Sterndeuter, die Flucht nach Ägypten und der Kindermord in Bethlehem, dann der Tod des Herodes sowie die Rückkehr aus Ägypten und Wohnsitz in Nazareth. Nach Lukas kommt es acht Tage nach der Geburt zur gesetzlich vorgeschriebenen Beschneidung des Kindes, gut vier Wochen später zur Reinigung Marias im Jerusalemer Tempel mit dem Auftritt eines alten Mannes namens Simeon und einer Prophetin namens Hanna, bevor die Familie nach Nazareth zurückkehrt.

 

KONSTRUIERTE "EVANGELIENHARMONIE" UNTERSCHLÄGT DIE DIFFERENZEN

Diese künstlich konstruierte "Evangelienharmonie" unterschlägt freilich die Differenzen zwischen beiden neutestamentlichen Überlieferungen, ja die Widersprüche untereinander, vor allem aber auch das jeweilige theologische Profil. Denn bei genauer Lektüre ist ja unübersehbar, dass beide Berichte in vielen Details erheblich voneinander abweichen. Unterschiede gibt es bei der Geographie und Chronologie (auf die ich nicht im Einzelnen hinweisen werde). Unterschiede auch im kompositorischen Aufbau - mit Konsequenzen für das jeweilige theologische Profil.

  • Matthäus setzt einen Stammbaum Jesu ganz an den Anfang seiner Geburtsgeschichte (1,1-17), Lukas dagegen an das Ende, kurz vor dem öffentlichen Auftreten Jesu, als er schon 30 Jahre alt ist (3,23-38). Während Matthäus als Judenchrist aus messialogischen Gründen das Interesse hat, Jesus mit den Hauptträgern der göttlichen Verheißung, Abraham und David, und mit der davidischen Nachkommenschaft zu verbinden, ist der Stammbaum von Lukas, dem Heidenchristen, erkennbar universalistischer. Von Abraham ist bei ihm nicht die Rede, wohl aber führt er die Abstammung Jesu auf Adam, je letztlich auf Gott zurück (Lk 3,23-38). Ist Jesus bei Matthäus als Davids- und Abrahamssohn qualifiziert, so bei Lukas als Nachkomme Adams, der wie Adam (ohne irdischen Vater) aus Gottes Initiative heraus ein neues Menschengeschlecht begründen soll.

  • Die Täufergeschichten um Johannes, Sohn von Zacharias und Elisabeth, baut Lukas groß aus. Er setzt die Ankündigung der Geburt des Johannes vor die von Jesus, verknüpft beide Geschichten durch die Figuren Maria und Elisabeth und gibt dem Vater von Johannes, Zacharias, durch einen theologisch und sprachlich präzise komponierte Hymnus (1,67-79) starkes Profil, bevor er nach der Geburt Jesu auf den Täufer noch einmal zurückkommt, um über sein öffentliches Auftreten zu berichten (3,1-22). Matthäus dagegen kennt keine Geburtsgeschichten um Johannes. Für ihn ist der Täufer erst kurz vor dem öffentlichen Auftreten Jesu interessant, in einer kurzen Szene (3,1-17), die den Täufer noch mehr als Lukas als reine Kontrastfigur zu Jesus macht (ohne wie Lukas am Schicksal des Täufers weiter interessiert zu sein: Lk 3,19f.), zum bloßen Vor-Läufer also, der anschließend von dem überboten wird, der "mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen" wird (Mt 3,11; Lk 3,16).

  • Bedeutende Unterschiede auch hinsichtlich der Geburtsgeschichte selbst. Nach Präsentierung seines Stammbaums kommt Matthäus ohne weitere Überleitung und Zwischenschritte gleich zur Sache. Schon sein Vorgeburts-Bericht ist in seiner lapidaren Kürze kaum noch zu unterbieten:

 

„Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Joseph verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes. Joseph, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen. Während er noch darüber nachdachte, erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Joseph, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles geschieht, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: ‚Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns.' Als Joseph erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. Er erkannte sie aber nicht, bis sie ihren Sohn gebar. Und er gab ihm den Namen Jesus.“ (1,18–25)

 

Lukas dagegen baut die Szene narrativ aus und gibt seinen Lesern mehr Informationen. Bei ihm bleibt der Engel nicht anonym, sondern trägt einen Namen: Gabriel. Bei ihm erscheint der Engel nicht Joseph (wie bei Matthäus durchgehend), sondern Maria. Bei ihm bleibt der Ort der Begegnung Engel-Maria nicht unbekannt, sondern wird konkret: eine Stadt in Galiläa namens Nazareth. Bei ihm bleibt die narrative "Kameraführung" bei Maria, der Frau: Von ihrer Auszeichnung wird berichtet, ihr wird die Größe ihres künftigen Sohnes geschildert, ihre Reaktion bleibt im Blick ("Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?").

Woran Matthäus offensichtlich das größte Interesse hat, darüber bei Lukas kein Wort. Matthäus lässt seinen Engel Joseph gegenüber sofort auf die soziale Problematik kommen, im Wissen darum, dass eine Frau, die noch nicht verheiratet ist und ein Kind erwartet, sozial skandalträchtig ist. Joseph muss - gewissermaßen auf göttlichen Eingriff hin - ruhig gestellt werden: "Fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist". Matthäus weiß also, dass die Verwendung des Motivs Geistzeugung und Jungfrauengeburt sozial prekär ist, deshalb muss er das Hindernis theozentrisch beseitigen. Diesen göttlichen Eingriff um sozialpsychologischer Krisenprophylaxe willen findet Lukas offensichtlich nicht nötig. Er kennt von alldem nichts. Das Gefühl, etwas Unmögliches zu erwarten, bleibt bei ihm ganz in der intimen Szene zwischen Engel und Maria. Während also Matthäus ganz aus der Perspektive des Mannes und der Öffentlichkeit erzählt, erzählt Lukas ganz aus der Perspektive der Frau und der Intimität. Unterschiedlicher könnten die Perspektiven kaum sein. Ähnlich bei der Geschichte der Geburt selber.

 

ÜBEREINSTIMMENDE THEOLOGISCHE GRUNDBOTSCHAFTEN

Und doch - trotz aller unterschiedlichen, zum Teil widersprüchlichen Informationen in Einzelfragen: beide neutestamentlichen Geburts-Geschichten stimmen in der theologischen Grundbotschaft durchaus überein:

  • Mit der Geburt Jesu ist von Gott her eine neue Initiative erfolgt. Gott handelt wieder neu - rettend, erlösend. Der Himmel ist gewissermaßen durchlässiger geworden, durchlässiger jedenfalls als früher, ja durchlässig wie früher zu Zeiten Abrahams, bei dem ebenfalls Engel ein- und ausgingen und eine alte Frau wieder fruchtbar wird. Elisabeth ist erkennbar als Sarah-Figur konzipiert, Zacharias als Abraham-Figuration (Gen 18,11; 15,8). Es herrscht Frühzeit-Stimmung in dieser Spätzeit. Deshalb können in beiden Geschichten Engel wieder wie selbstverständlich als Boten Gottes ein- und ausgehen. Sie sind Figuren der Deutung und der Führung des Geschehens. Deshalb können kosmische Zeichen am Himmel Menschen den Weg zu dem neuen Ereignis weisen. Deshalb kann der natürliche Ablauf im Fall einer Geburt theozentrisch unterbrochen werden. Beide Evangelisten legen Wert darauf: Gottes Geist zeugt dieses Kind, nicht ein Mensch. Göttliche Kraft ist hier am Werk, nicht männliche Potenz. Symbolkräftiger kann man den Zäsurcharakter dieses Ereignisses kaum herausstellen. Nicht menschliche Geschichte und menschliche Physis zählen in diesem Moment, sondern Gottes Geist, Gottes Handlung, Gottes Zeichen - entsprechend dem Satz des Engels an Maria aus dem Lukas-Evangelium:

 

„Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. Auch Elisabeth, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obschon sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat. Denn für Gott ist nichts unmöglich.“ (1,35–37)

 

Dies ist in der Tat die theozentrische Pointe beider Geburtsgeschichten. Durch Jesu Geburt wird Unfruchtbares wieder fruchtbar, Abgestorbenes wieder kraftvoll, Totgeglaubtes wieder lebendig.

