Zeitschrift

Deutschland Ost -
Deutschland West

Trennung durch Vereinigung?

Zwei politische Kulturen?



 

Inhaltsverzeichnis

 
Wissenschaftliche und politische Unsicherheiten im Umgang mit der deutschen Vereinigung

Von Martin und Sylvia Greiffenhagen 

Prof. Dr. Martin Greiffenhagen lehrte bis zu seiner Emeritierung Politikwissenschaft an der Universität Stuttgart. Prof. Dr. Sylvia Greiffenhagen lehrt Politikwissenschaft an der Evangelischen Fachhochschule Nürnberg. Auch einem breiteren Publikum bekannt geworden sind beide durch ihr Buch: "Ein schwieriges Vaterland. Zur politischen Kultur im vereinigten Deutschland" (München 1993).

"Wächst zusammen, was zusammengehört"? Angemessener wären die Fragen: Welche Unterschiede - oder Gemeinsamkeiten - gibt es auf welchen Gebieten? Werden sie geringer oder weiten sie sich noch aus? Gibt es gar Unterschiede, die sich erst durch die Vereinigung ergeben haben? Weiter wäre zu fragen: Gibt es überhaupt ein einheitliches Ganzes, von dem aus gemessen werden darf? Antworten auf solche Fragen hängen ab von den wissenschaftlichen Zugängen, aber auch von politischen Wertungen und Zielvorstellungen.  
Red.


Der Vergleich von gestern und heute, hier und dort

Politische Kulturforschung entsteht unter Bedingungen gesellschaftlicher Umbrüche. Erst wenn die Verhältnisse sich dramatisch ändern, wird der Blick frei für den Vergleich von heute und gestern, von hier und dort. Rascher gesellschaftlicher Wandel führt zum Streit über die Verbindlichkeit überkommener Traditionen, über die Fortgeltung ethischer Normen und bisher unbefragter Erziehungsziele. Politische Kulturforschung ist in diesem Sinne stets auch Krisenforschung.
Einer der wichtigsten Impulse für den Neuansatz empirisch orientierter Kulturforschung nach dem Zweiten Weltkrieg war die Emanzipation junger Staaten von der Kolonialherrschaft. Die Geschichte selbst sorgte für Experimentierfelder. Wie in einem Zeitraffer liefen Prozesse ab, die früher Jahrhunderte dauerten.
Der zweite Impuls für die Etablierung der politischen Kulturforschung lag in der politischen Erfahrung mit dem NS-Regime. Wie war es möglich, dass ein hochzivilisiertes Land des alten Europa in eine derartige Barbarei verfiel? Wie weit sollte man zurückgehen, um Quellen für diese Fehlentwicklung zu finden? Bis zu Hitler, bis zum Versailler Vertrag und zur Weimarer Republik? Bis zum Ersten Weltkrieg und zur Wilhelminischen Aera? Bis zu Bismarck, Friedrich dem Großen? Spielen Luther und Nietzsche eine Rolle? Stimmt die These von der "Verspäteten Nation" und vom "Deutschen Sonderweg"? Von der Beantwortung dieser Fragen hängen Antworten auf andere Fragen ab: Wie lange würde es dauern, bis die deutsche Bevölkerung ähnlich stabile bürgerschaftliche Werthaltungen aufweisen würde wie die alten Demokratien Europas? Welche Lebensgebiete, welche Sozialisationsmechanismen muss man dafür besonders ins Auge fassen? Gibt es Verbindungen zwischen ökonomischer Prosperität und Demokratisierung? Solche Fragen brachten die politische Kulturforschung in Gang und liefern bis heute immer neue theoretische Modelle und methodische Strategien zur kausalen Verknüpfung von Faktoren, zu denen auch solche gehören, die auf den ersten Blick "unpolitisch" aussehen.

Die Frage nach der "Mauer in den Köpfen" löst auch heiße Diskussionen in der Wissenschaft aus

Seit 1989 bietet die deutsche Vereinigung ein neues Experimentierfeld für die politische Kulturforschung. Wieder ist es eine Krise, wieder sind es Bedingungen raschen sozialen Wandels, die zu Fragen zwingen: Stimmt es, dass der raschen und problemlosen Angleichung der politischen Institutionen eine "innere Einheit" noch nicht gefolgt ist? Gibt es eine "Mauer in den Köpfen" zwischen Ost- und Westdeutschen? Handelt es sich gar um zwei unterschiedliche politische Kulturen in einem Staat? Und schlimmer: Wächst die politisch- kulturelle Distanz zwischen beiden Bevölkerungsteilen vielleicht sogar im Laufe und unter Bedingungen des Vereinigungsprozesses selbst?
Im Unterschied zu den beiden genannten historischen Anstößen für die politische Kulturforschung, dem Ende des Kolonialzeitalters und dem nationalsozialistischen Deutschland, spielt sich die Erforschung der deutschen Vereinigungsbedingungen und -perspektiven nicht nur im politisch heißen Feld ab, sondern trifft gleichzeitig auf ein Wissenschaftsfeld heißer Kontroversen darüber, welche Theorien und Methoden der politischen Kulturforschung angemessen und erfolgversprechend sind. Beide Dramatiken, die politische und die wissenschaftliche, hängen überdies immer zusammen. Die politische Kulturforschung hat stets in einem politisch- sensiblen Umfeld, einem bias operiert und gehört selber zur politischen Kultur ihrer Forscher und Autoren hinzu. Hier noch durchzufinden und also die Validität von Theorien und Methoden ohne Rücksicht auf politische Neigungen ihrer Verfechter zu diskutieren, ist fast unmöglich. Unser Beitrag operiert also auch in einem Getümmel vieler Widersprüchlichkeiten und gegenseitiger Ansprüche, Recht zu haben. Das gilt für Ursachenforschung mit unterschiedlichsten Zuschreibungen, für Einschätzungen gegenwärtiger Trends und für Prognosen künftiger Entwicklung im Blick auf Zeitdimensionen und inhaltliche Konstellationen. Worauf es uns in diesem Text ankommt, ist nicht, Theorien oder Methoden, politische Hoffnungen oder Strategien als richtig zu erweisen. Was wir uns vorgenommen haben, ist lediglich eine Sensibilisierung für die Disparitäten des gegenwärtigen Szenarios, politisch wie forschungsstrategisch. Dabei werden sich durch den beschränkten Raum der Darstellung gewisse Verkürzungen und Ungleichgewichte kaum vermeiden lassen. Für sie bitten wir gleich zu Beginn ausdrücklich um Nachsicht.

Sind die Unterschiede nur "folkloristischer" Natur?

Wir beginnen mit dem schon erwähnten politischen bias. Ein Beispiel dafür liefert eine eklatante Differenz in den Forschungsergebnissen der Konrad-Adenauer-Stiftung auf der einen und den jüngeren Analysen von Elisabeth Noelle-Neumann (1996) auf der anderen Seite: "Für die einen ist bereits zu einem Gutteil zusammengewachsen, was zusammengehört; für die andere trennen West und Ost noch Welten." (Brunner/Walz 1998, 229). Wie kommt es zu diesen Unterschieden? Hans-Joachim Veen von der Konrad-Adenauer-Stiftung hält politische Einstellungs- und Werthaltungskriterien, die zum Kernbestand der politischen Kulturforschung gehören, im Blick auf Ost- und Westdeutsche für unerheblich, wirft den mit solchen Faktoren arbeitenden Wissenschaftlern antipluralistischen Gemeinschaftsmythos vor und verweist auf kulturelle Unterschiede zwischen Nord- und Süddeutschen, die immer bestanden hätten, ohne dass deshalb eine gesellschaftliche und politische Einheit der Bundesrepublik je in Frage gestellt sei. Max Kaase und Petra Bauer-Kaase kritisieren diese Sicht, welche ernsthafte politische Einstellungsunterschiede zu regionalen Folklorismen herunterspiele:
"Bemerkenswerterweise wird jedoch seine Argumentation sehr diffus, wenn es um eines der klassischen Probleme der pluralistischen Theorie und ihrer Umsetzung in operationalisierbare Konzepte geht, nämlich die systematische, theoriegeleitete Benennung der für die Funktionsfähigkeit einer Gesellschaft zentralen Konsenswerte und die Konkretisierung dessen, was dem strittigen, kontroversen Bereich zuzurechnen ist . Gerade an der inhaltlichen Ausfüllung dieser Dichotomie entscheidet sich jedoch, inwieweit die West- und Ostdeutschen sich in einem gemeinsamen Gesellschafts- und Politikverständnis treffen. Wenn man die prinzipielle Akzeptanz der demokratischen Regierungsweise als ein Gebiet benennt, in dem ein hoher Konsens eine gewisse Voraussetzung für demokratische Persistenz darstellt, kann man den Befund nicht ignorieren, dass eine Vielzahl von empirischen Untersuchungen belegt hat, dass hier seit 1990 kontinuierlich erhebliche Unterschiede zwischen den beiden deutschen Bevölkerungen, im Sinne einer geringeren Demokratieakzeptanz in Ostdeutschland, festzustellen sind" (Kaase/Bauer-Kaase 1998, 252).

Politische Einschätzungen schlagen auf wissenschaftliche Diagnosen durch

Solche durch Hoffnung oder Skepsis eingefärbten Prognosen werden dadurch nicht einfacher einzuschätzen, dass es sich bei ihnen teilweise um politischen Zweckoptimismus bzw. Zweckpessismismus handelt: in einer durchaus achtbaren Einschätzung der Wirkungen solcher Prognosen (Greiffenhagen 1997). Ihr wissenschaftlicher Aussagewert aber leidet beträchtlich unter solchen Strategien, weil mindestens für den Laien oft schwer erkennbar ist, welche theoretischen und methodischen Verkürzungen und Einseitigkeiten ihnen jeweils dienen.
Politische Neigungen anderer Art führen zu Differenzen in der politisch-moralischen Beurteilung von Unterschieden, auf welche die Forscher treffen. So zeigt der sogenannte "Gießen-Test" deutlich zivilisationskritische Aspekte: Die "Wessis" seien selbstzufrieden, um nicht zu sagen zynisch, hart, arrogant und prahlerisch. Die "Ossis" seien empathischer, geselliger, liebesfähiger (Auffermann 1995). Nicht weniger problematisch ist die psychische Gewinn- und Verlustrechnung zwischen Ost- und Westdeutschen, wie sie Hans-Joachim Maaz aufmacht (Maaz 1991).

img103.gif
"Wächst zusammen, was zusammen gehört?"
Die Realität scheint auch 10 Jahre nach der deutschen Vereinigung noch weit von dieser Zielvorstellung entfernt, wie nicht nur die Politische Kultur-Forschung aufzeigen kann. Das Bild von der Kundgebung nach der Öffnung der Mauer am 10. November 1989 in Berlin zeigt neben dem Vater jenes berühmt gewordenen Ausspruchs, Willy Brandt, Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher, Berlins Regierenden Bürgermeister Walter Momper, den Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses Jürgen Wohlrabe und Kanzleramtsminister Rudolf Seiters beim Singen des Deutschland-Liedes. Foto: dpa-Bildarchiv 

Wertewandel: ja oder nein?

Als Beispiel dafür, wie stark politische Einschätzungen auf wissenschaftliche Diagnosen durchschlagen, resümieren wir die Auseinandersetzung von Thomas Gensicke mit zwei Theorien Elisabeth Noelle-Neumanns, dazu seinen eigenen Vermittlungsvorschlag: Gensicke (selber ein Vertreter der optimistischen Version einer eher problemlosen Vereinigung) kritisiert Noelle-Neumann mit ihrer Meinung, in der DDR habe jener Wertewandel nicht stattgefunden, der die Bundesrepublik in den 60er-Jahren erschüttert, die alten Tugenden und Werte außer Kraft gesetzt und die Westdeutschen "verweichlicht" hätte. Die Ostdeutschen könnten deshalb, "ausgestattet mit einer Art ,Kernigkeit', die die Westdeutschen in den 50ern noch besaßen, den Umbruch gut bewältigen". Im Unterschied zu den Ostdeutschen, die durch eine eigene Revolution das diktatorische Regime überwunden hätten, sei das politische Selbstbewusstsein der Westdeutschen durch die ständige Beschäftigung mit den deutschen Verbrechen in der Nazi-Zeit "gebrochen". Klages und Gensicke sind dagegen der Meinung, dass es der Wertewandel war, der auch in der DDR stattgefunden und den Aufstand in der DDR motiviert hat (Gensicke 1995, 134). Einerlei also, wie die Prognose für eine rasche oder längerwährende Vereinigung ausfällt, politische Einschätzungen und Strategien wollen bei allen wissenschaftlichen Ergebnissen mit berücksichtigt sein. Politische Kulturforschung ist nie unpolitisch, und dieser Einsicht gilt es, besonders bei einem sich so wissenschaftlich gebenden Umgang mit dem deutschen Vereinigungsproblem, zu berücksichtigen.

Der politische Zweck des Vergleichs ist Angleichung

Politische Kulturforschung lebt vom Vergleich. Dabei kreuzen sich verschiedene Vergleichsebenen und -dimensionen. Man vergleicht verschiedene politikgeschichtliche Phasen eines Volkes, um Einblicke in Wandlungsprozesse des politischen Bewusstseins zu bekommen. Gleichzeitig vergleicht man verschiedene nationale Kulturen. Zwischen beiden Vergleichen gibt es Querverbindungen, da auch nationale Vergleiche nur sinnvoll sind unter Berücksichtigung politikgeschichtlicher Faktoren. Es kommt auf diese Weise zu einer doppelten Verschränkung, und erst diese ermöglicht die Beschreibung der eigenen politischen Kultur: im Blick auf die eigene Geschichte und die Entwicklung anderer nationaler Kulturen (Greiffenhagen/Greiffenhagen 1997, 169 und dies. 2000). Der Vergleich zwischen den alten und den neuen Bundesländern bietet über die theoretischen und methodischen Probleme solcher aspektreichen Vergleichung hinaus besonders verwickelte Schwierigkeiten: Der politische Zweck dieser wissenschaftlichen Vergleichung ist Angleichung. Diese Angleichung steht unter dem Vorzeichen einer essentiellen Einheit, die historisch und ethnisch verbürgt ist. Worum es also geht und worum der Streit geht, ist das Maß an zeit- und regimebedingter Entfremdung und um die Zeitspanne, die zwei Teile eines Volkes benötigen, damit wieder zusammenwächst, was immer zusammengehörte. Oder sollte man überhaupt nicht von Zusammenwachsen, sondern lediglich einer wachsenden Erkenntnis sprechen: dass man nie getrennt war? Andere aus dem sowjetischen Block entlassene Bevölkerungen kennen dieses Problem nicht. Ihre politische Identitätsarbeit ist frei von der zusätzlichen Aufgabe einer Vergleichung und Angleichung mit einem anderen Volksteil. Diese Völker kennen auch nicht die der Vereinigung nachfolgenden Probleme liberaldemokratischer Vormundschaft, fragloser Einführung liberal-wirtschaftlicher Prinzipien und eines Elitenimports auf fast allen Gebieten. Die Konfrontation mit dem Liberalismus in Politik, Wirtschaft und auf der Werte-Ebene bleibt dort deshalb in gewisser Weise "abstrakt" und der Umbau ihrer politischen Kultur in Richtung Westen ihre eigene Aufgabe. Ihre nationale Identität wird dabei nicht in Frage gestellt, wenn man von ethnischen Konflikten absieht, die aber ihrerseits lang zurückliegende historische Wurzeln haben.

"Innere Einheit" als Zentralbegriff?