 

DIE INITIATIVE GOTTES GILT SEINEM VOLK

Die mit Jesu Geburt sichtbar gewordene Initiative Gottes gilt vor allem seinem Volk: Israel. Und über Israel hinaus (aber immer mit Israel und durch Israel) der Welt der Heidenvölker. Mit dem Neugeborenen ist der Messias Israels endlich erschienen: an dieser Überzeugung lassen beide Texte keinen Zweifel. Ja, sie tun durch ein fein gesponnenes Netz von textlichen Deutungssignalen viel, um dies unabweisbar zu machen. Deshalb spielen Prophetenworte in beiden Texten eine große Rolle: ob Jesaja im Blick auf die junge Frau, die ein Kind empfangen wird; ob der Prophet Micha im Blick auf Bethlehem, der Prophet Hosea im Blick auf Ägypten, der Prophet Jeremia im Blick auf den Kindermord. Gerade Matthäus ist in höchstem Maße daran interessiert, das Erscheinen Jesu einzubetten in die Geschichte des Volkes Israel und dessen messianische Erwartungen. Von daher zu Beginn seines Evangeliums der Stammbaum: Jesus Christus programmatisch herausgestellt als "Sohn Davids, Sohn Abrahams". Zwar deutet auch Matthäus mit der Sterndeuter-Huldigung die Bedeutung Jesu für die Heidenvölker wenigstens an, sein Schwerpunkt aber bleibt das Volk Israel, wie seine Engel-Szene mit Joseph deutlich machen soll:

 

Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.“ (1,21)

 

Ähnlich Lukas, der im Blick auf seine Adressaten (Heidenchristen) stärker noch Jesu Bedeutung nicht nur für Israel, sondern auch für die Völkerwelt betont. Durch kunstvoll komponierte Hymnen, die entweder Maria ("Magnificat"), Zacharias ("Benedictus") oder Simeon ("Nunc demittis") in den Mund gelegt werden, wird die Doppelperspektive Stück für Stück vorbereitet. Im Lobgesang der Maria hieß es noch, Gott habe sich seines "Knechtes Israel" angenommen und an sein "Erbarmen" gedacht, das er den "Vätern verheißen" habe: "Abraham und seinen Nachkommen auf ewig" (1,54f.). Auch bei Zacharias, immerhin Priester im Tempel zu Jerusalem, dieselbe innerjüdische Perspektive: Gott habe Israel "errettet" vor seinen "Feinden" und habe das "Erbarmen mit den Vätern" jetzt "vollendet". Er habe an "seinen heiligen Bund" gedacht, an den Eid, den er dem Vater Abraham "geschworen" habe. Er, Jesus, werde "sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden" (1,71-73; 77). Bei Simeon dann vollends:

 

Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (2,29–32)

 

Neben die theozentrische Perspektive ("Denn für Gott ist nichts unmöglich", Lk 1,37) tritt bei beiden Evangelisten die "christozentrische": Es ist Jesus, der das geistgewirkte Zeichen Gottes ist, "der Messias, der Herr" (Lk 1,11), "Sohn Gottes", "Sohn des Höchsten" (Lk 1,32; 1,35), mit dem ein neues Zeitalter beginnt. Das "Unmögliche", das Gott neu zu tun imstande ist, geschieht also nach den neutestamentlichen Berichten an Jesus, durch Jesus und mit Jesus. Seine Person, seine Botschaft, sein Geschick steht jetzt und künftig im Zentrum, wenn sie von Gottes Handeln an seinem Volk und an den Völkern berichten wollen.

 

EINE SYSTEMATISCHE "CHRISTOLOGIE" LIEGT NICHT VOR

Und doch ist das Nachdenken über das Geheimnis des Nazareners in den Geburtsgeschichten noch so im Fluss wie die Überlieferung selbst. Schaut man sich nur die christologischen "Titel" an, so erkennt man, dass je nach jüdischer oder juden- bzw. heidenchristlicher Perspektive die Akzente anders gesetzt sein können. Mehrere Titel stehen nebeneinander, schließen sich nicht aus. Eine abgeschlossene, gar systematisierte "Christologie" liegt nicht vor. Matthäus kann Jesus "Kind vom Heiligen Geist", "König der Juden", "Messias" nennen. Bei Lukas stehen nebeneinander: "Sohn des Höchsten", "Davidssohn", "Gottessohn", "Herr" oder "Messias". Ja, gerade die jüdischen Gestalten in der Geburtsgeschichte des Lukas benutzen eine auffällige Titulatur. Der Vertreter der Jerusalemer Priesterklasse, Zacharias, erblickt in dem Kind einen "Prophet des Höchsten", der die "barmherzige Liebe unseres Gottes" verkörpere, denn er werde "dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten" sowie "sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden" (1,76f.). Und ein Mann wie Simeon erblickt in dem Neugeborenen nicht nur "den Messias des Herrn" (2,26), sondern auch ein "Zeichen" (2,34). Ein Zeichen Gottes in Israel, dem widersprochen werde! Diese Signale wollen wir im Kopf behalten, wenn wir nun die Geburtsgeschichten im Koran uns anschauen: Prophet des Höchsten, der die "barmherzige Liebe unseres Gottes" verkörpert, und "Zeichen" Gottes, dem widersprochen werden wird!

 

DIE GEBURTSGESCHICHTEN IM KORAN

Wie im Neuen Testament gibt es auch im Koran zwei Texte zur Geburt Jesus, und zwar in Sure 3 und Sure 19. Sure 19 ist nach der relativen Chronologie von Nöldeke/Schwally (1861) der jüngere Text: in der zweiten Periode von Mekka geoffenbart (615-620). Sure 3 kommt später in Medina hinzu. Unsere Aufmerksamkeit gilt deshalb zunächst dem früheren Text.

 

DAS NARRATIVE UND THEOLOGISCHE PROFIL VON SURE 19

Wenn Sure 19 in den Blick kommt, muss zugleich im Blick bleiben, dass ihr 57 Suren der Botschaft von Mekka bereits vorausgehen. Grundthemen der prophetischen Botschaft sind damit längst eingeführt und breit entfaltet: die Attacke des Propheten auf die soziale Rücksichtslosigkeit und Diesseitsorientiertheit der polytheistisch orientierten Mehrheitsgesellschaft Mekkas; darunter der Stamm der Quraisch, dem auch Mohammed angehörte und aus dem sich das politisch einflussreichste und wirtschaftlich hochprofitable Establishment rekrutierte. Dagegen stellt Mohammed die immer wieder erneut eingeschärfte Erinnerung an die Macht des einen und einzigen Gottes, des Schöpfers der Welt und jedes einzelnen Menschen: So wie Gott die Welt und den Menschen geschaffen hat, kann er die Welt und den Menschen zerstören und wieder zu neuem Leben erwecken. Es gibt eine Auferstehung der Toten, es gibt ein Gericht über des Menschen Taten und Untaten, die genau aufgezeichnet sind durch eine Lebens-Schrift bei Gott. Und es gibt für die Glaubenden und sozial Sensiblen nach dem Gericht das Paradies, für die Unglaubenden, Rücksichtslosen, Diesseitsverliebten die Hölle. Dass Mohammed mit einer solchen Botschaft, die nicht nur soziale Besitzstände, sondern die ganze Existenz des Menschen schöpfungs- und gerichtstheologisch in Frage stellte, auf Misstrauen, Verspottung, Ablehnung, ja Anfeindung durch das Establishment von Mekka stieß, kann man ohne weitere Erläuterungen nachvollziehen.

 

ERINNERUNGSBOTSCHAFT, WARN- UND GERICHTSREDE

In diesem Kontext muss auch Sure 19 verstanden werden. Auch sie ist hineingesprochen in die konkrete Kampfsituation des Propheten in Mekka und lässt erkennen, wie sehr die kleine muslimische Urgemeinde (70-80 Personen umfassend) im Konflikt lebt mit einer sie ablehnenden, verspottenden, marginalisierenden und befeindenden Mehrheitsgesellschaft in Mekka. So endet denn Sure 19 ebenfalls mit der für die Verkündigung von Mekka charakteristischen Erinnerungsbotschaft in Form einer Warn-, Droh- und Gerichtsrede:

 

„Der Mensch sagt (in seinem Unverstand): ‚Werde ich (etwa), wenn ich (erst einmal) gestorben bin, lebendig (aus der Erde wieder) hervorgebracht werden?' Bedenkt er denn nicht, dass wir ihn vorher geschaffen haben, während er (bis dahin) nichts war? Bei deinem Herrn! Wir werden sie (d.h. die Menschen) und die Satane (dereinst) (...) versammeln. Hierauf werden wir sie rings um die Hölle auf den Knien liegend (zum Gericht) vorführen (...). Was meinst du wohl von dem, der an unsere Zeichen nicht glaubte und sagte: ‚Ich werde bestimmt (viel) Vermögen und Kinder bekommen'. Hat er etwa in das Verborgene Einblick gewonnen? Oder hat er beim Barmherzigen ein (bindendes) Versprechen erhalten? Nein! Wir werden (zu seinen Lasten) aufschreiben, was er sagt, und ihm die Strafe noch verlängern (oder: erhöhen?). Und wir werden von ihm erben, was er sagt (das er bekommen werde). Und er wird einzeln zu uns (zum Gericht) kommen.“ (19,66-68; 77–80)