In Deutschland hat dagegen der politikwissenschaftliche Terminus "Vergleich" immer auch einen politischen Akzent. Alle Vergleiche der beiden Bevölkerungsteile stehen unter der meist auch ausgesprochenen Frage, unter welchen Bedingungen und innerhalb welchen Zeitrahmens man auf politische Angleichung hoffen kann. Das zeigt sich schon in der Wortwahl für diesen Prozess:
Am meisten verbreitet ist der Ausdruck "Innere Einheit". Er lieferte ein eigenes Stichwort im Handbuch zur deutschen Einheit 1993 (Weidenfeld/Korte 1993, 372ff). Der Verfasser Max Kaase schrieb allerdings später, diesem Begriff habe es von Anbeginn an an einer klaren theoretischen Einbettung gemangelt. Er führt deshalb den Begriff "Identität" ein und kommt zu dem Ergebnis, die hierzu vorhandene Literatur zeige, "dass von einer wachsenden Unbefangenheit im Umgang und in der gegenseitigen Wahrnehmung der West- und Ostdeutschen noch nicht gesprochen werden kann. Es hat vielmehr den Anschein, dass die Selbstwahrnehmung der früheren DDR-Angehörigen als "Bürger zweiter Klasse" . die Ausbildung einer Teilidentität begünstigt, in der eine distanzierende Haltung zu den Westdeutschen eine wichtige Rolle spielt, zumal deren zunächst einmal höchst positive Einschätzung als kompetente Marktwirtschaftler durch die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in Ost und West inzwischen erhebliche Abstriche hinnehmen musste" (Kaase/Bauer-Kaase 1998, 251, 265).
Neben Innerer Einheit und Identität spricht man heute zunehmend von "Integration" (Thumfart 2000, 833) oder noch vorsichtiger von einer "Zusammenfügung" (Greiffenhagen 1997, 17). In diesem Falle ist häufig von Kompromiss die Rede, und die Richtung der Angleichung bleibt entweder offen, oder "Angleichung" wird von vornherein als ein gesamtdeutsches Phänomen verstanden (Wegener/Liebig 1998, 43). Diese in Bezug auf Subjekt und Objekt der Angleichung vorsichtigere Einschätzung findet sich auch in der Bevorzugung des Terminus "Transition" vor dem der "Transformation", über die Alexander Thumfart schreibt:
"Die Ersetzung von Transformation durch Transition. formuliert nicht nur, dass die Dinge so stabil und umumkehrbar zielgerichtet nicht sind. Sondern sie plädiert dafür, die Umstellungsprozesse auch weiterhin bei zwar durchaus angebbarer ungefährer Richtung dennoch als ein Ergebnis offenes, relativ unbestimmtes und fortdauerndes Geschehen anzusehen, in dem es zu unerwarteten Eigenentwicklungen und institutionell- kulturellen Ausformungen kommen wird, die (zunächst im ostdeutschen Bereich) keinem vorgegebenem Bild gehorchen und entsprechen" (Thumfart 2000, 30).
Statt um Innere Einheit und Identität geht es jetzt um die "innere Tragfähigkeit des vereinten Deutschland" (Westle 1999, 14). Diese bescheidenere Anforderung an eine politisch-kulturelle Angleichung gibt sich inzwischen sogar mit der Konstatierung von Widerspruchsfreiheit zwischen beiden Bevölkerungen zufrieden. In diesem Sinne berichtet Dieter Fuchs zunächst von beträchtlichen Unterschieden zwischen den alten und den neuen Ländern im Blick auf direkte Bürgerbeteiligung und soziale Gerechtigkeit. Beides waren konstitutive Merkmale des Modells des demokratischen Sozialismus. Dann aber schreibt er: "Allerdings stehen beide Prinzipien nicht in einem Widerspruch zum liberalen Modell" (Fuchs 1997, 97).

Tendenzen einer neuerlichen Entfremdung?

Wie immer der Vereinigungsprozess genannt wird, die große Mehrheit der wissenschaftlichen Diagnostiker sind sich darin einig, dass von einem Abschluss dieses Prozesses noch nicht die Rede sein kann, und schlimmer: dass sich seit Jahren Tendenzen einer neuerlichen Entfremdung zeigen. Da ist die Rede von einer "Mauer in den Köpfen" (Greiffenhagen/Greiffenhagen 1993, 369 ff), da trifft man auf die Frage, "ob die Gefahr der Desintegration besteht und Deutschland eingereiht werden muss in die Reihe der "zerrissenen Länder", die kulturell geteilt sind und nie zur Ruhe kommen." (Liebig/Wegener 1999, 263 f). Das Beunruhigende an diesen Einschätzungen ist die von allen Forschern bestätigte Beobachtung, dass die Kluft zwischen Ostdeutschen und Westdeutschen sich seit Jahren vertieft. Dabei handelt es sich um eine auf den ersten Blick paradoxe Entwicklung. Da der Vergleichsmaßstab, nach dem die Ostdeutschen ihre Situation beurteilten, innerhalb weniger Jahre wechselte und nun die Verhältnisse der alten Bundesrepublik statt der alten DDR die neuen Kriterien zur Beurteilung der gegenwärtigen Lage lieferten (Gabriel 1997 b, 23), empfanden sich viele Ostdeutsche als Bürger zweiter Klasse (Brunner/Walz 1998, 231 ff) und stärker als Ostdeutsche denn als Deutsche. Peter Schmitt (1998, 279 f) resümiert:
"Auf der Basis der hier vorliegenden Daten kann für den Zeitraum von 1993 bis 1996 nicht von einem Abbau der inneren Mauer gesprochen werden . Darüber hinaus konnte nachgewiesen werden, dass mit steigender Identifikation mit Ostdeutschland die Identifikation mit der Bundesrepublik, wenn auch nur schwach, abnimmt. Diese Ergebnisse haben sich von 1993 bis 1996 nicht wesentlich verändert und sind zum Teil noch ausgeprägter geworden. Dies zeigt einen Loyalitätskonflikt, der nicht kurzfristig aufgehoben sein wird." Das Paradoxe dieser "Trennung durch Vereinigung" liegt darin, dass es wirklich der Vereinigungsprozess selbst zu sein scheint, der Trennungserlebnisse bei den Ostdeutschen hervorruft. Wolfgang Thierse formuliert das Paradox einer deutschen Entfremdung durch deutsche Vereinigung im Vergleich zu der Situation mit politisch-kulturell homogenen Bevölkerungen ehemaliger Ostblockstaaten:
". wenn man zu den osteuropäischen Nachbarn geht und einen Vergleich anstellt, dann bemerkt man: Das Paradoxe ist, dass die deutsche Einigung ökonomisch und materiell gelingen kann wegen dieser westlichen Dominanz und dass sie zugleich deswegen im psychologischen und menschlichen Bereich erschwert wird. Das Ossi-Wessi-Syndrom, die gegenseitigen Vorbehalte nehmen eher zu als ab. Wir haben es leichter als die Polen, die Tschechen, die Slowaken und Ungarn, weil wir Teil eines bis dato politisch und ökonomisch erfolgreichen Landes geworden sind. Wir haben es leichter, aber psychologisch und menschlich erscheint das zugleich als eine Beschwernis wegen des Gefälles, von dem immer die Rede ist, nicht des materiellen Gefälles, sondern des Gefälles an Wertigkeit und Selbstbewusstsein, an Darstellungsvermögen, an Durchsetzungsfähigkeit, an Zuhörbereitschaft, an Aussagekraft und so weiter" (Thierse 1994, 23).

In Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Angleichung

Bevor wir uns den Diskussionen über einzelne Ursachenzuschreibungen und ihre theoretischen und methodischen Voraussetzungen zuwenden, berichten wir noch über Prognosen, die im Blick auf den Zeitrahmen einer wirtschaftlichen Angleichung ins Auge gefasst werden, von dem man vermuten muss, dass er eine Ursache für das mentale Auseinanderdriften der beiden Bevölkerungsteile ist.
Trotz im einzelnen unterschiedlicher Einschätzungen rechnet die Mehrheit der Forscher ebenso wie der Politiker mit einer längeren Zeitspanne, bis die Distanzen sich verloren oder eingeebnet haben, die gegenwärtig zu konstatieren sind, zudem mit auf einigen Feldern noch steigender Tendenz. Man ist sich einig, dass das Gefühl der Ostdeutschen, Bürger zweiter Klasse zu sein, sich erst bei einer noch deutlicheren Angleichung der Lebensverhältnisse verlieren wird und meint, dies sei "nicht in einer Generation zu erreichen" (Sturm 1995, 191). Im Gegensatz zu früheren optimistischen westdeutschen Einschätzungen erwarten gegenwärtig die Regierungschefs der ostdeutschen Länder Transferleistungen in dreistelliger Milliardenhöhe bis weit in das neue Jahrhundert hinein. Diese Lagebeurteilung beruht auf Gutachten mehrerer deutscher Wirtschaftsforschungsinstitute, die den Bedarf für die Zeit nach Auslaufen des Solidarpakts auf etwa 500 Milliarden Mark beziffern. Allein 300 Milliarden würden für Investitionen im Bereich der Infrastruktur benötigt. Das Gutachten dient den ostdeutschen Ministerpräsidenten als Argumentationshilfe bei den bevorstehenden Verhandlungen über den "Solidarpakt Zwei". Der wirtschaftliche Aufholprozess sei langsamer verlaufen als erhofft, und innerhalb von zehn Jahren sei die Angleichung der Verhältnisse wahrscheinlich nicht zu erreichen, ohne die Solidarität der alten Länder zu überfordern. Der neue Solidarpakt solle deshalb für fünf bis zehn Jahre gelten (Semkat 2000 und Der Spiegel 2000).

"Nachholende Modernisierung"

Wir kommen nun zu den unterschiedlichen Theorien und Methoden, mit deren Hilfe der Transitionsprozess mit seinen Ursachen und Bedingungen, mit unterschiedlichen Verlaufsphasen und Perspektiven, erklärt und dargestellt wird. Hier kann es sich, wie gesagt, nur um eine beispielhafte Darstellung handeln, die für sich selbst wenig Wert hat, sondern vornehmlich dem Ziel dient, die Komplexität und Widersprüchlichkeit des wissenschaftlichen Szenarios zu veranschaulichen. Die deutschdeutschen Transitionsprozesse haben bereits zu einer eigenen Forschungsgeschichte geführt, die Alexander Thumfart in seiner Habilitationsschrift (2000) ausführlich referiert.
Den Anfang machte die Theorie der "nachholenden Modernisierung". Sie implizierte die Übertragung derjenigen Institutionen und Konfigurationen, die sich über vierzig Jahre in der alten Bundesrepublik herausgebildet und im Ganzen bewährt hatten, in die neuen Bundesländer. Thumfart nennt für diese Theorie folgende Grundannahmen:
"Erstens wird das westdeutsche politisch-gesellschaftliche System als eine oder sogar die Blaupause angesehen, nach der durchaus im Stile des social engineering die soziopolitischen Verhältnisse in Ostdeutschland als reines Abbild zu gestalten seien. Dies impliziert zweitens die rein exogene Steuerung und Gestaltung des Tranformationsgeschehens. Daraus erwächst drittens die normative Forderung und Erwartung, dass es etwa über die Auslösung spezifischer Anpassungspotentiale oder schlicht durch die faktische Nötigung des Existierenden in relativ kurzer Zeit zu einer Adaption an die westdeutsche Normalität kommen wird, von der DDR also über kurz oder lang nichts mehr zurückbleiben wird bzw. bleiben kann" (Thumfart 2000, 19, Hervorhebungen im Original).

Ganz eigene Einstellungsprofile

Diese als Königsweg zur Integration Ostdeutschlands geltende Modernisierung hat in Theorie und Praxis aber offenbar selber zu Desintegrationsprozessen geführt und Tendenzen zu einer "dualistischen Gesellschaft" gefördert. Ihre Kritik führte zu einer Ausweitung methodisch-heuristischer Konzepte und "zu einer massiven Umorientierung im forschungsleitenden Zugang. Den entscheidenden (ersten) Schritt stellte dabei die Ergänzung eines rein auf institutionell-organisatorische Strukturen gerichteten Blicks durch die Aufblendung einer politisch-kulturellen Dimension dar" (Ebd. 21). Dabei erfuhren die Forscher auf Schritt und Tritt, dass westliche Ableitungs- und Zuschreibungsmuster auf ostdeutsche Mentalitäten nicht anzuwenden sind. So versagte z. B. im Einstellungsfeld sozialer Gleichheit und Gerechtigkeit das westlich geprägte Analyse- und Interpretationsinstrumentarium. Ostdeutsche Einstellungen erschienen dem westdeutschen Forscher auf den ersten Blick als diffus, auch mit früheren westdeutschen Phasen nicht vergleichbar. Die Politikgeschichte der DDR hat im Blick auf das Feld des Sozialen offenbar eigene Profile hinterlassen, die man hinsichtlich der unterschiedlichen Generationen, Bildungsgruppen, Berufe und Schichten erforschen muss. Ähnliches gilt für das Maß an sozialem Vertrauen, das innerhalb liberaldemokratischer Bevölkerungen zusammen mit Ich-Stärke und Teamgeist eine gut fassbare Kategorie abgibt, in Ostdeutschland jedoch nicht ohne weiteres zu ermitteln ist. Soweit man sieht, zerfiel soziales Vertrauen bei den Ostdeutschen in zwei nicht ohne weiteres vermittelte Teile: auf der einen Seite eine ausgeprägte praktische Hilfsbereitschaft, auf der anderen Seite eine große Zurückhaltung bei der Erörterung weltanschaulicher und politischer Fragen. Was den Teamgeist angeht, so entsprach das sozialistische "Kollektiv" nicht dem west-europäisch- nordamerikanischen Modell von "Team", das eine stärker individualistische und konfliktorientierte Vorstellung von Kooperation einschließt (Greiffenhagen/ Greiffenhagen 1997, 188).
Schon früher hatten sich westdeutsche Forscher geirrt, als sie meinten, man könne die politisch-kulturelle Situation der zu Ende gegangenen DDR beschreiben, indem man vom Ist-Zustand der westdeutschen politischen Kultur etwa ein Viertel Jahrhundert abzöge, auf diese Weise in die 60er- und sogar 50er-Jahre gelangte und auf diese Weise die Einstellungsprofile der alten westdeutschen Bundesbürger bei den neuen ostdeutschen fände: Schließlich handelte es sich in beiden Fällen um die Abkehr von einem "totalitären System". Diese Rechnung ging aber nur zum Teil auf, z. B. im Hinblick auf die gemeinsamen Quellen im autoritären Obrigkeitsstaat. So zeigten die Ostdeutschen im Hinblick auf die so genannten sekundären Tugenden zu Beginn der 90er Jahre ein ähnliches Einstellungsmuster wie die Westdeutschen in den 50er-Jahren. Aber auf anderen Feldern versagte die Parallelisierung. Im Unterschied zu den westdeutschen Eliten hatte die SBZ/DDR-Führung die sozioökonomischen Grundlagen der Gesellschaft tief greifend verändert, mit Folgen, die sich in Einstellungsprofilen und Werthaltungen zeigten (Ebd. 187 f).

img104.gif
"Deutschland Einig Vaterland"
fordern - oder konstatieren - Berliner auf der Mauer unweit des Brandenburger Tors im Dezember 1989. Die Einheit in staatsrechtlichem Sinn war bald geschaffen. Als schwierig erwies sich der Weg zur "inneren Einheit". Foto: dpa-Bildarchiv 