 

Ein Instrument, diese Erinnerungs-, Warn- und Gerichtsrede zu konkretisieren, ist die aktualisierende Bewusstmachung früher erfolgter Botschaften, früher bereits von Gott gesandter Propheten. Sie alle haben dieselbe Botschaft verkündet: Glaube an den einen und einzigen Gott, den Schöpfer und Richter von Welt und Mensch. Und: Ermahnung zu einem Gott entsprechenden sozialen Verhalten, zu einem Ethos, konkretisiert in regelmäßigem Gebet, regelmäßigem Fasten und verbindlicher Rücksicht auf die Armen und Schwachen. Von daher ist es kein Zufall, dass Sure 19 auf eine ganze Reihe von großen prophetischen Figuren der Vergangenheit verweist, die denn auch nach der Geburtsgeschichte Jesu angeführt werden: auf Adam, Noah, Abraham, Ismael und Mose. Programmatisch aber beginnt Sure 19, die sogar im "Titel" den Namen "Maria" trägt, mit der Geburt Jesu, der (parallel zum Evangelisten Lukas) die Geschichte von der Geburt des Johannes vorgeschaltet ist:

 

„Gedacht sei (in dieser Verkündigung) der Barmherzigkeit, die dein Herr seinem Diener Zacharias bezeigt hat! (Damals) als er im Stillen seinen Herrn anrief! Er sagte: ‚Herr! Das Gebein ist mir schwach geworden, und der Kopf altersgrau. Und ich hatte, wenn ich zu dir, Herr, betete (noch) nie Misserfolg (w. ich war beim Gebet zu dir, Herr, nicht unglücklich). Ich fürchte nun, dass die weiteren Verwandten und Angehörigen (als einzige) mich überleben werden (w. Ich fürchte die Maula–s nach mir). Meine Frau war (ja) unfruchtbar. Darum schenk mir von dir einen Nächstverwandten (Walý –), der mich beerben, und der (auch etwas) von der Sippe Jakobs erben wird! Und mach ihn, Herr, (dir) wohlgefällig!“ (Gott sagte:)‚ Zacharias! Wir verkünden dir einen Jungen mit Namen Johannes, wie wir vor ihm noch keinen genannt haben.' Zacharias (w. Er) sagte: ‚Herr Wie soll ich (noch) einen Jungen bekommen, wo meine Frau unfruchtbar war und ich (meinerseits) steinalt geworden bin (w. und ich vom hohen Alter Auszehrung (?) erreicht habe)? Er (d.h. Gott) sagte: ‚So (ist es, wie dir verkündet wurde). Dein Herr sagt: (oder: So hat dein Herr (es an)gesagt.) Es fällt mir leicht (dies zu bewerkstelligen), wo ich dich doch vorher geschaffen habe, während du (bis dahin) nichts warst.' Zacharias (w. Er) sagte: ‚Herr! Mach mir ein Zeichen (zum Beweis dessen, was du mir verkündet hast)!' Gott (w. Er) sagte: ‚Dein Zeichen sei, dass du drei Tage ohne Unterbrechung (?) (w. gleichmäßig) nicht mit den Leuten sprichst!' Da kam er aus dem Tempel zu seinem Volk heraus und gab ihm (durch Zeichen) zu verstehen (w. gab ihnen ein): ‚Preiset (Gott) morgens und abends!' ‚Johannes! Halte die Schrift fest (in deinem Besitz)!' Und wir gaben ihm (d.h. dem Johannes) (schon) als (kleinem) Knaben Urteilsfähigkeit, Zuneigung (oder: Erbarmen) von uns und Lauterkeit. Er war gottesfürchtig und pietätvoll gegen seine Eltern, nicht gewalttätig und widerspenstig. Heil sei über ihm am Tag, da er geboren wurde, am Tag, da er stirbt, und am Tag, da er (wieder) zum Leben auferweckt wird!“ (Sure 19,1–15)

 

Die Geburt des Johannes

Wie das Evangelium des Lukas schaltet der Koran also vor die eigentliche Geburtsgeschichte Jesu die des Johannes, und wie der Evangelist ist auch der Koran am überraschenden Eingreifen Gottes schon im Fall des Johannes interessiert. Doch ein genauer Vergleich von Sure 19,1-15 mit Lukas 1,5-25 ergibt ein sehr unterschiedliches theologisches Profil:

  • Lukas hatte die Johannes-Geschichte anschaulich lokalisiert und präzise vergeschichtlicht: Vater Zacharias ist ein Priester im Jerusalemer Tempel, gehört zur Priesterklasse Abija; die Mutter von Johannes heißt Elisabeth und stammt aus dem Geschlecht Aarons; der erscheinende Engel heißt Gabriel; die Erscheinung vor Zacharias findet konkret an einem Ort statt, in Jerusalem, präzise im Tempel. Der Koran dagegen entlokalisiert, entgeschichtlicht. Als handelnde Personen braucht er nur noch Zacharias und Johannes. Elisabeth taucht namentlich schon nicht mehr auf, nur in der Spiegelung ihres Mannes ("meine Frau unfruchtbar"). Und statt des Engels Gabriel redet Gott selbst zu Zacharias. Ein Ort ihrer Begegnung ist nicht erwähnt. Die ganze Szene scheint wie fein stilisiert, wie zurückgenommen, wie ausgedünnt, wie entweltlicht.

  • Unterstrichen wird diese narrativ inszenierte Welt-Zurücknahme dadurch, dass Zacharias für den Koran nicht als konkrete Person aus dem Judentum interessant ist, sondern als Typus, und zwar als Typus eines Gott vertrauenden Beters, dessen Gebetswunsch von Gott erhört wird: konkret die Geburt eines Sohnes trotz hohen Alters des Mannes, trotz Unfruchtbarkeit der Frau. Auffällig ist: Während bei Lukas Zacharias diesen seinen Wunsch schon lange vorgetragen hatte (so dass er an dessen Erfüllung angesichts des fortgeschrittenen Alters kaum noch glauben kann), scheint im Koran die Bitte des Zacharias zum ersten Mal geäußert - ganz im Bewusstsein, dass Zacharias, wenn er zu Gott betete, noch "nie Misserfolg" gehabt hat. Bei Lukas bleibt denn auch Zacharias psychologisch konsequent bei seiner Skepsis, selbst als der Engel erscheint - und wird für diesen Akt des Unglaubens mit Stummheit bestraft, was ganze neun Monate bis zur Geburt Johannes' andauern wird. Im Koran sind daraus drei Tage Stummheit geworden, und dieses "Zeichen" ist nicht Ausdruck der Bestrafung durch Gott, sondern des Vertrauens in Gottes Macht. So wie der Schöpfergott einem alten, unfruchtbaren Elternpaar neues Leben schenken kann ("Es fällt mir leicht, dies zu bewerkstelligen, wo ich dich doch vorher geschaffen habe, während du (bis dahin) nichts warst."), so kann derselbe Gott auch ein anderes Zeichen geben: einen Menschen kurze Zeit verstummen lassen.

  • Während der Evangelist Lukas (in Übereinstimmung mit Matthäus) Johannes als Kontrastfigur für Jesus funktionalisiert, als Vor-Läufer, der anschließend umso wirkungsvoller durch Jesus überboten werden soll, so gebraucht der Koran Johannes offensichtlich als Parallelfigur, an der Gott schon vollbracht hat, was er dann im Falle Jesu wiederholt. Auffällig ist: Während Lukas Johannes zwar durch einen Engel Gottes angekündigt sein lässt, aber die Empfängnis nicht durch den Heiligen Geist, sondern durch den offensichtlich auf wundersame Weise wieder fruchtbar gewordenen Zacharias vornehmen lässt (1,23f.), lässt der Koran keinen Zweifel, dass schon Johannes Gottesgeschöpf ist wie anschließend Jesus. Auffällig ferner die parallelen Aussagen über Johannes und Jesus, wie wir sehen werden: Lauterkeit bei beiden, Pietät gegen Eltern bzw. Mutter, nicht gewalttätig, im Besitz der Schrift, ganz offensichtlich die Tora, die nach dem Koran die "Entscheidung Gottes" beinhaltet (5,43). Johannes soll offensichtlich die Anliegen dieses Buches erfüllen. Und da ihm "Urteilsfähigkeit" (schon als kleinem Kind) attestiert wird, kann es sich dabei nur um das Wissen religiöser Dinge handeln: Zeichen des Prophetenamtes! Von Jesus wird es gleich anschließend ebenfalls heißen, Gott habe ihm "die Schrift gegeben" und ihn "zu einem Propheten gemacht"! Ja, auch die abschließende Segensformel wird dann im Jesus-Teil wortwörtlich wiederholt werden: "Heil sei über ihn am Tage, da er geboren wurde, am Tag, da er stirbt und am Tag, da er (wieder) zum Leben auferweckt wird!"

In summa: Während das Neue Testament Johannes als Kontrastfigur (zum Zwecke späterer Überbietung) zu Jesus braucht, ist die Johannes-Geschichte im Koran eine weitere Exempelgeschichte für die Macht des Schöpfergottes, der, wenn er will, aus Unfruchtbarem und Abgestorbenem neues Leben erwecken kann.

 

Die Geburt Jesu

Und doch sind mit der Person Jesus selber noch einmal andere Akzente verbunden, wie die nun folgende Geburtsgeschichte zeigt:

 

„Und gedenke in der Schrift der Maria! (Damals) als sie sich vor ihren Angehörigen an einen östlichen Ort zurückzog! Da nahm sie sich einen Vorhang (oder: eine Scheidewand) (um sich) vor ihnen (zu verbergen). Und wir sandten unseren Geist zu ihr. Der stellte sich ihr dar als ein wohlgestalteter (w. ebenmäßiger) Mensch. Sie sagte: ‚Ich suche beim Erbarmer Zuflucht vor dir. (Weiche von mir) wenn du gottesfürchtig bist!' Er sagte: ‚(Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.) Ich bin doch der Gesandte deines Herrn. (Ich bin von ihm zu dir geschickt) um dir einen lauteren Jungen zu schenken.' Sie sagte: ‚Wie sollte ich einen Jungen bekommen, wo mich kein Mann (w. Mensch) berührt hat und ich keine Hure bin? (oder: ... berührt hat? Ich bin (doch) keine Hure!)' Er sagte: ‚So (ist es, wie dir verkündet wurde). Dein Herr sagt: (oder: So hat dein Herr [es an]gesagt.) Es fällt mir leicht (dies zu bewerkstelligen). Und (wir schenken ihn dir) damit wir ihn zu einem Zeichen für die Menschen machen, und weil wir (den Menschen) Barmherzigkeit erweisen wollen (w. aus Barmherzigkeit von uns). Er ist eine beschlossene Sache.' Da war sie nun schwanger mit ihm (d.h. dem Jesusknaben). Und sie zog sich mit ihm an einen fernen Ort zurück. Und die Wehen veranlassten sie, zum Stamm der Palme zu gehen. Sie sagte: ‚Wäre ich doch vorher gestorben und ganz in Vergessenheit geraten!' Da rief er (d.h. der Jesusknabe) ihr von unten her zu: ‚Sei nicht traurig! Dein Herr hat unter dir (d.h. zu deinen Füßen?) ein Rinnsal (voll Wasser) gemacht. Und schüttle den Stamm der Palme (indem du ihn) an dich (ziehst)! Dann lässt sie saftige, frische Datteln auf dich herunterfallen. Und iß und trink und sei frohen Mutes (w. kühlen Auges)! Und wenn du (irgend)einen von den Menschen siehst, dann sag: Ich habe dem Barmherzigen ein Fasten gelobt. Darum werde ich heut mit keinem menschlichen Wesen sprechen.' Dann kam sie mit ihm zu ihren Leuten, indem sie ihn (auf dem Arm) trug. Sie sagten: ‚Maria! Da hast du etwas Unerhörtes begangen. Schwester Aarons! Dein Vater war doch kein schlechter Kerl (w. Mann) und deine Mutter keine Hure.' Da wies sie auf ihn (d.h. den Jesusknaben). Sie sagten: ‚Wie sollen wir mit einem sprechen, der als kleiner Junge (noch) in der Wiege liegt?' Er sagte: ‚Ich bin der Diener Gottes. Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu einem Propheten gemacht. Und er hat gemacht, dass mir, wo immer ich bin, (die Gabe des) Segen(s) verliehen ist, und mir das Gebet (zu verrichten) und die Almosensteuer (zu geben) anbefohlen, solange ich lebe, und (das ich) gegen meine Mutter pietätvoll (sein soll). Und er hat mich nicht gewalttätig und unselig gemacht. Heil sei über mir am Tag, da ich geboren wurde, am Tag, da ich sterbe, und am Tag, da ich (wieder) zum Leben auferweckt werde!' Solcher Art (w. Dies) ist Jesus, der Sohn der Maria ...“ (Sure 19,16–34)

 

Parallelen zu christlichen Überlieferungen sind mit Händen zu greifen:

  • Parallelen zur Geburtsgeschichte des Lukas mit Gottesbotschaft an Maria (Lukas: durch den Engel Gabriel; Koran: durch Gottes Geist), Zweifelsmotiv (bei Matthäus: Joseph; bei Lukas: Maria) und Prädikation des angekündigten Kindes ("lauterer Junge", "Zeichen für die Menschen" von Gottes Barmherzigkeit), schließlich die gottgewirkte Zeugung des Kindes, wobei Sure 19 auffälligerweise den visionären Charakter der Gottesbegegnung bei Maria betont: Der Geist Gottes "stellt sich ihr dar ‚als' ein wohlgestalteter Mensch".

  • Parallelen aber auch zu außerkanonischen christlichen Überlieferungen, auf welche die religionsvergleichende Forschung schon vor vielen Jahrzehnten aufmerksam gemacht hat (nachzulesen im Koran-Kommentar von Khoury oder bei Bauschke). Zum Rückzug an einen "fernen Ort" gibt es eine gewisse Parallele im vorkoranischen apokryphen Evangelium des Jakobus'. Zum "Quell- und Palmwunder" (Tränkung und Speisung durch Quelle und Baum, Rede des Neugeborenen) gibt es Parallelen im Pseudo-Matthäus-Evangelium, das dieses Ereignis im Zusammenhang mit der Ägypten-Flucht schildert, aber aus nachkanonischer Zeit stammt.

 

EIGENSTÄNDIGE EXEGESE DER GEBURTSGESCHICHTE IM KORAN

Christliche Koran-Interpreten haben sich in der Vergangenheit gerne auf den Aufweis solcher Parallelisierungen beschränkt und waren dann mit Korantexten rasch fertig - nach der Devise: Alles, was der Koran theologisch zu bieten hat, steht entweder in der Hebräischen Bibel, im Neuen Testament oder in sonstigen jüdischen oder christlichen Quellen, ein Konglomerat aus Verstandenem und Unverstandenem, eine Mischung aus Gewusstem und Nichtgewusstem. Originell ist der Koran schon von daher nicht, theologisch ernst zu nehmen schon gar nicht. Eine solche Haltung schreibt nicht nur eine jahrhundertelange fatale Geschichte christlicher Superiorität über den Islam fort, sondern ist auch wissenschaftlich-hermeneutisch unseriös. Sie blendet jegliches Selbstverständnis des Koran aus und spart sich jede Mühe um Auslegung eines Textes nach den ihm immanenten Kriterien: literarischen Formentscheidungen, rhetorischen Stilmitteln, situativem Gebrauch und theologischer Programmatik. Unterzieht man sich dieser Mühe aber, erkennt man, dass der Koran eine sowohl literarisch als auch eine theologisch eigenständige Exegese der Geburtsgeschichte Jesu betreibt. Sie exakt zu profilieren, in Übereinstimmungen und Differenzen im Lichte der jeweiligen theologischen Axiomatik, ist Voraussetzung jedes ernsthaften Dialogs. Ich fasse das Wesentliche knapp zusammen:

  • Schon formalästhetisch ähnelt der Geburtstext im Koran (wie schon im Fall des Johannes) mehr einer feinen Skizze als einer ausgearbeiteten Szene. Andeutungen, Abbreviaturen, knappste Angaben genügen ihm. Plötzlich ist Maria eingeschaltet, ohne weitere Überleitung, Vorbereitung, Umstände - mit der für den Koran charakteristischen Leser- oder Höreradresse: "Und gedenke". Der Text will also - gemäß der im Koran generell genutzten Verfahrensweise - nicht nur Vergangenes zitieren, sondern aktualisieren. Er will erinnern, bewusst machen und damit zu Konsequenzen für heute aufrufen. Deshalb beschränkt sich der Koran in dieser Szene auf knappst mögliche Angaben. Nicht auf Details kommt es an, sondern auf das Wesentliche der Sache.