Zugänge von anderen Wissenschaften her

Worauf es ankam, war somit die Aufgabe, die "Endogenität" von Einflussfaktoren zu akzeptieren (Thumfart 2000, 865 ff). Das bedeutete auch Veränderungen des methodischen Zugriffs. Nicht nur aus Mangel an zuverlässigen Zeitreihen und überhaupt Ergebnissen der Umfrageforschung, sondern aus grundsätzlichen theoretischen Überlegungen gerieten neue Disziplinen in den Blickkreis dieser politischen Vergleichsforschung. Teilweise ergab sich diese Hinwendung zu historisch- hermeneutischen Ansätzen (Thumfart 2000, 33 ff) aus den Erfahrungen der Unbrauchbarkeit westeuropäischer Methoden, z. B. der ahistorischen rational-choice- Methode. Sie ist ungeeignet, regionale Eigenheiten in die Analyse mit einzubeziehen (ebd. 866). Aber auch ohne solche negativen Erfahrungen öffnete sich das Spektrum wissenschaftlicher Zugangsweisen erheblich. Auf diese Weise kamen Ansätze der politischen Kulturforschung zum Tragen, die es bis dahin schwer hatten, sich gegen die Umfrageforschung zu behaupten. Statt der unbefragten Vorrangigkeit aktueller Einstellungen wurden nun historisch tief verankerte Vorstellungen wichtig, die kurzfristige Einstellungen überhaupt erst verstehbar machen. Karl Rohe spricht in dieser Hinsicht von einer Art politischer Partitur, einem Weltbild von Gruppen, die denselben politischen Code und in der Folge vielleicht auch dasselbe Verhaltensmuster teilen (Rohe 1990 und 1994).
Neben eine historisch- hermeneutische Bearbeitung der Transitionsprobleme trat im Laufe der Zeit ein "ethnologischer" Umgang mit Erscheinungen, denen anders nicht beizukommen war. Man nutzte die gegenwärtig zu beobachtende Ausweitung der Ethnologie von der Beschäftigung mit fremden Kulturen in ein Interesse an unterschiedlichen Facetten der eigenen Kultur mit großen Gewinnen für ein neues Verständnis von regionalen und religiösen, schicht- und sozialisationsbezogenen Effekten. Heute stellt sich die Transitionsforschung als ein Kosmos vieler sozialwissenschaftlicher Disziplinen und Forschungsansätze dar (Gabriel 1997 a, 471 ff).

Die unterschiedliche Sozialisation konnte nicht folgenlos bleiben

Bekannt und forschungsstrategisch relevant ist die Unterscheidung zwischen den Aspekten "Sozialisation" und "Situation". Dabei handelt es sich nicht nur um theoretisch und methodisch unterschiedliche Forschungsansätze, sondern zugleich um forschungsgeschichtlich neue Schwerpunkte im Umgang mit dem Vereinigungsproblem. Inzwischen ergänzen die beiden Theorien einander, nach Ausdifferenzierungen auf jeder Seite. Wir schildern zunächst die Grundpositionen und geben dann Beispiele für Verfeinerungen und Modifikationen:
Die so genannte Sozialisationstheorie erfreute sich zunächst großer Zustimmung, weil sie aus der jahrzehntelangen politischen Trennung der beiden Bevölkerungsteile eine theoretische Folgerung plausibel machte: Unterschiedliche Einstellungen und Werthaltungen wurden auf die Besonderheit der gesellschaftlichen Verhältnisse zurückgeführt, unter denen sie in sozial-psychologisch verschieden angesetzten "formativen Phasen" erworben wurden, mit ebenfalls unterschiedlich angesetzter Nachhaltigkeit. (Pollack 1998, 302 ff). In immer neuen forschungsstrategischen Ansätzen, mit Hilfe immer neu hinzukommmender Disziplinen wurden hohe Evidenzen dafür zusammengetragen, dass DDR-eigene Sozialisationsprägungen für Mentalitätsunterschiede nicht nur im Hinblick auf im engeren Sinne politische Einstellungen, sondern auch auf Feldern zu beobachten sind, die tief in unterschiedlichen biografischen Erfahrungen gesellschaftlichen Zusammenlebens gründen. Solche Forschungen betreffen Unterschiede zwischen Ostdeutschen und Westdeutschen im Blick auf Sprachgebrauch, biografischen Erzählmodus, den Sinn von Arbeit (Greiffenhagen 1997, 375 f).

Gesellschaften unterscheiden sich auch durch unterschiedliche Zeitverständnisse

Wie subtil solche Untersuchungen sind, zeigt die sich nicht zuletzt im Wege dieser Forschungen selbst ausdifferenzierende neue Disziplin der so genannten "Zeitsoziologie". Gesellschaften unterscheiden sich danach erheblich durch verschiedene Zeitverständnisse:

. Das okkasionelle Zeitbewusstsein richtet sich ausschließlich auf die Gegenwart des Hier und Jetzt. Vergangenheit und Zukunft haben keine Bedeutung, das Handeln wird so strukturiert, dass lediglich dessen aktuelles Moment berücksichtigt wird.

  • Das zyklische Zeitbewusstsein beruht auf der Vorstellung eines kreisförmigen Verlaufs aller Prozesse. Die Zeiterfahrung unterscheidet zwar ein Vorher und Nachher, diese unterliegen aber keinem linearen Ablauf und kausalen Gesetzmäßigkeiten. Da die Zukunft prädestiniert ist, kann sie nicht durch das gegenwärtige Handeln beeinflusst werden.
  • Das linear geschlossene Zeitbewusstsein nimmt Prozesse im Zeitablauf als irreversibel und als progressiven Ablauf auf ein letztes Ziel hin wahr. Die Zukunft ist planbar und durch gegenwärtiges Handeln gestaltbar. Der Schwerpunkt dieses Zeitbewusstseins liegt in der Zukunft.
  • Das linear offene Zeitbewusstsein versteht ebenfalls Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als lineares Kontinuum, lässt der Zukunft aber im Vergleich zum linear geschlossenen Zeitbewusstsein mehr Offenheit und Möglichkeiten. Das Potential dieser Möglichkeiten ist abhängig von der gegenwärtigen Gesellschaftstruktur (Sievers 1998).

Ostdeutsche Zukunftsvorstellungen waren durch Vorhersehbarkeit, Fremdbestimmung und Fortschreibung der Gegenwart geprägt. Den Gegenpol bildet die westdeutsche individuelle Suche nach neuen Zukunftshorizonten, an denen sich konkrete Handlungsabsichten orientieren. Einstellungsforschungen zeigen, in welchem Maße unterschiedliche Generationen Ostdeutscher einem linear geschlossenen bzw. einen zyklischen Zeitbewusstsein anhängen (das seinerseits mit niedriger Lebenszufriedenheit und pessimistischen Zukunftserwartungen korreliert) oder sich bereits einem linear offenen Zeitbewusstsein geöffnet haben (Häder 1996). Je nach der Stärke solcher biografischer Prägungen lassen sich dann Prognosen unter den Kriterien wie "Fatalismus", "Dezisionismus" oder "Kompromissfähigkeit" entwickeln (Greiffenhagen 1999, 118 ff).

Aus der Situation heraus als "Bürger zweiter Klasse" empfunden

Unter dem Erklärungsdruck einer seit Mitte der 90er-Jahre sich öffnenden Schere ost- und westdeutscher Mentalitäten und einer damit einhergehenden gegenseitigen Schuldzuweisung dafür verstärkte sich der Einfluss der "Situationstheorie". An Stelle der mit der Sozialisationstheorie einhergehenden Persistenzvermutung erklärt sie die wachsende Selbstidentifikation der Ostdeutschen, verbunden mit einer gewissen nostalgischen Verklärung der DDR-Verhältnisse, aus situativen Erfahrungen während des Vereinigungsprozesses selbst. Die zunehmende "Selbstkategorisierung als Ostdeutsche" hat unterschiedliche Quellen: ökonomische Differenzen, Arbeitslosigkeit, persönliche Erfahrungen mit "Besserwessis" etc. Als Hauptnenner dieser Deklassierungserfahrungen erscheint immer mehr die wachsende Zustimmung zu der in Interviews formulierten Frage, ob man sich als "Bürger zweiter Klasse" fühle (Brunner/Walz 1998, Greiffenhagen, M. u. S. 1993 und 1997).