  • Maria hat sich an einen "östlichen Ort" zurückgezogen, der nicht näher benannt wird, auch nicht näher benannt werden muss. Denn es geht um die Bewegung "Rückzug" als solche, die Struktur der Reduktion. Diese ist zum einen sozial motiviert als Rückzug Marias vor ihren "Angehörigen", deren negative Reaktion im zweiten Teil dieses Textes damit schon angedeutet ist. Sie ist zum zweiten theologisch-symbolisch motiviert, verstärkt im nächsten Vers durch den erwähnten "Vorhang". Auch er nimmt die Rückzugs-Bewegung auf. Vorhang bedeutet ein Sich-Verbergen, Sich-Abschließen vor der gewohnten Umwelt. Der Selbstzurücknahme im Raum entspricht die Selbstzurücknahme des Körpers. Erzählerisch entspricht beiden die bewusste Entwirklichung der hier beschriebenen Welt, die durch Verknappung der Realitätsdetails wie durchsichtig erscheint.

  • Szenisch-gestisch wird damit Gottesbegegnung vorbereitet, die hier in Gestalt des Engels erfolgt. Nachdem die Welt selber transparent geworden ist wie ein dünner Vorhang, kann sie nun für Gott durchlässig sein, ist Gottesbegegnung vorbereitet. "Die sich wiederholende Erwähnung des Rückzugs betont die schlechthinnige Empfänglichkeit Marias. Nur so, fern von allen Menschen, mithin von allen menschlichen Möglichkeiten - etwa einer zeugenden Mitwirkung -, kann sie dem Engel begegnen, die Verheißung hören, Jesus jungfräulich empfangen und dann zur Welt bringen" (Bauschke 2000, S. 16). Auch der Dialog Engel - Maria wird auf das Wesentliche reduziert: Angst auf Seiten Marias - Beruhigung der Angst durch den Gottesboten - Ankündigung der Geburt - Zweifel bei Maria, wobei der Hinweis auf "keine Hure" wiederum ein Verweis nach vorn ist - auf die Situation, die Maria dann mit ihrer sozialen Umwelt bestehen muss. Die erste Hälfte dieses Textes also lebt ganz von zwei Rückzugsbewegungen Marias, zwei Selbstzurücknahmen, die so die Empfangende für Gottes Geist werden kann. Der zurückgenommene Raum als objektives Korrelat der Offenheit der Welt für die Begegnung mit dem Göttlichen.

  • Der Vorgang der Selbstzurücknahme des Raums wird auch im folgenden Vers noch einmal wiederholt. Wieder heißt es, Maria habe sich zurückgezogen, diesmal an einen "fernen Ort". Zu denken ist an eine Wüstenszenerie, was die Erwähnung des zweiten Raumdetails plausibler macht: "Stamm der Palme". Die Wüste ist der nackte Raum schlechthin, Symbol der Leere, der Ort ohne Eigenpotenz, der so seinerseits zum objektiven Korrelat für die Fülle Gottes, Gottes Präsenz, Gottes Zur-Welt-Kommen ist. Dabei ist der Koran an den Geburtsvorgängen und -umständen so wenig interessiert wie der Evangelist Matthäus. Er lenkt den Blick sofort auf das neugeborene Kind und seine wundersame Fähigkeit, zu sprechen, seine Mutter zu trösten und ihr in ihrer Todesangst ("Wäre ich doch vorher gestorben und ganz in Vergessenheit geraten") zu helfen.

  • Damit ist deutlich, wie kunstvoll der Koran in diesem Text mit Kontrasten arbeitet. Einerseits die Entweltlichung der Welt, andererseits der Realismus der Welt: das ganz und gar realistisch geschilderte Erstaunen der Umwelt Marias über das Kind einer unverheirateten Frau, der Verdacht der Hurerei. Dem Wunsch Marias, völlig vergessen zu werden, entspricht das fürsorgliche Wunder Gottes. Marias Todessehnsucht steht das lebendige Quellwasser gegenüber. Die Bitterkeit ihrer Schmerzen bei der Geburt kontrastiert mit der wundersamen Labung durch süße Datteln. Dem Schweigegelübde der Erwachsenen entspricht das zweimalige Reden des Neugeborenen. Der Text arbeitet also mit einem literarisch bewusst gesetzten Kontrast zwischen Realismus und Stilisierung, zwischen Alltagsniedrigkeit und prophetischer Hoheit, zwischen konkreten Details der menschlichen Geschichte und Entwirklichung zum Zwecke der Transparenz für das Göttliche.

  • Die Erinnerung an die Geburtsgeschichte von Johannes und Jesus steht im Kontext der Auseinandersetzung Mohammeds mit dem "Unglauben" in Mekka. Die Erinnerung ist kein Selbstzweck, sondern ein Kampfmittel: "Und gedenke in der Schrift der Maria!" - so hatte der Jesus-Text begonnen. Mit einer Spiegelung des aktuellen Kampfes Glaube - Unglaube endet er denn auch. Seine Fortsetzung lautet:

 

„Solcher Art (w. dies) ist Jesus, der Sohn der Maria - um die Wahrheit zu sagen, über die sie (d.h. die Ungläubigen [unter den Christen?]) (immer noch) im Zweifel sind. Es steht Gott nicht an, sich irgendein Kind zuzulegen. Gepriesen sei er! (Darüber ist er erhaben). Wenn er eine Sache beschlossen hat, sagt er zu ihr nur: ‚Sei!', und dann ist sie. Und (Jesus sagte:) ‚Gott ist mein Herr und euer Herr. Dienet ihm! Das ist ein gerader Weg.' Aber dann wurden die Gruppen untereinander uneins. Wehe denen, die ungläubig sind: Sie werden einen gewaltigen Tag erleben (w. Wehe denen, die ungläubig sind, im Hinblick auf das Erlebnis eines gewaltigen Tages)! Wie gut werden sie am Tag (des Gerichts), da sie zu uns kommen werden, hören und sehen! Aber die Frevler befinden sich heute offensichtlich im Irrtum.“ (19,34–38)

 

  • Die theologisch relevanten Fremd- und Selbstbestimmungen Jesu in Sure 19 werden zunächst denen des Johannes parallel geführt. Wie Johannes ist Jesus Gottes Geschöpf (ohne Beteiligung eines irdischen Vaters). Wie Johannes ist Jesus gekennzeichnet durch Lauterkeit, Pietät, Gewaltlosigkeit. Wie Johannes hat er von Gott "die Schrift" überantwortet bekommen. Aber im Unterschied zu Johannes kann Jesus direkt sagen, er sei ein "Diener Gottes", er sei ein "Prophet" Gottes, ihm sei "die Gabe des Segens" verliehen, ja er sei ein "Zeichen Gottes" für die Menschen, ein Zeichen von "Gottes Barmherzigkeit"! Wir erinnern uns an dieser Stelle an das, was wir aus dem Lukas-Evangelium vernahmen an Titeln, die Juden wie Zacharias und Simeon gebrauchten: "Prophet des Höchsten" und damit Repräsentant der barmherzigen Liebe unseres Gottes oder "Zeichen" Gottes, dem widersprochen werden wird.

 

DAS NARRATIVE UND THEOLOGISCHE PROFIL VON SURE 3

Was kommt in Sure 3 hinzu, geoffenbart in Medina, in der der Koran noch einmal auf die Geschichten um Zacharias, Johannes, Maria und Jesus zurückkommt? Die Sure trägt den Titel "Die Sippe Imrans", ein Name, der auf Amram hinweist, der in Numeri 26,59 als der Vater von Moses, Aaron und Mirjam bezeichnet wird. Er gilt als Vorfahre, ja Urahne Jesu. Die 3. Sure verweist überdies auf die Ereignisse in der Schlacht bei Badr (März 624) im zweiten Jahr nach der Hidschra, der Übersiedlung Mohammeds und seiner Anhänger von Mekka nach Medina, als die Muslime überraschend eine überlegene Armee aus Mekka schlagen - ein Ereignis von größter politischer und religiöser Tragweite - auch für die Beziehungen zu Juden und Christen in der Region. Das nochmalige Aufgreifen der Geschichte Jesu (nicht nur der Geburt, sondern auch der Botschaft, der Praxis und des Geschicks) wird man deshalb auch auf den politischen Zusammenhang beziehen müssen. In Medina ist in dieser Zeit eine Gesandtschaft von Christen aus Nadjran (Nordjemen) aufgetaucht. Unter dem Eindruck des sich ausbreitenden Islam sehen diese sich in ihrer Freiheit bedroht und schicken eine Delegation zu Mohammed. Zwar kommen sie seiner Forderung, sich dem Islam zu unterwerfen, nicht nach, aber nach langen Verhandlungen und christologischen Kontroversen wird ein Kompromiss gefunden: Mohammed sichert ihnen Schutzgarantien zu. Sure 3 spiegelt denn auch eindringlich die Auseinandersetzung des Koran mit den "Leuten der Schrift" wider.