Das Resultat von Vergessen und Erinnern

Mehr noch als bei der Sozialisationstheorie muss man bei der Situationstheorie davor auf der Hut sein, sich nicht bedenkenlos einer ihrer vielen Ausformulierungen auszuliefern. Was alles in die Rechnung eingehen muss, das ist inzwischen nicht nur kontrovers geworden, sondern nur noch für Fachleute überschaubar. Detlef Pollack ist deshalb nachdrücklich zuzustimmen, wenn er bei dem Forschungsobjekt "Deutsche Vereinigung" von einem "multidimensionalen Gebilde" spricht:
"Ob man hierbei eher sozialisatorische oder situative Faktoren ausfindig macht, ist wiederum eine andere Frage als die, ob man nun bei den situativen Faktoren stärker auf ökonomische Differenzen, strukturelle Ungleichgewichte, Abwertungsaspekte, bewusste Diskriminierung oder einfach auf Momente der Fremdheit und Unvertrautheit abstellt. In jedem Fall aber wird man die ostdeutsche Identität und die sich an sie anlagernde ostdeutsche Erinnerungskultur nicht als ein einheitliches Phänomen ansprechen dürfen, sondern als ein multidimensionales Gebilde behandeln müssen" (Pollack 1998, 314 f).
Die folgenden Bemerkungen liefern Beispiele für diese Multidimensionalität. Ihr Ziel ist nicht eine umfassende Auflistung aller Kontrollnotwendigkeiten, sondern lediglich die Sensibilisierung für die Vielgestaltigkeit der gegenwärtig angewandten Theorien und Methoden. Was aus der politischen Vergangenheit einer Bevölkerung als Tradition bewahrt wird, ist das Resultat von Vergessen wie von Erinnern. Geschichtsbewusstsein ist auf gegenwärtige Bedürfnisse bezogen und ein Selektionsprozess (Greiffenhagen 1997, 53 ff). Das gilt auch für einen nostalgischen Umgang mit der DDR-Vergangenheit. Was hier positiv erinnert wird, dient gegenwärtigen Bedürfnissen und wird von gegenwärtigen Mentalitäten und Spannungen beeinflusst. Dabei kommt es zu paradoxen Entwicklungen. Gerade Homogenisierungsprozesse, die Ost- und Westdeutsche objektiv und subjektiv ähnlicher werden lassen, sorgen für Ungerechtigkeitswahrnehmungen, die man mit Theorien der relativen Deprivation und der relativen Privilegierung zu erklären versucht (Schmidt/Maes/Schmal 1999, 171 f). Auch Stressprozesse, die Resultate der Anpassungsanforderungen sind, können, zusammen mit Bedrohungseinschätzungen, zu Überzeichnungen deutscher Differenzen führen (Jerusalem 1999, 299 f).

Die wirtschaftsbezogenen Wahrnehmungen politisieren sich zunehmend

Damit ist evident, dass die Verbindung zwischen "Struktur" und "Kultur" prekär ist und ständiger Ausdeutung unterliegt. Die wirtschaftsbezogenen Wahrnehmungen "politisieren" sich zunehmend, d. h. sie können sich von strukturellen Daten des Haushaltsnettoeinkommens oder der allgemeinen Wirtschaftslage teilweise stark entfernen (Brunner/Walz 1998, 242 ff).
Auch Wertorientierungen, bei denen man Sozialisationseinflüsse vermutet, unterliegen situativen Veränderungen. So könnte die Hochschätzung von Gleichheitswerten gleichzeitig und vielleicht verstärkt eine Konsequenz aus gegenwärtigen Ungleichheitserfahrungen sein (Pollack 1998, 305).
Für eine solche Einschätzung sprechen Ergebnisse einer neuen soziologischen Forschungsrichtung, der so genannten "Gerechtigkeitsforschung" (Schmidt/Montada 1999).
Sie liefert sehr differenzierte Methoden, um Ungerechtigkeitserfahrungen auf persönlicher oder kollektiver Ebene zu analysieren. Dabei bezieht sie sich sowohl auf ordnungspolitische Gerechtigkeitsmodelle und -kriterien wie auf "Ergebnisgleichheit". Sozialpolitische Orientierungen der Ost- und Westdeutschen zeigen hier Unterschiede im Blick auf die Extensität (Felder) und die Intensität (Leistungen) staatlicher Sozialpolitik. (Roller 1997).
Dass unterschiedliche Beurteilungen der Effizienz von Sozialpolitik die Demokratiezufriedenheit beeinflusst, wusste man schon länger (Fuchs 1997).
Wie schwierig es ist, solche Einsichten umstandslos auf Ost- und Westdeutschland anzuwenden, zeigen Wegener und Liebig, indem sie zwei Befunde diskutieren. Die Gerechtigkeitsideologien in Ostdeutschland haben sich den westlichen angenähert. Da dieser Prozess aber von 1991 bis 1996 von einem tief greifenden Wandel der Gerechtigkeitsideologien in Westdeutschland begleitet wurde, sind Differenzen nach wie vor vorhanden:
"Zwar ist z. B. Egalitarismus in Ostdeutschland 1996 gegenüber 1991 in seiner Anhängerschaft stark reduziert worden, das gilt aber für Westdeutschland nicht weniger. Im Ergebnis bleibt es dabei, dass Ostdeutsche auch 1996 mehr egalitäre Gerechtigkeitsüberzeugungen als Westdeutsche haben. Der Unterschied ist jetzt lediglich auf einem niedrigeren Niveau angesiedelt" (Wegener/Liebig 1998, 53).
Zum andern führt eine soziodemografische Kontrolle zu der Einsicht, "dass es keine genuin östlichen oder genuin westlichen Gerechtigkeitsideologien gibt, sondern nur Unterschiede, die sich an den sozialen Positionen der Betroffenen festmachen. Insofern existieren sowohl im Osten wie im Westen Deutschlands "innere Mauern", aber keine, die entlang der früheren Demarkationslinie verläuft" (Ebd. 54).
Nicht einfacher, sondern schwieriger wird die Forschungslage, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass trotz hoher Differenzwahrnehmungen besonders in Ostdeutschland die Unterschiede in den Werthaltungen minimal sind. Die Daten der Werteforscher Klages und Gensicke belegen, dass es hier nur relativ geringfügige Differenzen zwischen West und Ost gibt (mit der Ausnahme "an Gott glauben") (Gensicke 1995 und 1998, Kuechler 1998, 296). Wer sich an diese Daten hält, stellt für den Prozess der inneren Vereinigung günstigere Prognosen als diejenigen, die direkt danach fragen, ob Ostdeutsche sich eher als Deutsche oder als Ostdeutsche definieren (Greiffenhagen 1997, 379) oder sich an den bemerkenswerten Befund halten, dass die Ostdeutschen 1995 die DDR auf sieben von neun Feldern der alten Bundesrepublik für überlegen hielten, im Unterschied zu 1990, wo die DDR nur auf drei von neun Gebieten für überlegen galt (Ebd. 377). - Aber auch innerhalb der Werthaltungen gibt es noch Unterscheidungen im Blick auf unterschiedliche Ursachenzusammenhänge:
"Während normative Werthaltungen einen historisch-traditionalen, d. h. kulturellen Ursprung haben, sind rationale Werthaltungen strukturell bedingt. Auf der Suche nach einem empirischen Abgrenzungskriterium zwischen beiden Typen von Werthaltungen wird man daher auf die unterschiedliche kausale Genese beider Werthaltungen achten müssen: Eine kulturelle Verursachung erzeugt normative, eine strukturelle rationale Werthaltungen. Wenn wir also wissen wollen, wie es um die "innere Mauer" in Deutschland bestellt ist und welche Aussichten für ihre Überwindung bestehen, müssen wir uns darüber verständigen, welche Werthaltungen normativ und welche rational sind" (Wegener/Liebig 1998, 27).

img106.gif
Der "Trabbi": Symbol der DDR
Galt der Trabant zu Zeiten der DDR als Zeichen eines bescheidenen Wohlstandes und einer gewissen beschränkten Bewegungsfreiheit, bemächtigten sich seiner bald nach der deutschen Vereinigung die Zeichen der neuen Zeit, so die Werbung für eine Videothek. Foto: Helga Wöstheinrich 