Wir bleiben hier auf die Auslegung der Geburts-Geschichte konzentriert und haben zu konstatieren: Was Maria angeht, so hat deren Geschichte jetzt in Sure 3 sichtlich einen Zuwachs erfahren. Wir hören mehr von der Vorgeschichte Marias (3,35-37). Gleich anschließend wird die Johannes-Szene noch einmal berichtet (3,38-41), die von Sure 19 kaum abweicht. Dann folgt ein eindrückliches Marienlob (3,42-44). Danach kommt es zu Aussagen über Jesus Geburt, die in Sure 19 so keine Parallele haben:

 

„(Damals) als die Engel sagten: ‚Maria! Gott verkündet dir ein Wort von sich, dessen Name Jesus Christus, der Sohn der Maria, ist! Er wird im Diesseits und im Jenseits angesehen sein, einer von denen, die (Gott) nahe stehen. Und er wird (schon als Kind) in der Wiege zu den Leuten sprechen, und (auch später) als Erwachsener, und (wird) einer von den Rechtschaffenen (sein).' Sie sagte: ‚Herr! Wie sollte ich ein Kind bekommen, wo mich (noch) kein Mann (w. Mensch) berührt hat?' Er (d.h. der Engel der Verkündigung, oder Gott?) sagte: ‚Das ist Gottes Art (zu handeln). Er schafft, was er will, Wenn er eine Sache beschlossen hat, sagt er zu ihr nur: sei!, dann ist sie. Und er wird ihn die Schrift, die Weisheit, die Thora und das Evangelium lehren.' Und als Gesandter (Gottes) an die Kinder Israels (wies Jesus sich aus mit den Worten:) ‚Ich bin mit einem Zeichen von eurem Herrn zu euch gekommen (das darin besteht?), dass ich euch aus Lehm etwas schaffe, was so aussieht, wie Vögel. Dann werde ich hinein blasen, und es werden mit Gottes Erlaubnis (wirkliche) Vögel sein.“ (3,45–49)

 

Anders als in der aus Mekka stammenden Fassung hat Maria in diesem Bericht keine Vision, sondern eine Audition. Ihr erscheint nicht der Geist Gottes, zu ihr redet eine Mehrzahl wohl unsichtbar bleibender Engel. Die Übereinstimmungen zwischen beiden Koran-Versionen sind in der Sache aber unübersehbar: Jesus ist kraft des schöpferischen Wortes Gottes und mittels des göttlichen Geistes erschaffen worden. Doch zwei theologisch wichtige Akzente werden hier deutlicher gesetzt:

  • Die Schöpfermacht Gottes wird noch deutlicher hervorgehoben. Was in Sure 19 nur relativ schwach ausgedrückt wird mit: "Es fällt mir leicht (dies zu bewerkstelligen)", wird in Sure 3 stark profiliert: "Das ist Gottes Art (zu handeln). Er schafft, was er will. Wenn er eine Sache beschlossen hat, so sagt er zu ihr nur: ‚Sei!', dann ist sie".

  • Jesus wird als "Wort" (kalimah) Gottes bzw. "Wort von Gott" bezeichnet. In muslimischer Exegese versteht man darunter, dass sich in Jesus Gottes allmächtiger Schöpferwille manifestiere. Allein durch das Wort und den Befehl Gottes tritt er ins Dasein (und nicht mittels männlicher Potenz). Andere verstehen Jesu Wort-Sein ebenso wie sein Geist-Sein auch in dem Sinne, dass er als Person die frohe Botschaft von Gottes Barmherzigkeit verkörpert. Der Koran illustriert diesen sich in Jesus manifestierenden göttlichen Schöpferwillen dadurch, dass er das Vögel-Wunder einführt. Parallelen dazu gibt es im außerkanonischen Kindheitsevangelium des Thomas. Doch abgesehen von der Anzahl der Vögel besteht dort der Unterschied zur Darstellung des Wunders im Koran darin, dass Jesus an einem Sabbat durch Klatschen in die Hände und Zuruf das Wunder selber vollbringt, wohingegen Jesus im Koran - ob als Knabe oder Erwachsener, ob an einem Sabbat oder nicht - durch seinen Atem und aufgrund der göttlichen Erlaubnis das Wunder tut. Die Theozentrik des Koran' wirkt sich auch hier noch einmal konsequent aus.

 

DIE GEBURTSGESCHICHTEN IM VERGLEICH

Im Vergleich der neutestamentlichen und der Überlieferungen im Koran ergeben sich bemerkenswerte Übereinstimmungen, aber auch entscheidende Differenzen. Zunächst zu den Übereinstimmungen:

  • Wie das Neue Testament so verbindet auch der Koran mit der Geburt Jesu eine wundersame Tat Gottes zugunsten der Menschen. Bemerkenswert ist: Beschränkt sich im Neuen Testament die Ausgestaltung des Wunderhaften vor allem auf die Engelserscheinungen vor Zacharias, Maria und den Hirten sowie auf die Führung der Sterndeuter durch eine kosmische Erscheinung, kennt der Koran über all das hinaus wundersame Reden des Neugeborenen. Der Koran hat offensichtlich nicht die geringsten Schwierigkeiten, dem gerade geborenen Jesuskind Trostworte an seine Mutter und prophetische Selbstaussagen in den Mund zu legen. Warum nicht? Weil er wie im Fall des Johannes auch die Geburtsgeschichte Jesu dazu benutzt, den ihm wichtigsten theologischen Grundgedanken kraftvoll zu illustrieren: Gott hat Macht über das unmöglich Scheinende; Gott ist frei in seinem Handeln und durchbricht alle irdischen Begrenzungen und menschlichen Plausibilitäten. Alte, unfruchtbare Frauen werden wieder fruchtbar; junge Frauen werden ohne Zutun eines Mannes schwanger; im toten, leeren Raum einer Wüste schafft Gott neues Leben; ein neugeborenes Kind spricht kraftvoll und selbstbewusst wie ein erwachsener Mensch. Die Pointe ist überall dieselbe: Skepsis, Zweifel, Unglaube von Menschen werden von Gott her durchbrochen. Gerade die Geburt Jesu unterstreicht noch einmal, dass Gott die Macht hat, aus Unfruchtbarem Fruchtbares, aus Abgestorbenem Lebendiges, aus Nichts neues Sein zu schaffen. Theozentrik also verbindet beide Geburtsgeschichten. Im Neuen Testament ist sie mit dem Satz umschrieben: "Denn für Gott ist nichts unmöglich" (Lk 1,37), im Koran mit dem Satz: "Wenn er eine Sache beschlossen hat, sagt er zu ihr nur: sei! dann ist sie". (Sure 3,47)

  • In den neutestamentlichen und koranischen Geburtsüberlieferungen ist Jesus nicht Produkt der irdischen Geschichte, nicht Menschengeschöpf, er ist Geistgeschöpf, Gottesgeschöpf: "Geist von Gott", wie er auch in Sure 4,171 genannt wird. Es ist Gott selbst, der ihn vom Nichts ins Sein ruft. Dass Jesus ins Leben tritt, verdankt er ausschließlich Gottes Ratschluss, Gottes Tat. Von daher erklären sich auch andere "Titulaturen" für Jesus im Koran: "Zeichen" Gottes für die Menschen, Zeichen von "Gottes Barmherzigkeit", "Diener Gottes", "Prophet Gottes", "Wort Gottes". Alle diese "Titel" drücken denselben Grundgedanken aus: Jesus ist ein von seiner Empfängnis an von Gott Ausgezeichneter. Gegenüber anderen Dienern und Propheten Gottes unterscheidet ihn sogar eine Besonderheit: Er ist geschaffen von Gottes Geist, um dann zu Lebzeiten aus der Kraft dieses Geistes als Gottes Gesandter zu wirken. Von allen im Koran erwähnten Personen ist dies das Besondere an Jesus. Nur Adam übertrifft ihn noch im Blick auf den Ursprung, ist er doch für den Koran sogar ohne Mithilfe einer irdischen Mutter ins Leben getreten. Aber Gottesgeschöpflichkeit und Jungfrauengeburt unterscheiden Jesus im Koran von allen anderen Propheten, einschließlich dem Propheten Mohammed, dessen irdische Vaterschaft der Koran an keiner Stelle in Frage stellt.

  • Die Geburtstexte im Neuen Testament und Koran stimmen in der Grundüberzeugung überein: Jesus ist der Gesegnete Gottes und das Kontrastbild zu allen "unglückseligen Gewaltherrschern", ja, er ist ein Mann des Friedens, und zwar seine ganze menschliche Existenz hindurch: von der Geburt bis zum Tod, ja bis zum neuen Leben bei Gott. Die Formulierungen von Sure 19,32-33 ("Und er hat mich nicht gewalttätig und unselig gemacht. Heil sei über mir am Tag, da ich geboren wurde, am Tag, da ich sterbe, und am Tag, da ich (wieder) zum Leben auferweckt werde") wecken für Christen Erinnerungen an den Lobgesang Marias ("Magnificat") und das Engelslob vor den Hirten (Lk 1,46-55; 2,14). Schon dort war Jesus das Kontrastbild zu den "Mächtigen" und "Reichen". Schon dort verkörperte er den "Frieden" Gottes, der auch nach Aussagen des Koran auf Jesus ruht.
    Ein Vergleich der Texte zeigt also, wie eigenständig Mohammed gerade biblische Überlieferungen von seiner theologischen Axiomatik her zu deuten verstand. Er nimmt sie auf, spitzt sie zu, interpretiert sie stringent und ordnet sie ein unter sein großes theologisches Programmwort: Theozentrik. Gott im Zentrum von Welt und Geschichte; von seinem Willen her ist alles durchdrungen, von ihm her muss die ganze Wirklichkeit neu interpretiert werden.

 

DIE ENTSCHEIDENDE DIFFERENZ IM GLAUBEN VON CHRISTEN UND MUSLIMEN

Dieses Spezifikum der prophetischen Botschaft lässt sich gerade am entscheidenden Unterschied zwischen der neutestamentlichen und der koranischen Geburtsgeschichte erhärten. Auch er muss nun in aller Klarheit herausgearbeitet werden:

  • In den neutestamentlichen Überlieferungen ist die Geburt Jesu eingebettet in die Geschichte Gottes mit seinem auserwählten Volke. Jesu Auftreten ist ein geistgewirkter Neuanfang, ja ein messianischer Aufbruch für Israel und ein Zeichen für die Bekehrung der Heidenvölker. Die neutestamentlichen Texte vergeschichtlichen also den Neuanfang Gottes in Jesus. Deshalb ist die Geburt in Bethlehem wichtig, werden die politischen Herrscher der Zeit erwähnt, werden konkrete Details der Geburtsgeschichte geschichtlich ausgemalt (Huldigung der Sterndeuter und Hirten). Der Koran dagegen "entgeschichtlicht". Weder ist er interessiert am konkreten Geburts- oder Wohnort Jesu (keine Erwähnung von Bethlehem oder Nazareth) noch an der konkreten Zeit (keine Erwähnung damaliger politischer Herrscher oder Verhältnisse), noch erwähnt er Joseph, den biblischen irdischen Vater Jesu. Alles ist auf Gottes Handeln an Einzelpersonen wie Zacharias, Maria und Jesus konzentriert. Wo das "Volk" erwähnt wird, wie in Sure 19, dann nicht im Sinne einer "heilgeschichtlichen" Einbettung, sondern unter dem Gesichtspunkt psychologischer Reaktion auf das angeblich "unerhörte" Verhalten einer jungen Frau. Oder wie in Sure 3 als "Ort" der Auseinandersetzung Glaube - Unglaube.

  • Für die neutestamentlichen Quellen ist Jesu Geburt die endgültige Erfüllung einer uralten Erwartungsgeschichte seines Volkes, der endzeitliche Höhepunkt in Gottes Selbstzuwendung an sein Volk Israel. Im Koran ist Gottes Tat an Jesus eine unter vielen Taten Gottes in der Geschichte. Gewiss: Auch im Koran hat Gott an Jesus in besonderer, auszeichnender Weise gehandelt. Aber der Sohn Marias ist trotz allem ein Zeichen Gottes, herausgehoben zwar, aber eines unter vielen. Seine Geistzeugung macht ihn gerade nicht zu einem göttlichen oder halbgöttlichen Wesen. Deshalb reagiert der Koran hier und an anderen Stellen in Sachen Christusglauben bestimmter Christen polemisch-zurückweisend: "Es steht Gott nicht an, sich ein Kind zu nehmen". Dies ist gegen spätere vulgär-christliche Vorstellungen einer übernatürlichen Gottessohnschaft gesagt, die im zeitgenössischen Christentum des Propheten verbreitet gewesen sein mögen. Geistzeugung und Jungfrauengeburt unterstreichen also nicht die Einzigartigkeit Jesu, sondern die Einzigartigkeit Gottes.

  • Auch als Gottesgeschöpf bleibt Jesus nur ein Mensch, wie Adam, Noah, Abraham, Mose Menschen waren. Als Gottesgeschöpf bleibt Jesus ein "Zeichen", eines in der großen Reihe der "Zeichen" der Barmherzigkeit Gottes, in einer Reihe, die nach muslimischem Selbstverständnis erst abgeschlossen ist durch den letzten Propheten, der denn auch nach dem Koran das "Siegel der Propheten" genannt wird. Für die christliche Urkunde ist Jesus aus Nazareth gegenüber Israel und der Heidenwelt die endgültige, definitive Offenbarung Gottes, auf den ein Prophet wie Johannes der Täufer nur hinweist. Für Muslime ist die definitive Offenbarung Gottes im Koran gegeben, auf den alle Propheten, einschließlich Johannes und Jesus hinweisen. Christologie und Koranologie entsprechen sich. Der Fundamentalunterschied zwischen Christentum und Islam ist und bleibt: Für Christen ist Gottes Wort in Jesus Mensch geworden. Im Islam ist Gottes Wort im Koran Buch geworden.

  • Je genauer man an und mit den Quellen arbeitet, so sehr sieht man tief greifende Übereinstimmungen zwischen christlichem und islamischem Glauben, aber auch bleibende trennende Unterschiede, Wahrheitsansprüche, die in letzter Konsequenz zu einer Glaubensentscheidung herausfordern. Beides muss in einem Dialog zur Sprache kommen, der seinen Namen verdient. Die "Weihnachtsgeschichte" im Koran wäre als Urmodell eines solchen Dialogs von Christen und Muslimen zu lesen. Sie fordert beide heraus, über das Geheimnis des Handelns Gottes in der Geschichte Jesu vertieft nachzudenken und so das Gemeinsame und das Trennende kommunikabel zu machen. Sie wäre nicht das Ende des Dialogs, sondern die Basis des Dialogs. Sie kann lehren, das Gemeinsame im Lichte des Trennenden, das Trennende im Lichte des Gemeinsamen zu lesen. Sie könnte trialogische Kommunikation stiften - die umso tiefer gehen kann, als sich Juden, Christen und Muslime stets bewusst sind, dass sie Gottes Geheimnis nicht schon "haben" oder "verwalten" oder "besitzen", sondern dass sie im Glauben und Denken es je tiefer erkennen wollen. Kommunikation - im gegenseitigen Respekt vor Letztentscheidungen und Letztüberzeugungen.


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DER UNTERSCHIED ZWISCHEN CHRISTENTUM UND ISLAM IST: „FÜR CHRISTEN IST GOTTES WORT IN JESUS MENSCH GEWORDEN. IM ISLAM IST GOTTES WORT IM KORAN BUCH GEWORDEN“ (KARL-JOSEF KUSCHEL).

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SYMBOLGESCHICHTE ZU BEGEGNUNG UND DIALOG

Zum Schluss will ich dies an einer Symbolgeschichte erläutern, die uns aus der ersten Biographie des Propheten Mohammed entgegentritt. Eine berühmte Szene, in ihrer Historizität ungesichert und doch von tiefer symbolischer Bedeutung: die Begegnung eines christlichen Herrschers, des Negus von Äthiopien, mit Muslimen aus der Urgemeinde von Mekka. Nicht um ihrer angeblichen Geschichtlichkeit, sondern um ihrer theologisch-symbolischen Weisheit willen (was den Umgang Christen - Muslime betrifft) sei sie hier am Ende unserer Überlegungen in Erinnerung gerufen und für die Praxis des Dialogs fruchtbar gemacht. Die Szene findet sich bei Ibn Ishaq, von dem eine erste Biographie des Propheten geschrieben wurde (um 750), die wir aber nur in einer hundert Jahre später durch Ibn Hisham herausgegebenen Fassung haben.