Die Prognosen müssen unterschiedlich ausfallen

So verwickelt die Forschungsstrategien für eine Diagnose des Vereinigungsprozesses sind, so verschieden fallen die Prognosen aus. Das gilt für theoretische Versuchsanordnungen ebenso wie für politische Strategien. Ein sprechendes Beispiel für einen tief greifenden Unterschied im theoretischen Zugang beschreibt Hans W. Bierhoff. Die vergleichende Kulturpsychologie unterscheidet im Blick auf Ost- West-Vergleiche einen monokulturellen Ansatz, der universelle Gemeinsamkeiten betont und von einer gemeinsamen Grundgesamtheit ausgeht, von der Hypothese zweier unabhängiger Grundgesamtheiten, die sich strukturell prinzipiell unterscheiden (Bierhoff 1999, 45 f). Kein Wunder, dass die beiden Ansätze unterschiedliche Ergebnisse und Prognosen zur Folge haben.
Noch ein Beispiel dafür, dass eine gewählte Forschungsstrategie Gesamtdiagnosen und -prognosen des Vereinigungsprozesses stark akzentuieren kann: Bettina Westle hat Wahrnehmungen von Nation und Demokratie bei Ost- und Westdeutschen verglichen. Die Unterschiede, die sich im Blick auf das von ihr entwickelte Raster unterschiedlicher Nationalgefühle dabei ergeben, sind größer als zwischen europäischen Nationen: "Im Blick auf Deutschland haben die vorangegangenen Analysen den Eindruck verdichtet, dass die kollektiven Identitätsstrukturen diversifizierter und polarisierter als im Durchschnitt der europäischen Nationen sein mögen. Einerseits scheinen ethnisch-kulturelle, andererseits postnationale Identitätselemente stärker vertreten. Angesichts der wechselvollen Geschichte der Deutschen und des Ereignisses der Vereinigung selbst ist dieser Befund auch durchaus plausibel" (Westle 1999, 319).

Skepsis und Geduld sind gefragt

Die Folgerungen, welche die politische Kulturforschung ebenso wie die praktische Politik aus dieser so unsicheren diagnostischen Lage ziehen sollten, ist dieselbe: Offenheit gegenüber neuen Erkenntnissen bzw. neuen Strategien. Unterschiedliche Akkulturationsergebnisse führen zu unterschiedlichen "Anpassungsformen an die andere Kultur aufgrund von eigener kultureller Identität einerseits und Interaktionspräferenz mit den Angehörigen der anderen Kultur oder Gruppe andererseits ." (Trommsdorff 1999, 316) Dabei empfiehlt sich eine Verstärkung des sich in den letzten Jahren ankündigenden "ethnologischen Umgangs" miteinander. Die Ethnologie wusste immer schon zwischen endogenen und exogenen Effekten zu unterscheiden und Integrationsprozessen als solchen eigene ursächliche Wirkungen zuzuschreiben. Eine verstärkte Aufmerksamkeit dafür scheint sowohl theoretisch wie politisch geboten. Das bedeutet eine stärkere Berücksichtigung endogener ostdeutscher Prämissen und Eigenständigkeiten im Vereinigungsprozess selbst. Die Prävalenz Westdeutschlands hatte zu Dominanzen geführt, die im Theoretischen die Gefahr verengter Blickweisen und im Politischen dysfunktionale Resultate mit sich brachten. Alexander Thumfart tritt für eine solche Änderung des Blickwinkels ein:
"Endogenität als Selbstgestaltung von innen her ist im Gegenzug zur Außenlenkung und Dependenz von anderen für Ostdeutschland zu stärken, um Emanzipationsgewinne und eine Interdependenz zwischen Gleichberechtigten zu erzielen. Die Kontext- und Strukturvorgaben der westlichen Demokratie-Starthilfe sind nunmehr eigenständiger zu nutzen und politisch-inhaltlich weiterzuentwickeln und mit eigenem interpretativen Sinnhandeln auszufüllen . Ohne Endogenität ist die normative Integration nicht zu haben, werden die Normen und Werte weder ausreichend akzeptiert noch genügend internalisiert. Die monistische und zentralistische Außenbestimmung des DDR- Regimes ist abgeschüttelt, der Pluralismus und die offene Gesellschaft sind eingeführt. Jetzt müssen die endogenen Gestaltungschancen ergriffen und gesamtgesellschaftliche Verantwortungsoptionen wahrgenommen werden. Endogenität und Exogenität, das Eigene und das Fremde, sind gesamtkulturell nicht als feindselig, sondern als komplementär zu begreifen. Dies erfordert verständnisorientiertes kommunikatives Handeln und einen überlappenden Grund- oder Minimalkonsens" (Thumfart 2000, 865). Diese Empfehlung erscheint uns realistisch. Wer das Ziel eines "Minimalkonsenses" für zu resignativ hält, sollte an die vielen Rückschläge erinnert werden, durch die der Vereinigungsprozess belastet wurde. Da scheinen zwei Maximen eher zum Ziel zu führen, die sowohl in der Forschung wie in der Politik bewährt sind: Skepsis und Geduld.

 

Literaturhinweise:
 

Altenhof, R. /Jesse, E. (Hrsg.): Das wiedervereinigte Deutschland. Zwischenbilanz und Perspektiven. München 1995.

Auffermann, V.: Das kalte und das warme Herz. Eine Studie über "Deutsche Befindlichkeit im Ost-West-Vergleich". In: Süddeutsche Zeitung 20.2.1995.

Bertram, H. (Hrsg.): Ostdeutschland im Wandel. Lebensverhältnisse - politische Einstellungen. Opladen 1995.

Bierhoff, H. W.: Zufriedenheit, Leistungsbereitschaft und Unfairness in Ost- und Westdeutschland. Zur psychosozialen Befindlichkeit nach der Wiedervereinigung. In: Schmitt, M. /Montada, L. (Hrsg.): Gerechtigkeitserleben im wieder vereinigten Deutschland. Opladen 1999, S. 45 ff.

Brunner, W. /Walz, D.: Selbstidentifikation der Ostdeutschen 1990-1997. Warum sich die Ostdeutschen zwar als Bürger zweiter Klasse fühlen, wir aber nicht auf eine "innere Mauer" treffen. In: Meulemann, H. (Hrsg.): Werte und nationale Identität im vereinten Deutschland. Erklärungsansätze der Umfrageforschung. Opladen 1998, S. 229 ff.

Bulmahn, Th.: Attribute einer lebenswerten Gesellschaft. Freiheit, Wohlstand, Sicherheit und Gerechtigkeit. In: Schriftenreihe des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung FS III 99-411.

Fuchs, D.: Welche Demokratie wollen die Deutschen? Einstellungen zur Demokratie im vereinigten Deutschland. In: Gabriel, O. W. (Hrsg.): Politische Orientierungen und Verhaltensweisen im vereinigten Deutschland. Opladen 1997, S. 81 ff.

Gabriel, O. W.: Politische Einstellungen und politisches Verhalten. In: Gabriel, O.W. /Holtmann, E. (Hrsg.): Handbuch Politisches System der Bundesrepublik Deutschland. München/Wien 1997 (a), S. 381 ff.

Gabriel, O.W.: Politische Kultur aus der Sicht der empirischen Sozialforschung. In: Niedermayer, O. /Beyme, K. (Hrsg.): Politische Kultur in Ost- und Westdeutschland. Berlin 1994, S. 22 ff.

Gabriel, O. W. (Hrsg.): Politische Orientierungen und Verhaltensweisen im vereinigten Deutschland. Opladen 1997.

Gensicke, Th.: Die neuen Bundesbürger. Eine Transformation ohne Integration. Opladen 1998.

Gensicke, Th.: Pragmatisch und optimistisch. Über die Bewältigung des Umbruchs in den neuen Bundesländern. In: Bertram, H. (Hrsg.): Ostdeutschland im Wandel. Lebensverhältnisse - politische Einstellungen. Opladen 1995, S. 127 ff.

Gensicke, Th.: Sind die Deutschen reformscheu? Potenziale der Eigenverantwortung in Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 18/1998, S. 3 ff.

Greiffenhagen, M.: Kulturen des Kompromisses. Opladen 1999.

Greiffenhagen, M.: Politische Legitimität in Deutschland. Gütersloh 1997; Lizenzusgabe der Bundeszentrale für politische Bildung Bonn 1998.

Greiffenhagen, M. u. S.: Ein schwieriges Vaterland. Zur politischen Kultur im vereinigten Deutschland. München 1993.

Greiffenhagen, M. u. S.: Politische Kultur. In: Grundwissen Politik. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn 1997; Lizenzausgabe Frankfurt/ New York 1997, S. 167 ff.

Greiffenhagen, M. u. S. (Hrsg.): Handwörterbuch zur politischen Kultur der Bundesrepublik Deutschland. Opladen 2000.

Häder, M.: Linear, zyklisch oder okkasional? Ein Indikator zur Ermittlung der individuell präferierten Form des Zeitbewusstseins. In: ZUMA- Nachrichten 39/1996, S. 17 ff.

Hardtwig, W./Winkler, H. A. (Hrsg.): Deutsche Entfremdung. Zum Befinden in Ost und West. München 1994

Jerusalem, M.: Sozialer Wandel, Veränderungserfahrungen und Stressprozesse. In: Schmitt, M. /Montada, L. (Hrsg.): Gerechtigkeitserleben im wiedervereinigten Deutschland. Opladen 1999, S. 299 ff.

Kaase, M.: Innere Einheit. In: Weidenfeld, W /Korte, K.-R. (Hrsg.): Handbuch zur deutschen Einheit. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn 1993, S. 372 ff.

Kaase, M./Bauer-Kaase, P.: Deutsche Vereinigung und innere Einheit 1990-1997. In: Meulemann, H. (Hrsg.): Werte und nationale Identität im vereinten Deutschland. Erklärungsansätze der Umfrageforschung. Opladen 1998, S. 251 ff.

Kuechler, M.: Vereint und doch getrennt? In: Meulemann, H. (Hrsg.): Werte und nationale Identität im vereinten Deutschland. Erklärungsansätze der Umfrageforschung. Opladen 1998, S. 291 ff.

Liebig, S./Wegener, B.: Protest und Verweigerung. Die Folgen sozialer Ungerechtigkeit in Deutschland. In: Schmitt, M./Montada, L. (Hrsg.): Gerechtigkeitserleben im wieder vereinigten Deutschland. Opladen 1999, S. 263 ff.

Maaz, H.-J.: Zwischen Depression und Narzismus. Die sozialpsychologischen Schwierigkeiten der deutschen Vereinigung. In: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte 38/1991, S. 1095 ff.

Meulemann, H. (Hrsg.): Werte und nationale Identität im vereinten Deutschland. Erklärungsansätze der Umfrageforschung. Opladen 1998.

Niedermayer, O./Beyme, K. (Hrsg.): Politische Kultur in Ost- und Westdeutschland. Berlin 1994.

Noelle-Neumann, E.: Die deutsche Einheit gelingt - aber wann? In: FAZ 18.12.1996.

Noelle-Neumann, E.: Die Jahre der Einheit. In: Die politische Meinung 12/1993.

Pollack, D.: Ostdeutsche Identität - ein multidimensionales Phänomen. In: Meulemann, H. (Hrsg.): Werte und nationale Identität im vereinten Deutschland. Erklärungsansätze der Umfrageforschung. Opladen 1998, S. 301.

Rohe, K.: Politische Kultur und ihre Analyse. Probleme und Perspektiven der politischen Kulturforschung. In: Historische Zeitschrift 250/1990.

Rohe, K.: Politische Kultur. Zum Verständnis eines theoretischen Konzepts. In: Niedermayer, O./Beyme, K. (Hrsg.): Politische Kultur in Ost- und Westdeutschland. Berlin 1994, S. 1 ff.

Roller, E.: Sozialpolitische Orientierungen nach der deutschen Vereinigung. In: Gabriel, O. W. (Hrsg.): Politische Orientierungen und Verhaltensweisen im vereinigten Deutschland. Opladen 1997, S. 115 ff.

Schmitt, M. u. a.: Ungerechtigkeitserleben im Vereinigungsprozess. Folgen für das emotionale Befinden und die seelische Gesundheit. In: Schmitt, M./Montada, L. (Hrsg.): Gerechtigkeitserleben im wieder vereinigten Deutschland, Opladen 1999, S. 169 ff.

Schmitt, M./Montada, L.: Psychologische, soziologische und arbeitswissenschaftliche Analysen der Transformation nach der deutschen Wiedervereinigung. In: Schmitt, M./Montada, L. (Hrsg.): Gerechtigkeitserleben im wieder vereinigten Deutschland, Opladen 1999, S. 7 ff.

Schmitt, M./ Montada, L. (Hrsg.): Gerechtigkeitserleben im wieder vereinigten Deutschland, Opladen 1999.

Schmitt, P.: Nationale Identität. Nationalismus und Patriotismus in einer Panelstudie 1993, 1995 und 1996. In: Meulemann, H. (Hrsg.): Werte und nationale Identität im vereinten Deutschland. Erklärungsansätze der Umfrageforschung. Opladen 1998, S. 269 ff.

Semkat, U.: 500 Milliarden sollen in den Osten fließen. In: Stuttgarter Zeitung 30.3. 2000. Sievers, H.: Zeitbewusstsein, Handlungsintentionen und Eigenverantwortung. Eine Analyse der Zusammenhänge zwischen handlungsbestimmenden Orientierungen. In: ZUMA- Nachrichten 42/1998, S. 144 ff.

SPIEGEL 22/2000: Aufbau Ost. Sizilianisches Niveau. Sturm, R.: Nicht in einer Generation zu erreichen. Die Angleichung der Lebensverhältnisse. In: Altenhof, R./ Jesse, E. (Hrsg.): Das wieder vereinigte Deutschland. Zwischenbilanz und Perspektiven. München 1995, S. 191 ff.

Thierse, W.: Wahrnehmungen zum deutschen Befinden in Ost und West. In: Hardtwig, W./Winkler, H. A. (Hrsg.): Deutsche Entfremdung. Zum Befinden in Ost und West. München 1994, S. 9 ff.

Thumfart, A.: Normative Integration. Fallstudien zu Transitionsprozessen in Ostdeutschland. Noch unveröff. Habilitationsschrift Erfurt 2000.

Trommsdorff, G.: Eine Dekade nach der Vereinigung. Auf dem Weg zur inneren Einheit? In: Schmitt, M./ Montada, L. (Hrsg.): Gerechtigkeitserleben im wieder vereinigten Deutschland, S. 313 ff.

Veen, H.-J.: Die innere Einheit ist schon da. In: FAZ 22. 7. 1997. Veen, H.-J.: Innere Einheit - aber wo liegt sie? In: Aus Politik und Zeitgeschichte B 40-41/1997, S. 19 ff.

Waschkuhn, A.. /Thumfart, A. (Hrsg.): Politik in Ostdeutschland. München/Wien 1999. Wegener, B./Liebig, S.: Gerechtigkeitsideologien 1991- 1996. In: Meulemann, H. (Hrsg.): Werte und nationale Identität im vereinten Deutschland. Erklärungsansätze der Umfrageforschung. Opladen 1998, S. 25 ff.

Weidenfeld, W./Korte, K.-R. (Hrsg.): Handbuch zur deutschen Einheit. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn 1993. Westle, B.: Kollektive Identität im vereinten Deutsch-land. Nation und Demokratie in der Wahrnehmung der Deutschen. Opladen 1999.

 

 


    Copyright ©   2000  LpB Baden-Württemberg   HOME

Kontakt / Vorschläge / Verbesserungen bitte an: lpb@lpb-bw.de