Der frühe Biograph berichtet von der erzwungenen Expedition von Angehörigen der muslimischen Urgemeinde an den Hof des Negus von Äthiopien, als die Bedrückung durch das Establishment von Mekka unerträglich zu werden begann. Als die Mekkaner freilich ihrerseits eine Delegation zum Negus schicken, um ihn aufzufordern, die "Flüchtlinge" zurückzuschicken, lässt sich der Negus auf einen Disput mit ihnen ein. Er möchte wissen, welcher Vergehen die Auswanderer beschuldigt werden. Er lässt Bischöfe holen, die die Heiligen Schriften vor ihm ausbreiten. Dann befragt er die Muslime nach ihrer neuen Religion. Als diese sich auf nichts als die Offenbarung ihres Propheten berufen, fragt der Negus sie nach einer Kostprobe daraus. Darauf rezitiert einer der Muslime einen Abschnitt aus der Sure "Maria" (Sure 19). Die Reaktion? "Der Negus weinte, bis sein Bart feucht war. Und auch seine Bischöfe weinten, bis Tränen ihre Heiligen Schriften benetzten." Dann wendet sich der Negus an die Abgesandten aus Mekka:

 

„‚Diese Offenbarung und die Offenbarung Jesu kommen aus derselben Nische. Geh! Bei Gott, ich werde sie euch nicht ausliefern und sie nicht hintergehen!' Als die beiden den Negus verließen, sagte Amr zu Abdallah: ‚Morgen werde ich ihm etwas erzählen, womit ich sie an der Wurzel vernichte!' Abdallah, der gottesfürchtigere der beiden, wandte ein: ‚Tu es nicht! Auch wenn sie sich uns widersetzt haben, bleiben sie doch unsere Stammesgenossen.' Amr aber beharrte darauf und sprach: ‚Ich werde ihm von ihrer Behauptung berichten, Jesus, der Sohn Mariens, sei nur ein Mensch gewesen.' Am nächsten Morgen ging Amr zum Negus und sagte: ‚O König, sie behaupten Ungeheuerliches von Jesus. Lass sie holen und frage sie danach!' Der Negus folgte seinen Worten. Noch nie war uns dergleichen geschehen. Die Auswanderer versammelten sich wieder und berieten, was sie über Jesus antworten sollten, wenn man sie danach fragte. Dann beschlossen sie: ‚Wir werden sagen, was Gott sagte und was uns unser Prophet geoffenbart hat, mag kommen, was will'. Als sie zum Negus kamen und er sie nach ihrer Meinung zu Jesus fragte, antwortete ihm Djafar: ‚Wir sagen über ihn, was unser Prophet uns geoffenbart hat,nämlich dass er der Diener Gottes, sein Prophet, sein Geist und sein Wort ist, das Er der Jungfrau Maria angegeben hatte.' Der Negus nahm einen Stock vom Boden auf und sprach: ‚Wahrlich, Jesus ist nicht um die Länge dieses Stockes mehr als das, was du sagst.' Ein Raunen ging durch die ihn umgebenden Feldherrn, doch er fuhr fort: ‚Wenn ihr auch raunt' - und an die Muslime gewandt -, ‚geht, ihr seid sicher in meinem Land. Wer euch beschimpft, wird Strafe zahlen; wer euch beschimpft, wird Strafe zahlen; wer euch beschimpft, wird Strafe zahlen! Nicht für einen Berg aus Gold würde ich einem von euch Unrecht tun. Gebt den beiden ihre Geschenke zurück. Ich brauche sie nicht. Gott hat kein Bestechungsgeld angenommen, als Er mir meine Herrschaft zurückgab; warum sollte ich nun gegen Ihn Bestechungsgeld annehmen! Er istdamals nicht den Leuten gegen mich gefolgt,weshalb sollte ich nun ihnen gegen Ihn folgen.'“

 

Die Szene ist sichtlich stilisiert und von den Interessen der Muslime her konzipiert. Aber es steckt in ihr vieles an "Weisheit" im Umgang von Christen mit Muslimen. Die Figur des Negus nimmt in dieser Geschichte ja ganz gezielt eine Mittelstellung ein: zwischen verbissener christlicher Orthodoxie (die raunenden Feldherrn) und dem Unglauben (die Abordnung aus Mekka). Die Haltung des Negus "in der Mitte" drückt Entschiedenheit und Toleranz zugleich aus. Er verkörpert die Art von Christ-Sein, die weiß, dass man Menschen anderer religiöser Überzeugungen nicht mit der Elle eigener Orthodoxie messen oder gar pressen kann. Wenn etwa Muslime ein Grundbekenntnis zu Jesus abgeben wie dies, er sei "der Diener Gottes, sein Prophet, sein Geist und sein Wort, das Er der Jungfrau Maria eingegeben" habe, dann genügt das diesen Christen. Genügt, um sie als Gäste in seinem Lande zu beherbergen. Mehr verlangt er von ihnen nicht. Er presst sie nicht, urteilt sie nicht ab, verlangt nicht das Äußerste. Christen mögen weiter gehen in Sachen Christologie, mehr von Jesus als dem Christus Gottes sagen, andere Formeln benutzen. Für Muslime ist es bereits viel, wenn sie sagen können: In diesem besonderen Menschen hat Gott auf eine besondere Weise gehandelt. Er ist deshalb zum Zeichen Gottes für die Menschen geworden, zum Zeichen von Gottes "Barmherzigkeit".

 

Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Josef Kuschel lehrt Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen und ist Vizepräsident der Stiftung Weltethos.

 

 

1. Benutzte Ausgaben:
Der Koran. Übersetzung R. Paret. Bd. I (Text), Bd. II (Kommentar und Konkordanz). Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1971, 2. Aufl. 1977

Der Koran. Arabisch-Deutsch. Übersetzung und wissenschaftlicher Kommentar von A.Th. Khoury/M.S. Abdullah. Bd. I-XII. Gütersloh 1990-2001

Neue Jerusalemer Bibel. Einheitsübersetzung mit dem Kommentar der Jerusalemer Bibel. Freiburg/Br. 1985

Schneemelcher, W.: Neutestamentliche Apokryphen in deutscher Übersetzung Bd. I (Evangelien). 5. Aufl., Tübingen 1987.

2. Zur Prophetenbiographie:
Ibn Isha-q: Das Leben des Propheten. Aus dem Arabischen übertragen und bearbeitet von G. Rotter. Kandern 1999

Paret, R.: Mohammed und der Koran. Geschichte und Verkündigung des arabischen Propheten. Stuttgart 1957, 7. Aufl. 1991

1. Zu Bibel und Koran:
Gnilka, J.: Bibel und Koran. Was sie verbindet, was sie trennt. Freiburg/Br. 2004

Hagemann, L.: Propheten - Zeugen des Glaubens. Koranische und biblische Deutungen. Würzburg, Altenberge, 2. Aufl. 1993

Kuschel, K.-J.: Das Weihnachten der Dichter. Große Texte von Thomas Mann bis Rainer Kunze. Düsseldorf 2004 (Kap. I: Die Heiligen Nächte der Weltreligionen; Kap. II: Die Erzählungen von Jesu Geburt).

Nöldeke, T,/Schwally, F.: Geschichte des Qorans. Teil 1: Über den Ursprung des Qorans. Leipzig 21909. Neudruck: Hildesheim 1970

Speyer, H.: Die biblischen Erzählungen im Qoran. Hildesheim 1931, 2. Aufl. 1961

Thyen, J. D.: Bibel und Koran. Eine Synopse gemeinsamer Überlieferungen. Weimar, Wien, 3. Aufl. 2000

2. Zum Jesus-Bild im Koran:

Räisänen, H.: Das koranische Jesusbild. Ein Beitrag zur Theologie des Koran. Helsinki 1972

Schedl, C.: Mohammed und Jesus. Die christologisch relevanten Texte des Koran. Freiburg/Br. 1978

Riße, G.: "Gott ist Christus, der Sohn der Maria". Eine Studie zum Christusbild im Koran. Bonn 1989

Pulsfort, E./Hagemann, E.: Maria, die Mutter Jesu, in Bibel und Koran. Würzburg, Altenberge 1992

Bauschke, M.: Jesus - Stein des Anstoßes. Die Christologie des Korans und die deutschsprachige Theologie. Weimar, Wien 2000

Bauschke, M.: Jesus im Koran. Weimar, Wien 2001

3. Zum Dialog Christentum - Islam:
Kuschel, K.-J.: Streit um Abraham. Was Juden, Christen und Muslime trennt - und was sie eint. Düsseldorf 2001

Küng, H.: Der Islam. Geschichte, Gegenwart, Zukunft. München 2004


 

 

 

 


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